Drei Kameraden
Kücheneinrichtung braucht. Nein, nein, Juden sind gut, die wissen, was sie wollen. Aber ich schwöre dir, mein guter Dicker: Wenn ich diesem direkten Nachkommen des streitbaren Judas Makkabäus auch nur noch hundert Mark nachlasse, will ich mein ganzes Leben keinen Schnaps mehr trinken.«
Frau Blumenthal erschien. Ich erinnerte mich an alle Ratschläge von Lenz und verwandelte mich aus einem Kämpfer in einen Kavalier. Blumenthal hatte dafür nur ein niederträchtiges Lächeln. Der Mann war aus Eisen. Er hätte Lokomotiven verkaufen sollen, aber keine Trikotagen.
Ich sorgte dafür, daß er hinten in den Wagen kam und seine Frau neben mich. »Wohin darf ich Sie fahren, gnädige Frau?« fragte ich schmelzend.
»Wohin Sie wollen«, meinte sie, mütterlich lächelnd.
Ich begann zu plaudern. Es war eine Wohltat, einen harmlosen Menschen vor sich zu haben. Ich sprach so leise, daß Blumenthal nicht viel verstehen konnte. So sprach ich freier. Es war ohnehin schon schlimm genug, daß er hinten saß.
Wir hielten. Ich stieg aus und sah meinen Feind fest an. »Sie müssen doch zugeben, daß der Wagen sich wie Butter fährt, Herr Blumenthal.«
»Was heißt schon Butter, junger Mann«, entgegnete er sonderbar freundlich, »wenn die Steuern einen auffressen. Der Wagen kostet zuviel Steuern. Ihnen gesagt.«
»Herr Blumenthal«, sagte ich, bestrebt, den Ton festzuhalten, »Sie sind Geschäftsmann, zu Ihnen kann ich, aufrichtig reden. Das sind keine Steuern, das sind Spesen. Sagen Sie selbst, was erfordert ein Geschäft denn heute? Sie wissen es – nicht mehr Kapital wie früher –, Kredit braucht es! Und wie kriegt man Kredit? Immer noch durchs Auftreten. Ein Cadillac ist solide und flott – behäbig, aber nicht altmodisch – gesundes Bürgertum –, er ist die lebendige Reklame fürs Geschäft.«
Blumenthal wandte sich belustigt an seine Frau. »Ein jüdisches Köpfchen hat er, wie? Junger Mann«, sagte er dann, immer noch familiär, »die beste Reklame für Solidität ist heute ein schäbiger Anzug und Autobusfahren. Wenn wir beide das Geld hätten, das für die eleganten Autos, die da 'rumflitzen, noch nicht bezahlt ist, könnten wir uns bequem zur Ruhe setzen. Ihnen gesagt. Im Vertrauen.«
Ich sah ihn mißtrauisch an. Was hatte er nur mit seiner Freundlichkeit vor? Oder dämpfte die Gegenwart seiner Frau seinen Kampfgeist? Ich beschloß, eine Pistole abzufeuern. »So ein Cadillac ist doch was anderes als ein Essex, nicht wahr, gnädige Frau? Der Junior von Meyer und Sohn fährt so ein Ding, aber ich möchte ihn nicht geschenkt haben, diesen grellroten, auffälligen Schlitten...«
Ich hörte Blumenthal schnauben und fuhr rasch fort: »Die Farbe hier kleidet Sie übrigens sehr gut, gnädige Frau – gedämpftes Kobaltblau zu Blond...«
Plötzlich sah ich Blumenthal wie einen ganzen Wald voll Affen grinsen. »Meyer und Sohn – tüchtig, tüchtig...«, stöhnte er. »Und jetzt auch noch Schmonzes – Schmonzes!«
Ich blickte ihn an. Ich traute meinen Augen nicht; das war
echt! Sofort schlug ich weiter in dieselbe Kerbe. »Herr Blumenthal, gestatten Sie, daß ich etwas richtigstelle. Bei einer Frau sind Schmonzes nie Schmonzes. Es sind Komplimente, die in unserer Jammerzeit leider immer seltener werden. Die Frau ist kein Stahlmöbel; sie ist eine Blume – sie verlangt keine Sachlichkeit; sie verlangt die heitere Schmonzessonne. Besser, ihr jeden Tag etwas Hübsches zu sagen, als mit tierischem Ernst das ganze Leben für sie zu arbeiten. Ihnen gesagt. Ebenfalls im Vertrauen. Und dabei habe ich nicht einmal Schmonzes geredet, sondern ein physikalisches Grundgesetz herangezogen. Blau paßt gut zu Blond.«
»Gut gebrüllt, Löwe«, sagte Blumenthal strahlend. »Hören Sie, Herr Lohkamp! Ich weiß, daß ich Ihnen noch glatt tausend Mark abhandeln kann...«
Ich trat einen Schritt zurück. Tückischer Satan, dachte ich, das ist der erwartete Schlag. Ich sah mich bereits als Abstinent durchs Leben wandern und warf den Blick eines gemarterten Rehkitzes zu Frau Blumenthal hinüber. »Aber Vater...«, sagte sie.
»Laß mal, Mutter«, erwiderte er. »Also ich könnte es – aber ich tue es nicht. Es hat mir Spaß als Geschäftsmann gemacht, wie Sie gearbeitet haben. Noch etwas zu phantasievoll, aber immerhin – das mit Meyer und Sohn war schon gut. Haben Sie eine jüdische Mutter?«
»Nein.«
»Waren Sie mal in der Konfektion?«
»Ja.«
»Sehen Sie, daher der Stil. In was für
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