Drei Haselnuesse für Aschenbroedel
erneut.
âUnd ich würd so gern wissen, wo ich ihn wiederseh.â Oder ob sie den Prinzen überhaupt wiedersehen würde. Und wie sie das anstellen sollte. Die Stiefmutter würde sie jetzt strenger überwachen denn je. Selbst wenn ihr eine List einfiele, wie sie sich unbemerkt vom Gutsgelände stehlen könnte â vielleicht, ja vielleicht, wenn die zwei zum Ball fuhren, wenn sie fort waren, könnte auch sie sich davonschleichen ⦠âAber kann ich denn so gehen?â, fragte sie Rosalie und zupfte an ihrem Schaffellumhang. Nein, es war hoffnungslos.
Aschenbrödel nahm das Zweiglein mit den drei Haselnüssen aus der Tasche. Sie drehte und wendete es in den Händen. Es war lange her, dass ihr jemand etwas geschenkt hatte. Winzeks Geschenk gehörte zu den anderen Schätzen in ihrem Kästchen. Sie klappte den Deckel auf.
âHuh-huh!â, rief Rosalie sanft.
Aschenbrödel hob den Kopf. Eine leise Melodie klang durch die Scheune, ganz anders als der Wind, wenn er durch die Löcher im Dach und um die alten Holzbalken pfiff. Sie krampfte die Finger um das Zweiglein. Es knackte und klackte wie Holz, das auf Holz schlug. Aschenbrödel zuckte zusammen. Eine Nuss war von dem Zweiglein abgebrochen und zu Boden gefallen.
Die Melodie verklang und lieà einzig Stille zurück, als hätte es nie etwas anderes gegeben. Aschenbrödel bückte sich nach der Nuss. Die braune Schale hatte einen Riss bekommen und aus dem Spalt ragte etwas WeiÃes, Weiches hervor. Wie ein Stück einer Feder. Mit der Spitze von Daumen und Zeigefinger griff sie vorsichtig danach und zog.
Sogleich setzte die Melodie wieder ein und die Nuss sprang entzwei. Aschenbrödel traute ihren Augen nicht.
Sie hielt einen Jägerhut in den Händen. Und auf dem Boden vor ihr lag eine ganze Jagdausrüstung: ein Köcher voller Pfeile, eine Armbrust, ein Dolch, ein grünes Wams, Hosen und Stiefel. âDas soll alles mir gehören?â, fragte Aschenbrödel Rosalie. Die Eule blieb stumm und blickte sie nur erwartungsvoll an.
Eine vollständige Jagdausrüstung! Aschenbrödel schlüpfte in die Kleidung, so schnell sie nur konnte, winkte Rosalie noch einmal zu und kletterte vom Dachboden hinab.
Dort unten stand Nikolaus mit einem neuen Sattel und neuem Zaumzeug. Aschenbrödel lachte. Wie herrlich konnte das Leben doch sein!
âNa, Nikolaus, wollen wir losreiten?â
Nikolaus schnaubte und nickte mit dem Kopf. Kasperle rannte herbei, winselte und wackelte mit den Ohren.
âUnd du willst auch mitkommen, Kasperle, hm?â
Sofort stellte Kasperle sich auf die Hinterbeine und führte ein Tänzchen auf.
âNa, komm.â Aschenbrödel schwang sich in den Sattel. Sie schnalzte mit der Zunge und lenkte Nikolaus Richtung Wald. Der Schimmel brauchte keine weitere Aufforderung. Mit weit ausholenden Schritten galoppierte er los, während Kasperle laut bellend neben ihnen herrannte. Aschenbrödel hielt das Gesicht in den Wind und überlieà Nikolaus die Wahl des Weges.
König der Jagd
Lautes Hundegebell störte die Ruhe des Waldes und Nikolaus schnaubte und schüttelte den Kopf. Aschenbrödel strich ihm beruhigend über den Hals. Kasperle sprang aufgeregt um seine Hufe herum, dass sie fürchten musste, er würde den Schimmel zu Fall bringen.
âBrrr!â Aschenbrödel hieà Nikolaus anhalten und beugte sich zu Kasperle hinab. Der tanzte auf dem Weg vor ihr hin und her, wollte sie zur Eile antreiben. Inzwischen konnte sie über dem Gebell der fremden Hundemeute auch Pferdegetrappel hören und Stimmen. Es schien, als wäre da eine ganze Jagdgesellschaft unterwegs.
âDu musst ganz ruhig bleiben, Kasperle. Ruhig, hörst du?â
Er schaute sie verwundert an, doch er gehorchte. Aschenbrödel nickte ihm zu. âSo ist es brav. Komm!â Sie lenkte Nikolaus vom Weg hinunter. Kasperle blieb an ihrer Seite und machte keinen Mucks. Im Schutz der Bäume näherten sie sich der Jagdgesellschaft.
âDer Erste für mich!â, hörte sie die Stimme des Prinzen, noch bevor sie die Jäger sah.
Aschenbrödel befahl Nikolaus und Kasperle stehen zu bleiben. Da waren die Jäger! Der Prinz ritt an der Spitze der Gesellschaft und legte gerade die Armbrust an. Mit einer Hand zügelte er sein Pferd, mit der anderen hielt er die Armbrust ruhig auf einen Fuchs gerichtet. Ein schönes Tier mit dichtem
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