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Drei Kameraden

Drei Kameraden

Titel: Drei Kameraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Maria Remarque
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Werde mal versuchen, ein Zimmer in deiner Nähe zu bekommen.«
     Sie lächelte. »Ausgeschlossen! Kriegst du nicht! Wie willst
    du das machen?«
    »Freust du dich, wenn ich es schaffe?«
     »Was für eine Frage! Es wäre herrlich, Liebling. Fast wie bei Mutter Zalewski!«
     »Gut, dann laß mich mal jetzt eine halbe Stunde arbeiten!«
     »Schön. Ich spiele so lange mit Antonio Schach. Das habe ich hier gelernt.«
     Ich ging ins Büro und erklärte, daß ich längere Zeit bliebe und ein Zimmer in Pats Etage haben möchte. Eine ältere Dame ohne Busen sah mich indigniert an und lehnte meinen Wunsch auf Grund der Hausordnung ab.
     »Wer hat die Hausordnung gemacht?« fragte ich.
     »Die Direktion«, gab die Dame zurück und strich die Falten ihres Kleides glatt.
     Ziemlich widerwillig teilte sie mir schließlich mit, daß der Chefarzt über Ausnahmen zu entscheiden habe. »Er ist aber nicht mehr da«, fügte sie hinzu. »Und abends darf er nur dienstlich gestört werden.«
     »Schön«, sagte ich, »dann werde ich ihn mal dienstlich stören. In Sachen der Hausordnung.«
     Der Chefarzt wohnte in einem kleinen Hause neben dem Sanatorium. Er empfing mich gleich und gab mir sofort die Erlaubnis. »So leicht habe ich mir das nach dem Anfang nicht vorgestellt«, sagte ich.
     Er lachte. »Aha, die alte Rexroth hat Sie wohl erwischt? Na, ich werde gleich mal telefonieren.«
    Ich ging zurück ins Büro. Die alte Rexroth verschwand würdig, als sie mein herausforderndes Gesicht erblickte. Ich regelte alles mit der Sekretärin und gab dem Hausknecht Auftrag, mein Gepäck herüberzuschaffen und mir ein paar Flaschen zu trinken zu besorgen. Dann ging ich zu Pat in die Halle.
     »Hast du's geschafft?« fragte sie.
     »Noch nicht, aber in ein paar Tagen werde ich's schon erreichen.«
     »Schade.« Sie warf die Schachfiguren um und stand auf.
    »Was wollen wir machen?« fragte ich. »In die Bar gehen?«
     »Wir spielen abends oft Karten«, sagte Antonio. »Es gibt Föhn, das spürt man. Da ist Kartenspielen das Bequemste.«
     »Kartenspielen? Pat?« fragte ich verwundert. »Was kannst du denn für Kartenspiele? Schwarzer Peter und Patience, was?«
     »Poker, Liebling«, erklärte Pat.
     Ich lachte. »Tatsächlich, sie kann es«, sagte Antonio. »Sie ist nur zu waghalsig. Sie blufft furchtbar.«
     »Ich auch«, erwiderte ich. »Das müssen wir doch mal versuchen.«
     Wir setzten uns in eine Ecke und begannen zu spielen. Pat pokerte gar nicht schlecht. Sie bluffte wirklich, daß die Fetzen flogen. Nach einer Stunde zeigte Antonio auf die Landschaft draußen vor dem Fenster. Es schneite. Langsam, als zögerten sie noch, fielen die dicken Flocken fast senkrecht herunter.
     »Es ist ganz windstill«, sagte Antonio. »Das gibt viel Schnee.«
     »Wo mag Köster jetzt sein?« fragte Pat.
     »Er ist schon über den Hauptpaß weg«, sagte ich. Einen Augenblick sah ich Karl ganz deutlich vor mir, wie er mit Köster durch die weiße Nacht zog, und alles kam mir plötzlich etwas unwirklich vor – daß ich hier saß, daß Köster unterwegs war und daß Pat da war. Sie lächelte mich glücklich an, die Hand mit den Karten auf den Tisch gestemmt. »Los, Robby!«
     Die Kanonenkugel strich durch die Halle, blieb hinter unserm Tisch stehen und begann wohlwollend zu kiebitzen. Wahrscheinlich schlief die Frau, und er suchte Unterhaltung. Ich legte die Karten hin und starrte ihn giftig an, bis er verschwand.
     »Freundlich bist du nicht«, sagte Pat vergnügt.
     »Nein«, erwiderte ich. »Will ich auch nicht sein.«
     Wir gingen noch in die Bar und tranken ein paar Spezial.
     Dann mußte Pat schlafen. Ich verabschiedete mich in der Halle von ihr. Sie schritt langsam die Treppe hinauf und sah sich um und blieb stehen, bevor sie in den Korridor einbog. Ich wartete etwas, dann ließ ich mir im Büro meinen Zimmerschlüssel geben. Die kleine Sekretärin lächelte.
     »Nummer achtundsiebzig«, erklärte sie.
     Es war das Zimmer neben Pat. »Auf Veranlassung von Fräulein Rexroth etwa?« fragte ich.
     »Nein, Fräulein Rexroth ist im Missionshaus«, erwiderte sie.
     »Missionshäuser sind manchmal ein Segen«, sagte ich und ging rasch hinauf. Meine Sachen waren schon ausgepackt. Eine halbe Stunde später klopfte ich an die Verbindungstür zwischen den beiden Zimmern. »Wer ist da?« rief Pat.
    »Die Sittenpolizei«, erwiderte ich.
     Der Schlüssel knirschte, und die Tür flog auf. »Du, Robby?« stammelte Pat

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