Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drei Frauen und ein Braeutigam

Drei Frauen und ein Braeutigam

Titel: Drei Frauen und ein Braeutigam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
Vom Netzwerk:
allem nicht auf Nette!«, kreische ich besorgt.
    Grinsend nimmt sie beide Gläser in eine Hand, greift mit der dadurch frei gewordenen nach meiner und beginnt, mich durch die Bar in Richtung Restaurantbereich zu ziehen. »Komm und sieh ihn dir an. Und sei nett. Wie ich schon sagte, er ist ein bisschen schüchtern.«
    »Ich bin immer nett.«
    »Das weiß ich doch, Schätzchen. Er aber nicht. Ich glaube, es geht ihm etwas an die Substanz, der ganzen Bande vorgestellt zu werden.«
    »Wer ist denn noch da?«
    »Na ja, ich habe ihn mit Louis allein gelassen, der es im Gegensatz zu dir geschafft hat, pünktlich zu kommen.«
    »Und hat sich unsere Dancing Queen etwas gemäßigt? Oder trägt er seine üblichen Hotpants aus Goldlame?«
    »Silber.«
    »Was?«
    »Louis Hotpants sind aus Silberlame. Gold passt nicht zu seiner Hautfarbe.«
    »Egal, sag mir nur, dass er seinen verschärften Körper nicht in etwas zu Ausgefallenes gesteckt hat. Sonst werden nämlich all deine Bemühungen, ehrbar auszusehen, durch deine Freunde zunichte gemacht. Unsere Miss Mathers hier trägt auch mal wieder ein kleines Nichts, dessen Ausschnitt groß genug ist, um dein Fahrrad darin abzustellen.«
    Ich deute auf Tanya, der es irgendwie gelungen ist, den Typ, der seinen Drink verschüttet hat, zu überreden, nicht nur für den Ersatz selbst zu zahlen, sondern uns beiden im Austausch gegen ihre Telefonnummer je einen großen Gin Tonic zu spendieren. Jetzt tippelt sie auf ihren zierlichen Absätzen hinter uns her. Den Anblick von Grace in so viel Kleidung quittiert sie mit einem ungläubig aufgerissenen Mund.
    »Jeans und T-Shirt«, verkündet Grace, womit sie auf Louis‘ Aufmachung Bezug nimmt. »Obwohl das T-Shirt von Morgan ist!«
    Ich sehe zu der lauten Gruppe in der Ecke hinüber. Louis ist leicht wiederzuerkennen, obwohl er sein stacheliges schwarzes Haar kobaltblau gefärbt hat, sodass es zu seinen Augen passt.
    Abgesehen von den Haaren hat Louis dem Anlass gemäß von seiner üblichen Extravaganz abgesehen. Tatsache ist, dass er geradezu brav wirkt in der Jeans, die mehr Löcher als Stoff hat, und einem schwarz-goldenen Morgan-Top mit einer Blume auf der Brust. Der einzige Hinweis auf Louis‘ normalen Dresscode ist die poppig blaue Wimperntusche, die seine strahlenden Augen einrahmt.
    Außer Louis finden sich noch drei oder vier Leute in der kleinen Gruppe, in denen ich Arbeitskollegen von Grace wiederzuerkennen meine. Und noch ein Typ steht neben Louis. Den kenne ich nicht, weshalb man davon ausgehen muss, dass es sich bei ihm um Grace‘ Neuen handelt.
    Zumindest glaube ich, dass er es ist. Er sieht jedoch keineswegs so aus, als dürfte er es sein. Grace ist sehr wählerisch, wenn es um Männer geht. Jeder Einzelne war anders - und glauben Sie mir, es gab eine ganze Reihe doch sie alle hatten eines gemein: Selbstbewusstsein, manchmal sogar etwas zu viel davon, wie ich gestehen muss. Doch etwas zu viel ist weitaus besser als eimerweise zu wenig.
    Dieser Kerl sieht so selbstbewusst aus wie ein Eunuch bei einem Wettbewerb für Männerslips! Er wirkt seltsam fehl am Platz und scheint sich auffällig unwohl zu fühlen. Seine Finger zupfen fast ununterbrochen am Kragen seines Polohemds, als würde eine Polyesterhand ihm den Adamsapfel einzwängen. Obwohl Louis, der reden kann wie ein Wasserfall, ihn eifrig zutextet, hört er offensichtlich nicht wirklich zu. Seine Augen durchforschen die Bar auf der Suche nach Grace, wie die eines verunglückten Bergsteigers, der nach dem Rettungshubschrauber Ausschau hält.
    Er hat braune Spagettilocken, die nach einem Kochtopfschnitt aussehen, den man mit Pomade gestriegelt hat, so blitzsauber und schimmernd wirken sie. Und er hat eine beachtliche, leicht gerötete Nase. Die braunen Glubschaugen sehen hinter den Gläsern seiner Hornbrille noch größer aus. Sie rutscht ihm ständig auf die Nase hinunter, woraufhin er sie sofort wieder mit dem langen Zeigefinger seiner großen rechten Hand nach oben schiebt. Er hat das ernste, gelehrte, zuverlässige und gesunde Aussehen eines Schulsprechers vom Land. Und es ist mehr als offensichtlich, dass lautstarke Bars nicht sein Ding sind. Er hat sich wie zum Schutz halb hinter eine Säule zurückgezogen und blickt auf die lärmenden, trunkenen Ausschweifungen wie ein Priester, der sich verirrt hat und auf einer wilden Party statt auf der Wohltätigkeitsveranstaltung der Landfrauen gelandet ist, zu der er eigentlich wollte. Wenn er einen Anorak dabei hätte, wäre er

Weitere Kostenlose Bücher