Drei Haselnuesse für Aschenbroedel
neigte den Kopf und war fort wie der Blitz.
Was würde sie darum geben, ihm folgen zu dürfen! Doch sie musste hierbleiben und arbeiten, während Dora sich neben ihr aufbaute, die Hände in die Hüften gestützt und Spott im Blick.
Aschenbrödel tat, als fordere das Staubwischen all ihre Aufmerksamkeit.
Doch natürlich lieà die Stiefschwester sie nicht in Ruhe. âAschenbrödel, möchtest du mit uns in die Stadt fahren?â
Die blauen Linien auf den Kacheln verschwammen vor ihrem Blick. Ewigkeiten war es her, dass sie in der Stadt gewesen war. Ihr Vater hatte sie mitgenommen â nur sie und er. Und sie hatte neben ihm auf dem Kutschbock gesessen, die Lichter der Laternen hatten auf dem Schnee geglitzert.
Aschenbrödel wagte nicht, sich umzudrehen, wagte nicht zu hoffen, Dora könnte die Frage ernst meinen â und doch ertappte sie sich dabei, wie sie mit dem Kopf nickte.
Schon lachte Dora schallend. âAusreiÃen würden die Leute vor dir!â
Aschenbrödel klammerte sich mit beiden Händen an den breiten Sims des Kachelofens. Sosehr sie es danach verlangte, sie durfte sich nicht dazu hinreiÃen lassen, sich umzudrehen und die Hand gegen Dora zu erheben.
âDu faulenzt ja schon wiederâ, ertönte die Stimme der Stiefmutter hinter ihr. âAufkehren sollst du!â
Aufkehren, bitte, das konnte sie haben! Aschenbrödel bückte sich und nahm das Reisigbündel neben dem Ofen auf. Sie fegte mit ihm über die groben Kohlenkörner, die vor der Ofenöffnung lagen, dass sie wild durcheinanderkullerten.
âOrdentlich hab ich gesagtâ, schimpfte die Stiefmutter. âVerstanden?â
Laut genug brüllte sie ja. Aschenbrödel lieà das Reisigbündel fallen und schnappte sich den Besen. Mit wütenden Strichen zog sie ihn über den Boden, dass die Asche nur so aufwirbelte. Graue Schwaden zogen durch die gesamte Stube, hüllten sie selbst, Dora und die Stiefmutter ein, legten sich auf die feinen Stoffe.
âHör sofort auf!â, kreischte die Stiefmutter zwischen heftigen Hustenanfällen, und auch Dora war das Lachen gründlich vergangen.
Die erste Haselnuss
Aber natürlich hatten Dora und die Stiefmutter das letzte Wort behalten. Aschenbrödel seufzte und füllte den Weidenkorb mit Heu für Nikolaus. Ihr kurzer Triumph war süà gewesen, doch die Folgen umso bitterer. Dora und die Stiefmutter hatten sie mit Arbeit überschüttet und sie gleich wieder nach drauÃen in die Kälte geschickt.
Wenigstens leisteten die Tiere ihr Gesellschaft. Kasperle tollte im Schnee umher, als wäre alles in bester Ordnung. Laut bellend umkreiste er Nikolaus und neckte den Schimmel mit seiner Wendigkeit und seinen Kunststückchen.
Winzek stand auf der alten klapprigen Holzleiter und sägte Ãste von den kahlen Bäumen. Er warf ihr einen mitleidigen Blick zu, als er von der Leiter stieg und das Bündel Holz auf dem Schlitten festzurrte. Dann legte er sich das Seil um eine Schulter und zog den voll beladenen Schlitten quer über die schneebedeckte Fläche Richtung Gutshaus.
Nikolaus trabte zu ihr an die alte Scheune, während Kasperle weiter laut bellend im Schnee herumtollte. Aschenbrödel stellte den Korb mit dem Heu ab. âKasperle, sei ruhig.â Sie strich Nikolaus über die Nüstern. âWarte einen Moment, ich will nur sehen, was Rosalie macht.â
Schnell stieg sie die Leiter zum Dachboden der Scheune hinauf. Die Eule saà auf ihrem angestammten Platz und blickte ihr aus den dunklen runden Augen entgegen. Aschenbrödel seufzte. âMeine liebe Rosalie, du kannst fliegen, wohin du willst.â
Rosalie legte den Kopf schräg, als verstünde sie jedes Wort, als wollte sie ihr sagen, dass sie ihr nur zu gern ihre Flügel leihen würde, wenn sie es könnte. Aschenbrödel stützte die Arme auf das Schatzkästchen, das Rosalie für sie bewachte, und legte den Kopf darauf ab.
âIch darf jetzt nicht mehr vom Gut.â Das war die Strafe dafür, dass sie die Stiefmutter und Dora in Aschewolken eingehüllt hatte. Doras Lachen klang ihr noch in den Ohren. Und ihr Singsang: âIch geh zum Ball, ich geh zum Ball, ich geh zum Ball ins Schloss und das Aschenbrödel bleibt hier.â
Nicht einmal einen Reim brachte die zustande. Aber Dora würde zum Ball gehen und sie nicht, das blieb unumstöÃlich wahr. Aschenbrödel seufzte
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