Drei Generationen auf dem Jakobsweg: ... und meine Erfahrung mit Gott! (German Edition)
Fußgänger die Straße im Zickzackverfahren überqueren konnten und endlich die Dächer von Leon sahen. Überglücklich in Leon angelangt zu sein, waren wir jedoch erst am Ortseingang. Um ins Zentrum von Leon zu gelangen, mussten wir nochmals ungefähr fünf Kilometer, rund eine Stunde, laufen. Unser gebuchtes Hostal fanden wir heute auf direktem Weg. Wieder war es allerdings im dritten Stock, was bedeutete, den Wagen, natürlich ohne Kind, in den dritten Stock zu hieven. Nun wollten wir nur schnell unsere Rucksäcke verstauen, das Schuhwerk wechseln und im Anschluss gleich losziehen. Das taten wir auch. Stadteinwärts fanden wir als Erstes ein relativ gut sortiertes Schuhgeschäft. Die Schuhe, richtige Bergschuhe aus Wildleder, bis über die Knöchel reichend, die mir ins Auge fielen, gab es tatsächlich in meiner Größe. Allerdings war das mit dem geschwollenen Fuß nicht so einfach. Ich entschied mich diese einfach eine Nummer größer zu nehmen. Testen wollte ich diese dann heute und morgen in Leon, denn für morgen war ein Ruhetag geplant. Wenn sie dann doch nicht passten, hätte ich eben Pech gehabt. Obwohl mir jetzt die Sandalen wesentlich lieber gewesen wären, ließ ich die Schuhe gleich an. Larissa und Franziska begleiteten uns, da wir im Anschluss mit unserer Kleinen ein Eis essen gehen wollten.
Langsam schlenderten wir die Fußgängerzone entlang. Leon war schon beeindruckend. Die wunderschönen alten Gebäude der Altstadt waren alle in Gelb- und Ockertönen gehalten. Eine sehr saubere Stadt lag vor uns und lud förmlich zu einem Stadtbummel ein. Für den morgigen Tag hatten wir uns die Besichtigung der zwischen dem 13. und 14. Jahrhundert erbauten Catedral de Leon vorgenommen, die unweit von unserem Hostal entfernt in ihrer Größe einen imposanten Eindruck bei uns hinterließ. Zurück im Hostal wollten wir im Gastgarten des gegenüberliegenden Lokals ein Bier trinken und uns nur um Franzi kümmern. Hier konnte sie sich ein bisschen frei bewegen. Außerdem ist unsere Kleine ja nicht scheu und freundete sich gleich mit ein paar am Nachbartisch sitzenden Mädchen an. Es war so schön zuzusehen, wie diese Kinder, keines sprach die Sprache des anderen, sich verständigten. Sie spielten fangen und tanzten im Kreis, mal rechts und mal links herum.
Kurz bevor wir aufbrechen wollten, um in der angrenzenden Fußgängerzone zu essen, war er wieder da. Manfred, selbstverständlich ohne seine Frau, kam mit einem »Hallo« auf uns zu und fragte, wo wir denn heute essen gehen wollten. Er würde sich uns gerne anschließen und seiner Frau, die im Augenblick ein Nickerchen hielt, dann Bescheid geben. Er hätte auch schon mehrere Lokale gesichtet und bot uns einige zur Auswahl. Also zogen wir zu fünft los, der Magen knurrte mittlerweile und Leon lud tatsächlich noch auf ein bisschen mehr ein. Wir landeten gleich im nächsten Lokal, einem relativ gemütlich aussehenden Speiserestaurant. Heute wollten wir kein Pilgermenü, sondern hatten uns im Vorfeld entschlossen à la carte zu essen. Wir bekamen einen runden Tisch, Franzi setzte sich neben Manfred, welcher jetzt seine Frau per Handy ins Lokal bestellte, Larissa saß zwischen Franzi und mir. Natürlich bemerkte ich, dass es Larissa nicht allzu recht war, dass Manfred sich schon wieder anschloss. Auch mir war es nicht sehr recht, da ich ja bereits erwähnte, dass unsere Kleine abends die Aufmerksamkeit aller Familienmitglieder benötigte, damit auch ihre Mutter mal in Ruhe essen konnte und vielleicht auch mal ein paar Minuten für sich hatte. Allerdings war das durch Manfred für heute nicht mehr gewährleistet. Franzi stieß Manfred dann auch noch gegen das Schienbein, nicht fest, aber dieser beschwerte sich, was das solle. Er sagte zu Franzi: »Möchtest du dich jetzt geschickt in Szene setzen? Aber das ist jetzt nicht. Ich spreche gerade mit deinem Opa und deshalb hast du Sendepause!« Franzi war zu abgelenkt und wollte deshalb auch nicht essen. Sie quengelte und forderte ihr Recht und bekam nicht die versprochene Aufmerksamkeit, da Manfred nicht bereit war seinen Redeschwall zu unterbrechen, im Gegenteil immer lauter wurde. Ich merkte, dass es meiner Tochter bereits die Tränen in die Augen trieb, sie packte Franzi und sagte nur kurz: »Wir gehen jetzt ins Bett«, und weg war sie. Franzis Teller war fast unberührt, Larissas Teller ebenso. Jetzt trieb es auch mir die Tränen in die Augen. Taten mir beide doch unheimlich leid. Fertig vom Tag, nichts gegessen,
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