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Drei Kameraden

Drei Kameraden

Titel: Drei Kameraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Maria Remarque
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der Börse spekuliert. Frau Bender war entlassen worden und hatte dabei noch ihr rückständiges Gehalt für zwei Monate eingebüßt.
     »Hat sie schon was Neues gefunden?« fragte ich gedankenlos.
    Frau Zalewski sah mich nur an.
    »Na ja, natürlich nicht«, sagte ich.
    »Ich habe ihr gesagt, sie könne ruhig wohnen bleiben. Mit
    dem Bezahlen eile es nicht. Aber sie wollte nicht.«
     »Arme Leute sind meistens ehrlich«, sagte ich. »Wer zieht denn da jetzt ein?«
     »Hasses. Es ist billiger als das Zimmer, das Hasses bis jetzt hatten.«
     »Und das von Hasses?«
     Sie zuckte die Achseln. »Mal sehen. Viel Hoffnung habe
    ich nicht, daß jemand kommt.«
     »Wann wird es denn frei?«
     »Morgen. Hasses sind schon am Umziehen.«
     »Was soll das Zimmer eigentlich kosten?« fragte ich. Mir
    war plötzlich eine Idee gekommen.
     »Siebzig Mark.«
    »Viel zu teuer«, sagte ich, jetzt ganz wach.
    »Mit Morgenkaffee, zwei Brötchen und reichlich Butter?«
     »Erst recht. Den Morgenkaffee Fridas müssen Sie abziehen. Fünfzig, nicht einen Pfennig mehr.«
     »Wollen Sie es etwa mieten?« fragte Frau Zalewski.
     »Vielleicht.«
     Ich ging in meine Bude und betrachtete nachdenklich die
    Verbindungstür zu dem Hasseschen Zimmer. Pat in der Zalewskischen Pension! Nein, das war nicht gut auszudenken! Aber trotzdem ging ich nach einer Weile hinüber und klopfte an.
     Frau Hasse war da. Sie saß mitten in dem halbausgeräumten Zimmer vor dem Spiegel, einen Hut auf
    dem Kopf, und puderte sich.
     Ich begrüßte sie und schaute mir dabei den Raum an. Er war größer, als ich gedacht hatte. Jetzt, wo die Möbel zum Teil heraus waren, sah man es erst. Die Tapeten waren einfarbig, hell und ziemlich neu, die Türen und Fenster frisch gestrichen, und der Balkon war sehr groß und schön.
     »Was er mir jetzt zumutet, haben Sie ja wohl schon gehört«, sagte Frau Hasse. »In das Zimmer von der Person da drüben soll ich ziehen! Diese Schande!«
    »Schande?« fragte ich.
     »Ja, Schande!« brach sie erregt los. »Sie wissen doch, daß wir uns nicht leiden konnten, und jetzt zwingt mich Hasse, in ihr Zimmer zu ziehen, ohne Balkon und nur mit einem Fenster. Bloß weil es billiger ist. Was meinen Sie, wie die in ihrem Christlichen Hospiz triumphiert!«
     »Ich glaube nicht, daß sie triumphiert.«
     »Doch, die triumphiert, diese falsche Säuglingsschwester, dieses stille Wasser, die es faustdick hinter den Ohren hat! Und nebenan dazu noch diese Kokotte, diese Erna Bönig! Und der Katzengestank!«
     Ich schaute verblüfft auf. Ein stilles Wasser mit Ohren? Es war merkwürdig: Wirklich neu und bildkräftig im Ausdruck wurde der Mensch nur, wenn er schimpfte. Wie ewig gleichmäßig waren die Ausdrücke der Liebe – und wie wechselvoll dagegen war die Skala der Flüche!
     »Katzen sind doch sehr saubere und schöne Tiere«, sagte ich. »Ich war übrigens eben in dem Zimmer. Es riecht nicht nach Katzen.«
     »So?« erwiderte Frau Hasse feindselig und schob ihren Hut zurecht, »das kommt dann ja wohl auf die Nase an. Aber ich denke nicht daran, noch was dazu zu tun! Soll er sich selbst die Möbel 'rüberschleppen! Ich gehe aus! Wenigstens das will ich von diesem Hundeleben haben!«
     Sie stand auf. Ihr schwammiges Gesicht bebte derart vor Wut, daß der Puder herunterstäubte. Ich sah, daß sie ihre Lippen sehr rot bemalt hatte und überhaupt mächtig aufgedonnert war. Sie roch wie eine ganze Parfümerie, als sie hinausrauschte.
     Ich blickte ihr verdutzt nach. Dann schaute ich mir noch einmal genau das Zimmer an. Ich überlegte, wo man Pats Möbel hinstellen könnte. Aber ich hörte bald damit auf. Pat hier, immer hier, bei mir – ich konnte mir das nicht vorstellen! Ich wäre auch nie auf den Gedanken gekommen, wenn sie gesund gewesen wäre. So aber – ich öffnete die Tür und maß den Balkon aus. Doch dann schüttelte ich den Kopf und ging in meine Bude zurück.

     Sie schlief noch, als ich bei ihr eintrat. Ich setzte mich leise in einen Sessel neben das Bett, aber sie erwachte sofort.
     »Schade, ich habe dich aufgeweckt«, sagte ich.
     »Bist du die ganze Zeit hier gewesen?« fragte sie.
     »Nein. Eben erst wiedergekommen.«
     Sie dehnte sich und legte ihr Gesicht gegen meine Hand. »Das ist gut. Ich habe nicht gern, wenn man mir beim Schlafen zusieht.«
     »Das kann ich verstehen. Ich habe es auch nicht gern. Ich wollte dir auch nicht zusehen. Ich wollte dich nur nicht wecken. Willst du noch ein bißchen

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