Drei Frauen und los: Roman (German Edition)
Teile zu erkennen. Es gibt eine lange Falttür aus mehreren miteinander verbundenen Paneelen, die ebenfalls abgeschlossen ist, und ein weiteres Fenster. Lana tastet unter halb der schmutzigen Scheibe entlang, zwischen Rahmen und Fensterbrett. Es gelingt ihr, die Finger hineinzuzwängen.
Unter angestrengtem Stöhnen schiebt Lana die Fenster scheibe hoch. »Zuerst helfen wir dir hinein«, erklärt sie Rita.
Sie verschränkt die Finger, Tracee ebenfalls, damit Rita mit beiden Füßen hineinsteigen kann. »Eins, zwei, drei«, sagt Lana. Sie heben sie hinauf. Rita kippt nach vorne und hängt im Fensterrahmen, halb drinnen und halb draußen.
Tracee kichert.
»Alles klar bei dir?« Lana hofft, dass Rita Tracees unterdrücktes Lachen nicht hört und dass es ihr selbst gelingen wird, sich zu beherrschen.
»Alles klar. Schiebt mich.«
Das tun sie und hören einen Aufprall, als Rita auf den Boden fällt. Dann taucht sie im Fenster auf und schiebt es ganz nach oben.
»Du bist dran«, sagt Lana.
»Ich habe Angst, es zu sagen. Du wirst sonst wütend.«
»Was?«
»In diesem Kleid kann ich nicht durch das Fenster steigen.«
»Dann zieh es aus.«
Tracee kichert. Sie öffnet den seitlichen Reißverschluss, und ihr Kleid fällt um sie herum auf den Boden. Sie steigt hinaus, faltet es ordentlich zusammen und legt es Rita in die Arme.
»Du meine Güte, ist das schwer«, sagt Rita.
»Ich liebe es.« Tracee zieht die Haarklammern aus dem Schleier und reicht ihn Lana. Dann hievt sie sich nach obe n, jetzt ziemlich beweglich und sportlich, da sie nur noch einen BH und einen Rüschenunterrock trägt, und klettert durchs Fenster.
Lana gibt ihr den Schleier und klettert hinterher.
Trotz der Dunkelheit im Raum erweist es sich als erstaunlich einfach, Tracee wieder ins Kleid und den Schleier zu helfen, denn der Satinstoff strahlt weiß. Kurz diskutieren sie über die Vor- und Nachteile – anziehen oder nicht –, aber es ist wohl einfacher, wenn Tracee das Kleid anhat, als wenn sie es über dem Arm trägt.
»Wo seid ihr?«, fragt Rita auf einmal.
»Gleich hier«, sagt Lana.
»Hier«, sagt Tracee.
»Ich …«
Lana fragt: »Was ist denn?«
»Ich fürchte mich vor der Dunkelheit.« Rita ist froh, dass es dunkel ist, als sie diese peinliche Tatsache gesteht. »Ich bekomme …«
»Was, Angst?«
»Es ist dumm.«
»Warum denn?«, sagt Lana. »Wir sind hier. Wink mal mit den Armen.«
Sie finden einander, fassen sich an den Händen und gehen durch den Raum. Erst stoßen sie gegen Möbelstücke, aber dann gewöhnen sich ihre Augen an die Dunkelheit, und sie erkennen Gegenstände um sich – Formen –, auch wenn sie nicht genau sehen können, was was ist und wie alles zusammengehört.
Es scheint viele kleine Tische mit Stühlen zu geben. Lana tastet eine Tischplatte ab. »Krümel. Iiihh. Das klebt.« Mit der Hand fährt sie über eine gerillte hölzerne Oberfläche. Sie schätzt die Höhe ab – etwas mehr als taillenhoch – und stellt, indem sie den Arm ausstreckt, fest, dass das Möbel nicht sehr tief, aber ziemlich lang ist. »Das muss eine Bartheke sein. Bleibt hier. Setzt euch auf einen Hocker. Ich gehe auf die andere Seite.«
Lana tastet sich um die Theke herum nach hinten und lässt ihre Hände über die Bar wandern. Sie entdeckt Verschiedenes, manches davon vertraut, weil sie schon einmal hinter einer Bar gearbeitet hat – sie erkennt die Zapfhähne für das Bier, den Wasserhahn, das Gitter, wo das Wasser abläuft. Dann befühlt sie die Schubladen unter der Theke, zieht an einem Griff, und ein kleiner Kühlschrank geht auf. Endlich sehen die Frauen etwas, dank des tortenförmigen gelben Lichtscheins, der herausfällt.
»Was darf ich Ihnen anbieten?«, fragt Lana.
»Lana, nein«, sagt Tracee.
»Ich kann hinter der Bar stehen und keinen Alkohol trinken. Ich biete ihn nur an.«
»Für mich bitte nur Wasser«, sagt Rita.
»Tracee?«
»Ich überlege noch. Hm, was hätte ich gern?« Tracee tippt mit den Zehen auf den Boden.
»Tracee!«
»Okay, in Ordnung, ich nehme was aus diesem Hahn hier. Was steht da auf dem Griff? Pepsi.« Tracee zieht den Schleier von ihrem Kopf. Er besteht aus einem kristallbesetzten Krönchen und einem langen, gerafften Netz, das mit Satin eingefasst ist. Sie legt den Schleier auf die Theke und streichelt ihn.
»Ich glaube, ich hätte auch gern eine Pepsi«, sagt Rita.
Lana hält ein Glas unter den Zapfhahn und zieht am Griff. Es kommt ihr wie ein Wunder vor, dass tatsächlich Cola
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