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Drei Kameraden

Drei Kameraden

Titel: Drei Kameraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Maria Remarque
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nachdenkt, ist es eine ungeheure Sache, die überhaupt kein Ende hat. Es ist etwas, das einen ganz zerreißen und verändern kann. Es ist Liebe und doch etwas anderes. Etwas, wofür man leben kann. Für die Liebe kann ein Mann nicht leben. Für einen Menschen wohl.
     Ich wollte etwas sagen, aber ich konnte es nicht. Es ist schwer, Worte zu finden, wenn man wirklich etwas zu sagen hat. Und selbst, wenn man die richtigen Worte weiß, dann schämt man sich, sie auszusprechen. Alle diese Worte gehören noch in frühere Jahrhunderte. Unsere Zeit hat für ihre Gefühle die Worte noch nicht. Sie kann nur burschikos sein – alles andere ist unecht.
     »Pat«, sagte ich, »alter tapferer Bursche...«
     In diesem Augenblick trat Jaffé ein. Er überblickte sofort die Situation. »Fabelhafte Leistung«, knurrte er, »hab' mir schon so was Ähnliches gedacht.«
     Ich wollte ihm etwas entgegnen, aber er warf mich kurzerhand 'raus.

      17 Es war zwei Wochen später. Pat hatte sich so weit erholt, daß wir zurückreisen konnten. Wir hatten unsere Sachen gepackt und warteten auf Gottfried Lenz. Er sollte den Wagen abholen. Pat und ich wollten mit der Eisenbahn fahren.
     Es war ein warmer, milchiger Tag. Die Wolken standen regungslos wie Watte am Himmel, die heiße Luft zitterte über den Dünen, und das Meer lag bleiern in hellem, flimmerndem Dunst.
     Gottfried kam nach dem Mittagessen an. Ich sah seinen blonden Kopf schon von weitem über die Hecken leuchten. Erst als er in den Fahrweg zur Villa Fräulein Müllers einbog, bemerkte ich, daß er nicht allein war – neben ihm tauchte eine Rennfahrerimitation in Miniaturformat auf – eine riesige karierte Mütze, die mit dem Schild nach hinten aufgesetzt war, eine mächtige Staubbrille, ein weißer Overall und ein paar gewaltige, rubinrot leuchtende Ohren.
     »Mein Gott, das ist ja Jupp!« sagte ich erstaunt.
     »Persönlich, Herr Lohkamp!« erwiderte Jupp grinsend.
     »Und in dem Aufzug! Was ist denn bloß los mit dir?«
     »Das siehst du doch«, erklärte Lenz vergnügt und schüttelte mir die Hand. »Er wird zum Rennfahrer herangebildet. Seit acht Tagen bekommt er bei mir Fahrunterricht. Da hat er mich angefleht, daß ich ihn heute mitnehmen soll. Gute Gelegenheit für ihn, seine erste Überlandtour zu machen.«
     »Werde die Sache schon schmeißen, Herr Lohkamp!« bestätigte Jupp eifrig.
     »Und wie er sie schmeißen wird!« Gottfried schmunzelte. »Ich habe so was von einem Verfolgungswahnsinnigen noch nicht gesehen! Am ersten Tag seines Fahrunterrichtes hat er schon versucht, mit unserem alten, guten Taxi einen Mercedes-Kompressor zu überholen. Ein verdammter kleiner Satan!«
     Jupp schwitzte vor Glück und sah Lenz anbetend an. »Dachte, ich könnte den protzigen Vogel vernaschen, Herr Lenz! Wollte ihn in der Kurve schnappen, wie Herr Köster.«
     Ich mußte lachen. »Du fängst ja gut an, Jupp.«
     Gottfried blickte mit väterlichem Stolz auf seinen Fahrschüler herab.
     »Zunächst schnapp dir jetzt mal die Koffer und bring sie zum Bahnhof.«
     »Allein?« Jupp explodierte fast vor Spannung. »Darf ich das Stück bis zum Bahnhof ganz allein fahren, Herr Lenz?«
     Gottfried nickte, und Jupp raste ins Haus.
     Wir gaben die Koffer auf. Dann holten wir Pat ab und fuhren zum Bahnhof. Es war noch eine Viertelstunde zu früh, als wir ankamen. Der Bahnsteig war leer. Nur ein paar Milchkannen standen herum.
     »Fahrt nur los«, sagte ich. »Ihr kommt sonst zu spät nach Hause.«
     Jupp am Steuer sah mich beleidigt an.
     »Solche Bemerkungen gefallen dir nicht, was?« fragte Lenz
    ihn.
     Jupp richtete sich auf. »Herr Lohkamp«, sagte er vorwurfsvoll, »ich habe mir die Sache genau durchgerechnet. Wir sind bequem um acht Uhr in der Werkstatt.«
     »Sehr richtig!« Lenz klopfte ihm auf die Schulter. »Biete ihm doch eine Wette an, Jupp. Um eine Flasche
    Selterswasser.«
     »Selterswasser nicht«, erwiderte Jupp, »aber eine Schachtel Zigaretten riskiere ich sofort.«
     Er schaute mich herausfordernd an.
     »Weißt du auch, daß die Straßen ziemlich schlecht sind?« fragte ich.
    »Alles einkalkuliert, Herr Lohkamp!«
    »Und an die Kurven hast du auch gedacht?«
    »Kurven machen mir nichts aus. Ich habe keine Nerven.«
     »Gut, Jupp«, sagte ich ernsthaft. »Dann halte ich die Wette. Aber Herr Lenz darf unterwegs nicht fahren.«
     Jupp legte die Hand auf die Brust. »Mein Ehrenwort!«
     »Gut, gut. Aber sag mal, was hältst du denn da so krampfhaft in

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