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Drei Engel für Armand

Drei Engel für Armand

Titel: Drei Engel für Armand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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Danielles verlorenem Pantoffel zu ihnen nach Hause gekommen war.
    Danielle holte tief Luft. »Bist du deshalb gekommen? Um mir deinen Kummer und deine Wut vor die Füße zu schleudern wie die schmutzige Wäsche, die du mir immer auf den Boden geworfen hast? Es tut mir leid wegen deiner Mutter, Charlotte. Ich hatte den König und die Königin gebeten, Heiler zu ihr zu schicken, aber –«
    »Meine Schwester und ich wollen nichts von dir«, sagte Charlotte und kam dabei so dicht heran, dass Danielle die Spucke ins Gesicht spritzte. Dem Geruch nach zu urteilen hatte Charlotte heute schon weit mehr als nur einem einzigen Kelch Wein zugesprochen. »Es sei denn, du besitzt die Macht, die Toten auferstehen zu lassen.«
    Danielle machte unauffällig einen Schritt zurück. »Warum bist du denn dann hier? Deine Mutter hat dir und Stacia doch alles hinterlassen. Das Haus meines Vaters, den Garten meiner Mutter, das alles gehört jetzt euch. Was willst du noch von mir?«
    Charlotte lächelte. Mit einer Hand öffnete sie die Bronzespange an ihrem Hals, und ihr Umhang glitt zu Boden. Darunter trug sie Bauerngewänder: ein weites Hemd aus weißem Leinen und einen groben braunen Rock. Normalerweise hätten Schnüre mit Gold oder Juwelen ihren langen Hals geschmückt; heute trug sie nur eine lederne Halskette, auf der ein einzelner glatter blauer Stein aufgefädelt war. An einem Strick, der ihr als Gürtel diente, hing ein langes Jagdmesser. Ihre Füße waren nackt, abgesehen von einem schmutzigen Verband am rechten Fuß. Charlottes eigene Mutter hatte ihr ein Stück von der Ferse abgeschnitten bei dem geistesgestörten Versuch, ihren Fuß passend für Danielles verloren gegangenen Pantoffel zu machen.
    »Ich bin hier, um zu tun, was meine Mutter hätte tun sollen«, flüsterte Charlotte. Mit weit offenen Augen zog sie das Messer aus der Scheide.
    Danielle wich an die Wand zurück. Das Messer allein machte ihr keine Angst; sie konnte die Gelegenheiten nicht zählen, bei denen Charlotte damit gedroht hatte, Danielle in den Kamin zu werfen oder sie im Garten einzugraben oder sie hinunter zu den Kanälen zu schleifen und sie wie ein unerwünschtes Kätzchen zu ertränken. Aber diese Kleider … Charlotte wäre lieber gestorben, als sich in solch erbärmlichen Gewändern sehen zu lassen. Sie war immer die Modepuppe ihrer Mutter gewesen, die die teuersten Kleider und Juwelen trug, während Danielle in ascheverschmutzten Lumpen zitterte.
    »Gefällt dir das?«, fragte Charlotte und strich über die Halskette. Sie machte eine Handbewegung in Richtung Tür: Der Eisenriegel rastete ein.
    »Wie hast du das gemacht?«, fragte Danielle.
    Das Sonnenlicht spiegelte sich auf der Klinge, als Charlotte näher kam. »Denkst du, du bist die Einzige, die Geheimnisse hat? Ich weiß alles über dich, kleines Aschenputtel. Wie deine tote Mutter den Prinzen verhext hat, sodass er dich mir vorgezogen hat. Wie sie dich mit Gold und Silber überhäuft hat für den Ball. Wie sie dir geholfen hat, mein Gesicht zu entstellen und meine Mutter zu ermorden.«
    Danielle hatte den Nachttisch erreicht. Ohne Charlotte auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen, griff sie nach unten, bis ihre Finger den Rand des Tabletts streiften, das Talia dagelassen hatte.
    »Ich habe versucht, dir und Stacia zu helfen«, sagte Danielle. »Armand wollte euch für eure Täuschung einsperren lassen. Ich war es, die auf Gnade gedrängt hat. Ich ließ zu, dass das Testament eurer Mutter unangefochten blieb, statt mit euch um das Haus meines Vaters zu kämpfen. Ich gab euch die Chance, euer eigenes Leben zu beginnen!«
    »Das Leben, das ich wollte, das Leben, das mir versprochen war, ist dasjenige, das du mir genommen hast«, sagte Charlotte. »Du solltest mir danken, Prinzessin. Bald wirst du bei deiner geliebten Mutter sein!«
    »Wenigstens werde ich da vor deiner Mutter sicher sein!«, fauchte Danielle.
    Charlottes Augen weiteten sich.
    Die Reste der Mahlzeit flogen durchs Zimmer, als Danielle das Tablett mit beiden Händen schwang. Als Waffe war die Holzplatte langsam und unhandlich. Charlotte drehte sich weg und bekam den Schlag auf die linke Schulter; sie packte die andere Seite des Tabletts und schlug mit dem Messer nach Danielles Arm.
    Danielle ließ das Tablett los. Das Messer verfehlte sein Ziel, und Charlotte taumelte zurück. Sie warf das Tablett zu Boden und rückte erneut vor.
    »Helft mir, Freunde!«, flüsterte Danielle. Sie hob die Fibel vornehmen Verhaltens auf und

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