Drei Generationen auf dem Jakobsweg: ... und meine Erfahrung mit Gott! (German Edition)
nur noch: Die Zeichen stehen auf Nervenzusammenbruch!
Ganz durcheinander ging ich mit Peter in unser Zimmer. Die Worte waren sehr hart, momentan zu hart für mich. Jetzt ließ auch ich meinen Tränen freien Lauf. Sollte auch ich jetzt einen Nervenzusammenbruch haben? War das das Ende unseres gemeinsamen Weges? Peter sagte nur: »Ich gehe nachschauen, was los ist.« Ich lag auf meinem Bett und dachte nur, was ich für einen tollen Mann habe. Ich würde nicht nur für meine Tochter oder Enkelin mein Leben geben, sondern auch für ihn, sollte es notwendig sein. Ich fing an zu beten! Ich sprach mit Gott und meinen Schutzheiligen, um wieder einigermaßen auf gleich zu kommen. Ich erzählte ihnen, dass ich den Weg gerne mit meiner Familie zu Ende gehen wollte! Ich bat sie auch, meiner Tochter von meiner Liebe ihr und der Kleinen gegenüber zu erzählen. Wir beide, Peter und ich, würden ihr die Kleine auch sehr gerne mehr abnehmen, aber sie ließ uns ja nicht. Ich bat auch darum, ihr wieder neue Kraft und Energie zu geben und ihre Nerven zu beruhigen. Wobei ich selbstverständlich auch bereit wäre unsere Reise hier und jetzt abzubrechen, sollte es nötig sein. Allerdings verstand ich nicht, was sie mit diesem Manfred hatte. Natürlich war es auch mal schön, mit anderen Pilgern Erfahrungen auszutauschen, obgleich mir natürlich unsere Kleingruppe am wichtigsten war. Wie konnte sie denn alles so falsch interpretieren? Der einzige Grund, der mir einfiel, war, dass sie täglich mehrmals über ihre physischen und psychischen Grenzen gegangen war. Wir hatten genug Zeit eingeplant und konnten unsere Etappen jederzeit verkürzen oder auch mehr Ruhetage einlegen. Aber genau das wollte sie ja nicht! Allerdings wollte ich jetzt auch nicht alles hochspielen, lagen doch auch meine Nerven seit einiger Zeit ein bisschen blank. Waren wir nicht alle ein bisschen angeschlagen? Es war der Weg, der Jakobsweg, der längst in Vergessenheit geratene Dinge hochkochte! Auf diesem Weg muss man sich der Wahrheit stellen. Koste es, was es wolle. Hier hilft alles nichts. Sogar bei mir, mit über 50 Jahren, kochte die Kindheit von Zeit zu Zeit hoch. Auch ich hätte noch einiges mit meiner Mutter zu klären, vielleicht sogar zu bereinigen. Doch leider war es hierfür zu spät. Meine Mutter war bereits vor vielen Jahren verstorben. Also hatte ich schon vor langer Zeit beschlossen mich mittels »Fernwartung« mit ihr in Verbindung zu setzen. Aber es brauchte halt alles seine Zeit. Jetzt war erst einmal meine Tochter wichtig. Aber wie ich meinen Mann kannte, seine äußerst einfühlsame, zuvorkommende und ausgleichende Art, würde er es schaffen, Larissa wieder ins Lot zu bringen. Wenn einer es schaffte, dann er! Ich war jetzt nicht gefragt. Mein Mann kam und was sage ich, er hatte es geschafft. Larissa hatte sich auch mal ihre Sorgen von der Seele reden können und hatte sogar schon wieder ein bisschen lachen müssen. Die Kleine schlief selig in ihrem Bettchen und sie hatten verabredeten, dass wir uns gegen ein Uhr nachmittags zur Besichtigung der Kathedrale von Leon treffen wollten. Erleichtert schlief auch ich ein bisschen ein. Tat doch gut, so ein Ruhetag, auch wenn er emotional gesehen sehr stürmisch war!
Pünktlich um ein Uhr standen wir alle am Gang vor unseren Zimmern und liefen gemeinsam Richtung Kathedrale. Wir waren beeindruckt von den Baulichkeiten, sprachen noch ein Gebet und begaben uns nach draußen, um in der Sonne noch einen guten Kaffee zu uns zu nehmen. Anschließend gingen wir noch ein bisschen die Fußgängerzone auf und ab und waren erleichtert, dass zumindest vordergründig unsere heutigen Differenzen ausgemerzt waren. Meine neuen Schuhe passten offensichtlich ganz gut. Zumindest schmerzten meine Füße nicht mehr allzu sehr. Trotzdem liefen wir für einen sogenannten Ruhetag ganz schön weit umher. Plötzlich kam mein Mann mit einem Päckchen zu mir. Er überreichte es mir mit den Worten: »Das ist für dich, mein Schatz!« Als ich es auspackte, befand sich darin, das gestern von mir in der Auslage eines Juweliers gesichtete Lederarmband mit Swarovski-Steinen. Ich staunte nicht schlecht über die Beobachtungsgabe meines Mannes. Als er mir mit dem Verschluss behilflich war, sagte er: »Das Armband ist anstelle einer Tapferkeitsmedaille wegen der ertragenen Schmerzen für dich gedacht.« Habe ich nicht einen erstaunlichen Mann? Immer denkt er zuerst an die anderen.
Schon war es Zeit, an das Abendessen zu denken. Heute wollte ich
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