Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drei Generationen auf dem Jakobsweg: ... und meine Erfahrung mit Gott! (German Edition)

Drei Generationen auf dem Jakobsweg: ... und meine Erfahrung mit Gott! (German Edition)

Titel: Drei Generationen auf dem Jakobsweg: ... und meine Erfahrung mit Gott! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Stein
Vom Netzwerk:
aufzuregen, bis ich innehielt und mir dachte: Was mache ich jetzt gerade? Sollte ich vielleicht mein Leben aufräumen? Sollte ich vielleicht etwas verändern? Sollte ich meine Vorurteile gegenüber anderen Menschen, Buspilger und Radfahrer zum Beispiel, ablegen? Dass ich nicht den ganzen Tag nachdenken soll, ob ich meiner Tochter irgendwie zu nahe getreten bin, nur weil sie vorausläuft, weil sie meiner Meinung nach zu wenig isst, weil sie mich nicht gerade glücklich ansieht oder umarmt, wenn ich es gerne hätte? Sollte ich aufhören mir grundsätzlich über andere Gedanken zu machen und nur noch mein eigenes Leben leben? Was passiert denn jetzt gerade mit mir? Falle ich etwa in eine Depression? Ausgerechnet ich, die starke Business-Lady, die ich bin oder vielleicht nur vorgebe zu sein, oder hängt sie mir sogar zum Hals heraus? Wäre es nicht schön, einfach nur mal ich zu sein? Möchte ich vielleicht manchmal, dass sich die ganze Welt um mich dreht, und übersehe dabei völlig, dass sich die Welt auch ohne mich dreht? Kann man wirklich alles über den Haufen werfen? Hätte ich mich nicht hart an die Kandare genommen, hätten mich die Fragen überrannt. Aber hier schnelle Antworten zu bekommen war unmöglich! Plötzlich riss mich Peter aus meinem Gedankenwirrwarr und sagte: »Schau mal, Schatz, unser Hostal!« Ich sah ihn so irritiert an, dass er sagte: »1000 Euro für deine Gedanken!« Ich sagte nur: »Ich erzähle sie dir gerne nach dem Abendessen, sogar kostenlos.«
    Wir hatten ein schönes, kleines Hostal, geführt von Mutter und Tochter. Die Tochter zeigte uns den Parkplatz für unsere Kinderkutsche, danach unsere Zimmer. Jeweils ein schönes, gepflegtes Doppelzimmer, nur das Bad mussten sich unsere Kinder mit uns teilen. Wir waren glücklich endlich angekommen zu sein. Unseren Kindern ließen wir den Vortritt beim Duschen, gingen nach unten und bestellten schon mal drei große Biere, dazu gab es ein Schüsselchen Oliven und aufgeschnittenes Baguette. Auf diesem Weg waren solche Kleinigkeiten Verwöhnprogramm pur. Als unsere Franzi kam, freute sie sich über die Oliven und aß ein paar mit viel Genuss. Sie war schon wirklich hart im Nehmen. Nun bat ich darum, das Programm für morgen festzulegen. Mein Mann sagte: »Also wenn es dir nichts ausmacht, würde ich dafür plädieren, dass du zusammen mit Franzi und dem ganzen Gepäck mit dem Taxi nach Triacastello vorausfährst. Den alten Römerweg hätte ich doch zu gerne gesehen, aber mit der Kinderkutsche werden wir wohl nicht weit kommen. Außerdem glaube ich, dass es auch deinem Fuß guttun wird.« Meine Tochter meinte, ich solle entscheiden, was mir lieber war, so würden wir dann tun. Da ich mit den Aussagen nichts anfangen konnte, sprach ich ein Machtwort, à la spanischer Big Mama. Wir würden es so machen, wie von mir vorgeschlagen. Jetzt mussten wir nur noch ein Taxi organisieren. Die nette Wirtin gab uns die Nummer der Taxizentrale, ich wählte und keiner verstand mich. Ich versuchte es noch mal, jetzt wurde der Hörer einfach aufgelegt. Na gut, blieb nur noch Jaco-Trans, die Nummer hatte ich ja von Maxi. Allerdings, und das wusste ich auch von Maxi, transportierten die keine Leute, sondern nur Gepäck. Aber ich hatte Glück. Die Dame sprach Englisch. Ich erklärte ihr, dass ich ein Großraumtaxi benötigte, welches drei große Rucksäcke (zweimal 50 und einmal 60 Liter), einen großen Kinderwagen, einen Erwachsenen und ein Kleinkind von Las Herrerias nach Triacastela bringen konnte. Kein Problem, kam am anderen Ende. Wir verabredeten uns für neun Uhr morgens. Ob das klappen würde, ich hatte ein mulmiges Gefühl.
    Allerdings ließ ich mir die gute Laune nicht verderben, wir spielten noch mit Franzi, bis es dann endlich das heiß ersehnte Pilgermenü gab. Die Damen hatten hervorragend gekocht. Bei einem Gläschen Wein ließen wir den Abend im Freien bei sommerlichen Temperaturen ausklingen. Ich war froh und zufrieden, dass ich meinen beiden morgen einen schönen Wandertag ermöglichen konnte. Franzi und ich würden den Tag ebenfalls genießen. Nach einem Dankeschön und einem Gebet mit der Bitte, morgen alles glatt laufen zu lassen, schlief ich schließlich ein.

17. Juni Las Herrerias – O Cebreiro – Triacastela (30 km mit dem Taxi)
    Pünktlich um sieben Uhr standen unsere beiden auf und gingen ins Bad. Wir verfolgten die lustige Debatte zwischen Mutter und Tochter. Es war total süß mit anzuhören, wie Franzi sich auf den neuen Tag freute. Als

Weitere Kostenlose Bücher