Drei Generationen auf dem Jakobsweg: ... und meine Erfahrung mit Gott! (German Edition)
zu laufen. Manfred mit der lauten Stimme. Er fragte uns, wo wir denn untergekommen seien, wir deuteten nur hinter uns. Anschließend wollte er wissen, wo wir denn unser Pilgermenü einnehmen wollten. Wir deuteten ebenfalls hinter uns. Er erzählte uns, dass er und seine Frau in einer sehr günstigen Pension ganz in unserer Nähe untergekommen seien und er sich überlegte, ob nicht beide hier, mit uns zusammen, das Pilgermenü einnehmen sollten. Er überlegte nicht lange, sondern blieb gleich bei uns. Seine Frau Erika zitierte er per Handy kurzerhand dazu. Dieser Befehlston war mir fremd. Es war zwar mal ganz nett, mit anderen zu plaudern, aber wir vier (unsere Kleingruppe) waren uns eigentlich genug. Franzi forderte am Abend zu Recht die Aufmerksamkeit von uns allen ein. Dies bedeutete, dass sie nach dem Essen nicht stundenlang sitzen bleiben, sondern unterhalten werden wollte. Auch Larissa wollte mal ihre Eindrücke und ihre Sicht der Dinge besprechen. Es kam, wie ich es mir vorgestellt hatte. Franzi wollte sich geschickt in Szene setzen und auch mitquatschen, aber Manfred ließ sich darauf nicht ein. Im Gegenteil, seine Stimme wurde immer lauter. Er erzählte ohne Pause seine Ereignisse des Tages. Seine Frau hatte ohnehin nichts zu melden. Als Larissa nach dem Essen unsere Kleine zusammenpackte und ins Zimmer verschwand, war ich ziemlich unglücklich. Ich ließ Peter mit dem Ehepaar alleine, Peter wusste genau, was mich bewegte, blieb aber aus Höflichkeit noch eine Weile bei ihnen sitzen. Erst später kam er, nachdem er unsere Rechnung bezahlt und Manfred und Erika sich verabschiedet hatten, mir nach. Er brachte den Rest aus unserer Flasche Wein, wir rauchten noch eine Zigarette und gingen anschließend auch ins Bett.
8. Juni Mansilla de las Mulas – Leon (21 km)
Heute gab es ein zügiges Frühstück, wollten wir doch schnell los, da die Strecke nach Leon laut Reiseführer heute ziemlich langweilig zu werden schien und wir diese so schnell als möglich hinter uns bringen wollten. In den nächsten zwei Stunden durchquerten wir zwei kleinere Orte, Villamoros de Mansilla und gleich darauf Puente Villarente. Unserer Larissa ging es heute wieder einmal nicht schnell genug und so schaltete sie den Turbo ein und rollte eilig voraus. Der Weg nach Leon führte heute zum größten Teil an der Straße entlang und war von der ersten Minute an langweilig wie vorhergesehen. Diesen Weg hätte man meiner Meinung nach auslassen können. Aber »pilgern« heißt ja auch »leiden«, auch wenn es nicht immer körperliche Leiden sein müssen. Leiden kann man auch an Eintönigkeit und Verkehrslärm. Bei mir kam heute beides zusammen. Nach diesen elf Kilometern Strecke und zwei Stunden Gehzeit trafen wir in Arcahueja wieder auf Larissa und Franzi. Vor einer Bäckerei hatten sie die Kinderkutsche geparkt und saßen mit bester Laune bei Kaffee und Kakao. Die Kleine war ausgeschlafen und bestens gelaunt. Als sie uns durch die Türe kommen sah, war sie nicht mehr zu bremsen. Omi und Opi waren wieder da. Wir gesellten uns auf eine Tasse Kaffee dazu und ließen uns von der guten Laune anstecken, bevor wir dann in Richtung Puente Castro aufbrachen. Heute würden wir Leon erreichen und das Erste, was ich tue, ist ein Schuhgeschäft anzusteuern. Peter machte sich mehr Sorgen um meine Füße als ich und meinte: »Sollen wir nicht einfach mit dem Bus bis Leon fahren, damit du deine Füße schonen kannst?« Sogar Larissa war bereit mit dem Bus zu fahren, denn mittlerweile hatte auch sie einmal abends gesehen, wie geschwollen mein rechter Fuß wirklich war. Aber das wollte ich nicht. Jetzt waren wir schon so weit gekommen. Die nächsten zehn Kilometer schafften wir heute auch noch. Na ja, des Menschen Wille sei sein Himmelreich!
Noch bevor wir das Dorf verließen, sichtete unsere Kleine einen Spielplatz. Da mussten wir natürlich unbedingt hin. Das hatte sie sich, so brav, wie sie all die Tage seit unserem Reiseantritt gewesen war, auch redlich verdient. Lachend und quietschend saß sie mal alleine, mal mit ihrer Mutter zusammen auf dieser oder jener Schaukel, bevor sie dann zum Klettergerüst wechselte. Nach einiger Zeit sagte sie kurz und trocken: »Jetzt gehen wir weiter.« Ihr Wunsch war uns Befehl! Unsere Kleine ist so süß. Lieber Gott, ich danke Dir für dieses kleine Wesen!
Nachdem wir das Dorf verlassen hatten, stapften wir wieder die Straße entlang. Endlos lange und eintönig, bis wir dann über eine riesige blaue Eisenbrücke für
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