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Drecksspiel: Thriller (German Edition)

Drecksspiel: Thriller (German Edition)

Titel: Drecksspiel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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Herrenslips, durch deren Schritt sich gelbe Schlieren zogen. Für eine Wäsche hatte ihrem Besitzer offenbar die Zeit gefehlt, einen Hinweis auf seinen Verbleib hatte er auch hier nicht hinterlassen.
    Auf dem Weg zurück in die Diele fragte David sich, ob er Enttäuschung empfinden sollte. Aber im Grunde hatte er nichts anderes erwartet. Er knipste die Maglite aus und gähnte. Zum ersten Mal spürte er die Erschöpfung. Observierungen waren eine langwierige Angelegenheit, die müde und träge machte.
    Deshalb bemerkte er den Kerl in der Wohnungstür fast zu spät.

Drei
    Toni kurvte mit der S-Bahn kreuz und quer durch Berlin, bis er das Kottbusser Tor erreichte. Der Kotti war ein Drecksloch. Und ein Sinnbild dafür, wie weit es mit Toni gekommen war.
    Er hätte sich ohrfeigen können. Miguel Dossantos hatte mit ihm sprechen wollen – aus gutem Grund, wie Toni zugeben musste. Und ihm war nichts Besseres eingefallen, als die Flucht zu ergreifen. Wie hatte er nur so dämlich sein können?
    Fluchend stapfte Toni die Stufen zur Straße hinunter. Kaum hatte er den Bürgersteig erreicht, ging ihm das quirlige Chaos von Spätshops, Falafelbuden, Jugendlichen, Türken und Arabern und ihren Hiphop-pumpenden, tiefergelegten Achtzylindern schon auf die Nerven.
    Er sah auf sein Handgelenk, doch da war keine Uhr. Natürlich, sie lag noch immer auf dem Wohnzimmertisch in Leylas kleiner Wohnung, wo er sie gestern Abend vergessen hatte und … Ach, verfickte Scheiße! Er würde sich morgen darum kümmern. Oder nächste Woche. Vielleicht auch gar nicht. Die Uhr war ein Geschenk seiner Kollegen gewesen, zum 20-jährigen Dienstjubiläum, ein Citizen Promaster Funkchronograph mit Gravur. Für Toni. Nette Geste, aber er hatte das hässliche Ding nie gemocht.
    Auf dem Weg zur Adalbertstraße steckte er sich eine Pall Mall an, als ein bedröhnter Junkie in ihn hineinstolperte. Die Zigarette entglitt Tonis Fingern.
    »Sorry«, nuschelte der Typ und schlurfte weiter.
    Obwohl er sein Kapuzenshirt tief ins Gesicht gezogen hatte, erkannte Toni ihn auf Anhieb. Dieser Schwachkopf kam ihm gerade recht.
    »Hey«, rief Toni.
    Mincks zuckte vor Schreck zusammen. Oder war sein Name Mix? Toni vergaß ihn immer wieder.
    Mincks wollte wegrennen, doch bevor sich seine Beine in Bewegung setzen konnten, hatte Toni ihn bereits am Kragen gepackt und in einen Hauseingang geschoben. »Hab ich dir nicht gesagt, du sollst dich mit deiner Scheiße hier nicht mehr blicken lassen?«
    »Nein, nein …«
    Toni verpasste ihm eine Ohrfeige. »Wie, nein?«
    »Ja, ja …«
    Er schlug wieder zu. »Schnauze!«
    »Toni, ich …«
    Und noch ein Schlag. Allmählich begann Toni, sich besser zu fühlen.
    Mix beschränkte sich auf ein Nicken, während er sich mit seinen abgenagten Fingernägeln einen Eiterpickel am Kinn aufkratzte.
    Toni verzog angeekelt den Mund. »Also, was hast du?«
    »Ich? Nichts!«
    Toni hob die Hand.
    »Ist ja gut«, jammerte Mincks und zog ein kleines Tütchen Koks aus seiner Hosentasche.
    Toni steckte es ein. »Ist das alles?«
    »Ja.«
    Toni verpasste ihm abermals einen Hieb. »Lüg mich nicht an.«
    »Ehrlich …«
    Noch ein Schlag.
    »Ist ja gut, ist ja gut«, heulte Mix, vergrub seine Hand hinterm Rücken im Hosenbund, stocherte mit unbeholfenen Fingern in seiner Unterhose herum und brachte schließlich drei weitere Beutelchen zum Vorschein. Haare klebten am Plastik. »Toni, bitte, behalt das Koks, aber …«
    »Schnauze!« Toni ergriff die kleinen Tütchen, wischte sie an Mincks’ T-Shirt sauber und packte sie zu seinem Handy in die rechte Hosentasche.
    Mix flennte. »Das Zeug gehört mir nicht.«
    »Stimmt, jetzt gehört es mir.«
    »Ich krieg Ärger.«
    »Richtig«, Toni stieß ihn von sich, »mit mir, wenn du dich nicht sofort verpisst.«
    Mincks stolperte davon.
    »Und du kannst von Glück reden, dass heute mein guter Tag ist«, rief Toni ihm hinterher.
    Während er hinüber zur Admiralstraße lief, befühlte er die drei Beutelchen in seiner rechten Hosentasche, gefüllt mit billigem Crystal Meth, gekocht in irgendwelchen tschechischen Hinterhoflaboren, von wo es auf ominösen Wegen in die Berliner Szene und in die Hände solcher Schwachmaten wie Mix gelangte. Oder Mincks. Oder wie auch immer der Kerl hieß.
    Crystal Meth rührte Toni im Gegensatz zu Koks nicht an, allerdings würden die richtigen Leute eine ordentliche Summe dafür lockermachen.
    Toni steuerte einen gründerzeitlichen Altbau an, der um einige Meter versetzt von den

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