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Drei Kameraden

Drei Kameraden

Titel: Drei Kameraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Maria Remarque
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wollen.«
     Beide gingen hinein. So nebeneinander sahen sie aus, als wäre Pat Ferdinands Tochter. Die schlanke, kühne und junge Tochter eines müden Riesen, der aus der Vorzeit übriggeblieben war.
     Um elf Uhr fuhren wir zurück. Valentin und Ferdinand hatten das Taxi, das Valentin steuerte. Wir andern fuhren mit Karl. Die Nacht war warm, und Köster machte noch einen Umweg durch ein paar Dörfer, die verschlafen an der Straße lagen mit wenigen Lichtern und vereinzeltem Hundegebell. Lenz saß vorne neben Otto und sang, Pat und ich hockten hinten im Wagen.
     Köster fuhr wunderbar. Er nahm die Kurven wie ein Vogel. Es wirkte spielerisch, so sicher war es. Er fuhr nicht hart, wie die meisten Rennfahrer. Man hätte schlafen können, wenn er Serpentinen nahm, so ruhig fuhr er den Wagen. Man merkte nie die Geschwindigkeit.
     Wir hörten am veränderten Ton der Reifen, wenn das Pflaster wechselte. Auf Teerstraßen pfiffen sie, auf Steinpflaster donnerten sie dumpf. Die Scheinwerfer jagten wie fahle Hetzhunde langgestreckt vor uns her und zerrten aus dem Dunkel eine zitternde Birkenallee heran, eine Pappelreihe, vorüberstürzende Telegrafenstangen, geduckte Häuser und die stumme Parade der Waldränder. Ungeheuer zog über uns, begleitet von tausend Sternen, der helle Rauch der Milchstraße mit.
     Das Tempo nahm zu. Ich deckte unsere Mäntel über Pat. Sie lächelte mir zu. »Liebst du mich eigentlich?« fragte ich.
     Sie schüttelte den Kopf. »Du mich?«
     »Nein. Ein Glück, was?«
     »Ein großes Glück.«
     »Dann kann uns ja nichts passieren, wie?«
     »Gar nichts –«, erwiderte sie und faßte unter den Mänteln nach meiner Hand.
     Die Straße führte in einem Bogen an den Bahndamm herunter. Die Schienen schimmerten. Weit vor uns schwankte ein rotes Licht. Karl brüllte auf und schoß los. Es war ein Schnellzug mit Schlafwagen und einem hellerleuchteten Speisewagen. Wir holten auf und waren bald auf gleicher Höhe. Aus den Fenstern winkten Leute. Wir winkten nicht zurück. Wir fuhren vorbei. Ich sah mich um. Die Lokomotive sprühte Rauch und Funken. Sie stampfte schwarz in der blauen Nacht. Wir hatten sie überholt – aber wir fuhren in die Stadt, zu Taxis, Reparaturwerkstätten und möblierten Zimmern. Sie jedoch stampfte an den Flanken der Wälder und Felder und Flüsse vorüber in die Ferne und das Abenteuer der Weite.
     Straßen und Häuser schwankten heran. Karl wurde leiser, aber sein Röhren war immer noch das eines wilden Tieres.
     Köster hielt in der Nähe des Friedhofs. Er fuhr weder zu Pat noch zu mir, hielt einfach irgendwo in der Nähe, er dachte wahrscheinlich, wir wollten allein sein. Wir stiegen aus. Die beiden sausten sofort weiter, ohne sich umzusehen. Ich blickte ihnen nach. Einen Augenblick war das sonderbar. Sie fuhren ab, meine Kameraden fuhren ab, und ich blieb zurück, blieb zurück.
     Ich schüttelte es ab. »Komm«, sagte ich zu Pat, die mich ansah, als hätte sie etwas gespürt.
     »Fahr mit«, sagte sie.
     »Nein«, erwiderte ich.
     »Du möchtest doch mitfahren...«
     »Ach wo –«, sagte ich und wußte, daß es stimmte. »Komm...«
     Wir gingen am Friedhof entlang, noch etwas schwankend vom Wind und vom Fahren. »Robby«, sagte Pat, »ich möchte lieber nach Hause.«
     »Warum?«
     »Ich will nicht, daß du meinetwegen etwas aufgibst.«
     »Was fällt dir ein«, fragte ich, »was gebe ich denn auf?«
    »Deine Kameraden...«
     »Die gebe ich doch gar nicht auf – die treffe ich ja morgen früh schon wieder.«
     »Du weißt schon, was ich meine«, sagte sie. »Du warst früher viel mehr mit ihnen zusammen.«
     »Weil du nicht da warst«, erwiderte ich und schloß die Tür auf.
     Sie schüttelte den Kopf. »Das ist etwas ganz anderes.«
     »Natürlich ist es anders. Gott sei Dank.«
     Ich nahm sie hoch und trug sie den Korridor entlang in mein Zimmer. »Du brauchst Kameraden«, sagte sie dicht an meinem Gesicht.
     »Dich brauche ich auch«, erwiderte ich.
     »Aber nicht so nötig...«
     »Das werden wir ja noch sehen...«
     Ich stieß die Tür auf und ließ sie zu Boden gleiten. Sie hielt mich fest. »Ich bin nur ein sehr schlechter Kamerad, Robby.«
     »Das will ich hoffen«, sagte ich. »Ich will auch keine Frau als Kameraden. Ich will eine Geliebte.«
     »Bin ich auch nicht«, murmelte sie.
     »Was bist du denn?«
     »Nichts Halbes und nichts Ganzes. Ein Fragment...«
     »Das ist das Beste«, sagte ich. »Das regt die Phantasie an. Solche

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