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Drei Kameraden

Drei Kameraden

Titel: Drei Kameraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Maria Remarque
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der Hand?«
     »Meine Stoppuhr. Ich will unterwegs die Zeit nehmen. Möchte doch mal sehen, was der Schlitten leistet.«
     Lenz schmunzelte. »Ja, Kinder, Jupp ist prima ausgerüstet. Ich glaube, der brave, alte Citroen zittert schon in allen Knochen vor ihm.«
     Jupp überhörte die Ironie. Er zerrte aufgeregt an seiner Mütze.
     »Dann wollen wir los, Herr Lenz, was? Wette ist Wette!«
     »Natürlich, du kleiner Kompressor! Auf Wiedersehen, Pat! Bis nachher, Robby!« Gottfried kletterte in den Sitz. »So, Jupp, nun zeige der Dame mal, wie ein Kavalier und künftiger Weltmeister startet!«
     Jupp schob die Rennbrille vor die Augen, winkte wie ein Alter und zog schneidig im ersten Gang über das Kopfsteinpflaster der Chaussee zu.
     Pat und ich saßen noch eine Weile vor dem Bahnhof auf einer Bank. Die heiße, weiße Sonne lag breit auf der hölzernen Wand, die den Bahnsteig absperrte. Es roch nach Harz und Salz. Pat lehnte den Kopf zurück und schloß die Augen. Sie saß ganz still, das Gesicht der Sonne zugewendet.
    »Bist du müde?« fragte ich.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, Robby.«
    »Da kommt der Zug«, sagte ich.
     Die Lokomotive stampfte heran, schwarz, klein und verloren vor der zitternden, großen Weite. Wir stiegen ein. Der Zug war wenig besetzt. Er fuhr schnaufend an. Der Rauch der Lokomotive blieb dick und schwarz in der Luft stehen. Langsam drehte sich die Landschaft vorbei, das Dorf mit den braunen Strohdächern, die Wiesen mit Kühen und Pferden, der Wald, und dann, friedlich und sehr verschlafen in der Mulde hinter den Dünen, das Haus von Fräulein Müller.
     Pat stand neben mir am Fenster und schaute hinüber. Die Strecke führte in einer Kurve näher heran, und man konnte deutlich die Fenster unserer Zimmer sehen. Sie standen offen, und das weiße Bettzeug war halb herausgelegt in die Sonne.
     »Da ist Fräulein Müller«, sagte Pat.
     Sie stand vor der Haustür und winkte. Pat holte ihr Taschentuch hervor und ließ es zum Fenster hinausflattern.
     »Das sieht sie nicht«, sagte ich, »es ist zu klein und zu dünn. Hier, nimm meines.«
     Sie nahm es und winkte. Fräulein Müller winkte heftig zurück.
     Der Zug gewann allmählich das freie Feld. Das Haus versank, und die Dünen blieben zurück. Hinter dem schwarzen Strich des Waldes blinkte eine Zeitlang noch ab und zu das Meer auf. Es blinkte wie ein lauerndes, müdes Auge. Dann kam das sanfte Goldgrün der Felder und dehnte sich im weichen Wind der Ähren bis zum Horizont.
     Pat gab mir mein Taschentuch zurück und setzte sich in eine Ecke. Ich zog das Fenster hoch. Vorbei! dachte ich, Gott sei Dank, vorbei! Es war nichts als ein Traum! Ein verfluchter, böser Traum!
     Kurz vor sechs Uhr kamen wir in der Stadt an. Ich nahm ein Taxi und verstaute die Koffer. Dann fuhren wir zu Pats Wohnung.
     »Kommst du mit herauf?« fragte sie.
     »Natürlich.«
     Ich brachte sie hinauf, dann fuhr ich wieder herunter, um mit dem Chauffeur zusammen die Koffer zu holen. Als ich zurückkam, stand Pat noch im Vorraum. Sie sprach mit Oberstleutnant von Hake und seiner Frau.
     Wir gingen in ihr Zimmer. Es war heller, früher Abend draußen. Auf dem Tisch stand eine Glasvase mit blaßroten Rosen. Pat ging ans Fenster und sah hinaus. Dann wandte sie sich um. »Wie lange waren wir eigentlich fort, Robby?«
     »Genau achtzehn Tage.«
     »Achtzehn Tage. Mir kommt es viel länger vor.«
     »Mir auch. Das ist aber immer so, wenn man mal 'rauskommt.«
     Sie schüttelte den Kopf. »Das meine ich nicht...«
     Sie öffnete die Balkontür und trat hinaus. Draußen lehnte ein zusammengeklappter, weißer Liegestuhl an der Wand. Sie schob ihn zu sich heran und sah ihn schweigend an.
     Als sie wieder hereinkam, war ihr Gesicht verändert, und ihre Augen waren dunkel.
     »Sieh nur die Rosen«, sagte ich. »Sie sind von Köster. Hier liegt seine Karte dabei.«
     Sie nahm die Karte auf und legte sie dann wieder auf den Tisch. Sie sah die Rosen an, aber ich sah, daß sie sie kaum bemerkte. Sie war mit ihren Gedanken noch bei dem Liegestuhl. Sie hatte geglaubt, ihm schon entronnen zu sein, und nun wurde er vielleicht doch wieder ein Teil ihres Lebens.
     Ich ließ sie ruhig gewähren und sagte nichts mehr. Es hatte keinen Zweck, sie abzulenken. Sie mußte damit fertig werden, und es war besser, es geschah jetzt, während ich dabei war. Man konnte es mit noch so viel Worten höchstens verschieben, aber einmal kam es dann doch, und vielleicht war es dann

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