Drecksspiel: Thriller (German Edition)
Toni.
Die Falte auf der Stirn des Sozusagen-Geschäftsführers wurde noch tiefer.
Toni hielt ihm Leylas Foto hin. »Diese Aufnahme ist vor Ihrem Laden entstanden.«
»Ja, zur Eröffnung unseres Flagship-Stores, ich erinnere mich.«
»Auch an die Leute auf dem Bild?«
»Ja.«
Toni tippte auf den Mann neben Leyla. »Wer ist das?«
»Das weiß ich nicht.«
»Sie haben doch gerade gesagt …«
»… dass ich mich erinnere, ja. Damit habe ich aber nicht gemeint, dass ich sie auch alle kenne.« Herr Sozusagen räusperte sich. »Vielleicht verraten Sie mir, um was es eigentlich geht?«
Toni tat einen Schritt auf ihn zu. »Kennen Sie nun eine der Personen oder nicht?«
Herr Sozusagen nestelte am Kragen seiner Krawatte. »Die Frau am Rand.« Er deutete auf die Blondine rechts von Leyla, die auch Toni bekannt vorgekommen war. »Das ist Tatjana Leroux.«
»Tatjana wer?«
»Tatjana Leroux. Das Model.«
»Model?«
Der Geschäftsführer griff nach einem der Prospekte auf den Regalen, sichtlich erleichtert darüber, seine Distanz zu Toni wieder zu vergrößern. »Hier, schauen Sie sich den Folder an.« Auf etlichen Bildern war diese Tatjana zu erkennen. »Sehen Sie!« Er legte die Broschüre beiseite. »Oder werfen Sie einfach einen Blick nach draußen …«
Toni folgte seinem Fingerzeig. Von der Hausfassade gegenüber sah die Flatrate-Blondine hämisch grinsend zu, wie zwei grimmige Damen vom Ordnungsamt ein Knöllchen hinter den Scheibenwischer seines Polos klemmten. Sie sah etwas anders aus als auf Leylas Foto, geschminkt und mit im Wind wirbelnden Haaren. Aber sie war es. Tatjana Leroux. Ein Model. Keine Hure!
Was hatte Leyla mit ihr zu schaffen? Und wer war der Typ?
»Noch mal zurück zu den Leuten in Tatjanas Begleitung …«
»Wie ich schon sagte, ich kenne sie nicht. Ich meine mich zu erinnern, dass Tatjana sie als ihre Freunde vorgestellt hat, aber …«
»Ich muss Tatjana sprechen!«, unterbrach Toni.
»Da kann ich Ihnen nicht helfen. Unser Kontakt zu Tatjana kam über ihre Modelagentur zustande.«
»Wo finde ich diese Agentur?«
»In Frankfurt.«
*
David fegte die Plane beiseite.
In derselben Sekunde flammte ein Blitz auf und raubte ihm die Sicht. Die Plastikplane schlang sich raschelnd um seine Beine. Er stolperte. Nur mit Mühe hielt er sich aufrecht. Das grelle Licht erlosch, ein weißer Fleck glühte auf seiner Netzhaut nach. Er hörte eine wütende Stimme.
»Haben Sie noch alle Tassen im Schrank?«
Die Helligkeit zerfloss, vor Davids Augen gewann langsam eine Gestalt Kontur. Ein Totenschädel?
»Hat’s Ihnen die Sprache verschlagen?«
Ein höhnisch grinsender Totenkopf … auf einem T-Shirt … das ein junger Mann trug. Ruben. In der Hand hielt er einen Fotoapparat, von dem sich ein Kabel wie eine Schlange zu einem Blitzlichtstativ wand.
Ein paar Schritte weiter mühte sich ein zweiter Typ in Shorts und Flipflops, ohne T-Shirt, mit einem mannshohen Reflektor ab. Dessen Schimmern ließ die junge Frau, die sich nackt und gefesselt, nur mit Stilettos bekleidet, an einem rostigen Balken räkelte, wie einen Engel leuchten. Sie war Mitte zwanzig, vollbusig und schwarzhaarig. Es war nicht Shirin.
David befreite seine Beine von der Plastikplane. »Wo ist Shirin?«
»Wer?«, fragte Ruben.
»Shirin Rosenfeldt.«
»Wer soll das sein?«
»Wo ist sie?«
»Woher soll ich das wissen?«
David zog das Foto aus der Hemdtasche, hielt es dem Jungen vor die Nase. »Zum letzten Mal: Wo ist sie?«
»Keine Ahnung …«
David baute sich bedrohlich vor ihm auf. »Wo – ist – sie?«
»Ey, ich kenn sie ja nicht mal.«
»Du bist doch Ruben, oder?«
»Kennen wir uns?«
»Du hast Shirin am Dienstagabend gemeinsam mit ihrer Freundin nach Hause gefahren.«
»Sagt wer?«
»Hast du oder nicht?«
»Nee, ganz sicher nicht.« Ruben lächelte. »Was immer Ihre Kleine ausgefressen hat, ich hab nichts damit zu tun. Am Dienstag hab ich den ganzen Abend gearbeitet.«
»Den ganzen Abend?«
»Bis um zwei oder so.«
»In der Morena ?«
»Klar, das können Sie jeden dort fragen.« Jetzt grinste Ruben. »Aber vielleicht verraten Sie mir mal, was genau Sie eigentlich von mir wollen?«
David zeigte Shirins Foto dem halbnackten Typen. »Was ist mit dir?«
»Nee, noch nie gesehen.«
»Sieh genau hin!«
»Hab ich doch.«
David wandte sich dem nackten Mädchen zu. »Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«
»Klar.« Sie wackelte unbeholfen auf ihren Heels, während sie sich an die Seile um ihre Handgelenke
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