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Drei Kameraden

Drei Kameraden

Titel: Drei Kameraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Maria Remarque
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Schmied meinte, man könne nie wissen, wann man so was nötig hätte, und lachte darüber derartig, daß er eine Weinflasche fallen ließ. Aber Lenz wollte nicht. »Augenblick, hab' da vorhin was gesehen«, sagte er und verschwand. Ein paar Minuten später holte er den Wagen und schob ihn davon. »Erledigt«, meinte er, als er allein wiederkam. Wir stiegen in den Cadillac. »Wie Weihnachten!« sagte Lina glücklich in all ihrem Kram und gab uns die rote Pratze zum Abschied.
    Der Schmied nahm uns noch eine Sekunde beiseite. »Hört
    mal zu«, sagte er, »wenn ihr mal jemand zu verhauen habt – ich wohne Leibnizstraße sechzehn, Hinterhof, zwei Treppen links. Eventuell, wenn's mehrere sind, komme ich auch mit meinem Verein.«
     »Gemacht«, erwiderten wir und fuhren los. Als wir um die Ecke des Rummelplatzes bogen, zeigte Gottfried aus dem Fenster. Da stand unser Kinderwagen, ein richtiges Kind drin und eine blasse, immer noch verstörte Frau daneben, die ihn untersuchte.
     »Gut, was?« meinte Gottfried.
     »Bringen Sie ihr noch die Teddybären!« rief Patrice Hollmann. »Die gehören dazu.«
     »Einen vielleicht«, sagte Lenz, »einen müssen Sie behalten.«
     »Nein, beide.«
     »Gut.« Lenz sprang aus dem Wagen, warf die Plüschdinger
    der Frau in die Arme und raste, ehe sie etwas sagen konnte, davon, als würde er verfolgt. »So«, sagte er aufatmend, »jetzt ist mir vor meinem eigenen Edelmut ganz schlecht geworden. Setzt mich am International ab. Ich muß unbedingt einen Kognak haben.«
     Er stieg aus, und ich brachte das Mädchen nach Hause. Es war anders als das letztemal. Sie stand in der Tür, und das Licht der Laterne überflackerte ihr Gesicht. Sie sah herrlich aus. Ich wäre gern mit ihr gegangen. »Gute Nacht«, sagte ich, »schlafen Sie gut.«
     »Gute Nacht.«
     Ich sah ihr nach, bis die Beleuchtung erlosch. Dann fuhr ich mit dem Cadillac los. Ich fühlte mich merkwürdig. Es war nicht wie sonst, wenn man mal abends auf ein Mädchen verrückt war. Es war viel mehr Zärtlichkeit dabei. Zärtlichkeit und der Wunsch, sich einmal ganz loslassen zu können. Fallen zu lassen, irgendwohin...

     Ich fuhr zu Lenz ins International. Es war fast leer. In einer Ecke saß Fritzi mit ihrem Freund, dem Kellner Alois. Sie stritten miteinander. Gottfried saß mit Mimi und Wally auf dem Sofa neben der Theke. Er war reizend mit beiden, auch mit Mimi, dem armen alten Geschöpf.
     Die Mädchen gingen bald. Sie mußten ins Geschäft; jetzt war die Hauptzeit. Mimi ächzte und seufzte wegen ihrer Krampfadern. Ich setzte mich neben Gottfried. »Schieß nur los«, sagte ich.
     »Wozu, Baby?« erwiderte er zu meinem Erstaunen. »Ist ganz richtig, was du machst.«
     Ich war erleichtert, daß er es so einfach nahm. »Hätte ja schon vorher einen Ton reden können«, sagte ich.
     Er winkte ab. »Unsinn.«
     Ich bestellte mir einen Rum. »Weißt du«, sagte ich dann, »ich habe keine Ahnung, was sie ist und so. Auch nicht, wie sie zu dem Binding steht. Hat er dir damals eigentlich was gesagt?«
     Er sah mich an. »Kümmert dich das was?«
     »Nein.«
     »Wollt' ich auch meinen. Der Mantel steht dir übrigens gut.«
     Ich errötete.
     »Brauchst nicht rot zu werden. Hast ganz recht. Wollte, ich könnte es auch.«
     Ich schwieg eine Weile. »Wieso, Gottfried?« fragte ich schließlich.
     Er sah mich an. »Weil alles andere Dreck ist, Robby. Weil es heute nichts gibt, was lohnt. Denk daran, was Ferdinand dir gestern erzählt hat. Hat gar nicht unrecht, der alte dicke Leichenpinseler. Na, nun komm, setz dich an den Kasten da und spiel ein paar von den alten Soldatenliedern.«
     Ich spielte »Drei Lilien« und den »Argonnerwald«. Es klang geisterhaft in dem leeren Lokal, wenn man daran dachte, wann wir es immer gesungen hatten.

    7 Zwei Tage später kam Köster eilig aus der Bude. »Robby, dein Blumenthal hat telefoniert. Du sollst um elf mit dem Cadillac zu ihm kommen. Er will eine Probefahrt machen.«
     Ich schmiß Schraubenzieher und Engländer hin. »Mensch, Otto – wenn das was würde!«
     »Was habe ich euch gesagt«, ließ Lenz sich aus der Grube unter dem Ford her vernehmen. »Er kommt wieder, habe ich gesagt. Immer auf Gottfried hören!«
     »Halt den Schnabel, die Situation ist ernst«, schrie ich hinunter. »Otto, wieviel kann ich äußerst vom Preis nachlassen?«
     »Äußerst zweitausend. Alleräußerst zweitausendzweihundert. Wenn's gar nicht anders geht, zweifünf. Wenn du siehst, daß du

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