Drei Engel für Armand
erstechen.
Stacia lächelte und ging auf Danielle zu. Sie hob Danielles Schwert. Jetzt war es an Rose, um die Kontrolle zu kämpfen. »Das darfst du nicht! Wir müssen das Kind haben!«
Stacia schüttelte den Kopf. »Du musst das Kind haben. Ich muss meinen Mann rächen.«
»Tu’s nicht!«, sagte Danielle. Sie drehte sich zur Seite und richtete das Messer auf ihre Stiefschwester.
»Ich habe ihn geliebt.« Stacia holte aus.
Der Schlag fühlte sich an wie ein schwerer Ast, der gegen ihren Hals krachte. Danielle hörte das unverwechselbare Geräusch von zersplitterndem Glas. Sie fiel auf den Boden und presste die Hand auf die Stelle, wo das Schwert sie getroffen hatte. Sie schien eine Quetschung davongetragen zu haben, aber Blut fühlte sie keins.
Stacia wich zurück und stierte das kaputte Schwert an. Die Glasklinge war knapp unterhalb des Hefts abgebrochen; der Rest davon war neben Danielles Bein gelandet.
Kristallsplitter ragten aus Stacias Unterarm; das Blut tropfte bereits an ihrer Hand herunter.
Stacia schrie und schleuderte das Heft weg. Mit beiden Händen packte sie ihr Messer und stürzte auf Danielle los.
Danielle schnappte sich die abgebrochene Klinge und stieß ihrer Schwester die Spitze in den Bauch.
Hinter ihr schnappte Talia nach Luft, als die Peitschenschnüre von ihr abfielen. Stacia taumelte zurück. Sie griff nach der abgebrochenen Klinge, um sie herauszuziehen, erreichte damit aber lediglich, dass sie sich die Hände an dem blutigen Glas schnitt.
»Es tut mir leid«, sagte Danielle. Ungeachtet aller Qualen, die Charlotte und Stacia ihr über die Jahre zugefügt hatten, fühlte sie bloß Leere in sich, als sie Stacia wanken sah. Die Schnittwunde auf Danielles Bauch brannte, als sie auf ihre Stiefschwester zukroch. Sie betete, dass Talia recht hatte, dass die Menge Gift an Stacias Messer nicht ausreichte, um den Tod herbeizuführen.
»Mörderin!«, flüsterte Stacia. »Deine Mutter wäre stolz auf dich!«
»Na, mach schon! Bring es zu Ende!« Die Worte klangen hohl und fern wie durch einen langen Korridor.
Der Geist von Schnees Mutter stand hinter Stacia und schüttelte den Kopf. Wie den Dunkelingen schien Rose das normale Licht nichts auszumachen, doch wo jene es absorbierten, ignorierte diese es einfach. Sie war eine Frau, die immer in Schatten war, trotz der hellen Flammen des Kronleuchters über ihr, aber keinen auf den Boden warf.
Sie war schön, mit Schnees vollen Lippen und rundlichen Wangen und dunklen Augen, die glänzten wie die See bei Nacht. Schlank und anmutig umkreiste sie Danielle und Stacia. Ein Geruch wie von verbranntem Fleisch umwehte ihren Körper, und Danielle rümpfte die Nase.
Rose trug ein schlichtes graues Gewand, an dessen zerfetztem Saum die Flammen genagt hatten. Orangefarbene Flecken tanzten bei jeder Bewegung um den unteren Rand. Ihre Füße waren verkohlt und glichen eher verbranntem Feuerholz als irgendetwas Menschlichem. Danielle erinnerte sich daran, was Talia erzählt hatte, wie Schnees Zwerge Rose gefoltert hatten, bevor sie sie getötet hatten.
»Geh zurück, Prinzessin!« Talia warf eins der Messer der Herzogin. Es flog geradewegs durch Roses Brust.
»Ich bin tot, schon vergessen?«, sagte Rose und klang verärgert. »Du kannst mich nicht verletzen. Selbstverständlich kannst du mich auch nicht aufhalten.« Sie schritt auf Danielle zu, eine Hand nach ihrem Bauch ausgestreckt.
Danielle krabbelte weg. Talia stellte sich zwischen sie und den Geist, obwohl es nichts gab, was sie hätte tun können, um Danielle zu beschützen.
»Ich kann dich aufhalten.« Auf der anderen Seite des Zimmers humpelte Schnee die Treppe hoch, gefolgt von ihrem brennenden Zwerg. Wie eine Bugwelle flutete dem Angriff des Zwergs die Hitze voraus, als er durch den Raum auf Rose zustürmte.
Der Geist klatschte in die Hände. Als er sie wieder auseinandernahm, schwebte ein schattenhaftes Oval zwischen seinen Handflächen: Ein Rahmen aus Ebenholz mit goldenen Einlegearbeiten umgab einen dunklen Spiegel. Als der Zwerg angriff, wurde sein flammendes Spiegelbild größer. Aber das Spiegelbild war blasser; die Flammen flackerten wie das Licht einer Laterne, deren Docht kein Öl mehr hat. Als der Zwerg sprang, griff Rose durch ihren Spiegel. Ihre Finger umklammerten den Hals des Zwerges, und ohne erkennbare Anstrengung zog sie ihn in den Spiegel. Der Spiegel löste sich in Rauch auf und nahm den Zwerg mit sich.
»Das macht sechs von deinen sieben Zwergen.« Rose schritt den Rand
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