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Drei Kameraden

Drei Kameraden

Titel: Drei Kameraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Maria Remarque
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aufmerksam. Ich blickte zur Seite. »Glauben Sie, daß ich so lange hier bei Ihnen stünde, wenn sie nicht durchkäme?« sagte er.
     Ich biß die Zähne zusammen. Ich preßte die Fäuste ineinander. Ich weinte. »Entschuldigen Sie«, sagte ich, »es geht etwas zu schnell.«
     »So was kann gar nicht schnell genug gehen«, sagte Jaffé und lächelte.
     »Nimm's nicht übel, Otto«, sagte ich, »daß ich flenne.«
     Er drehte mich bei den Schultern um und stieß mich zur
    Tür hin.
    »Geh mal da 'rein. Wenn der Professor es erlaubt.«
    »Bin schon fertig«, sagte ich, »kann ich 'rein?«
     »Ja, aber nicht sprechen«, antwortete Jaffé, »und nur einen Augenblick. Sie darf sich nicht aufregen.«
     Ich sah nichts als einen schwimmenden Lichtschein im Wasser.
     Ich blinzelte. Das Licht schwankte, glitzerte. Ich wagte nicht, mir die Augen zu wischen, damit Pat nicht meinte, ich weinte, weil es so schlecht stünde. Ich versuchte nur ein Lachen in das Zimmer hinein.
     Dann drehte ich mich rasch wieder um.
     »War es richtig, daß Sie kamen?« fragte Köster.
     »Ja«, sagte Jaffé, »es war besser.«
     »Ich kann Sie morgen früh wieder mit zurücknehmen.«
     »Lieber nicht«, sagte Jaffé.
    »Ich werde vernünftig fahren.«
     »Ich will noch einen Tag bleiben und die Sache beobachten. Ist Ihr Bett frei?« fragte er mich. Ich nickte.
     »Gut, dann schlafe ich hier. Können Sie im Dorf unterkommen?«
     »Ja. Soll ich Ihnen eine Zahnbürste und einen Pyjama besorgen?«
     »Nicht nötig. Habe alles bei mir. Bin immer auf so was vorbereitet. Wenn auch nicht gerade auf Rennen.«
     »Entschuldigen Sie«, sagte Köster, »ich kann mir gut denken, daß Sie ärgerlich sind.«
     »Bin ich nicht«, sagte Jaffé.
     »Dann tut's mir leid, daß ich Ihnen nicht gleich die Wahrheit gesagt habe.«
     Jaffé lachte. »Sie haben eine schlechte Meinung von Ärzten. Und nun gehen Sie ruhig. Ich bleibe hier.«
     Ich holte rasch ein paar Sachen für Köster und mich. Wir gingen ins Dorf. »Bist du müde?« fragte ich.
     »Nein«, sagte er, »wir wollen uns noch irgendwo hinsetzen.«
     Nach einer Stunde wurde ich unruhig. »Wenn er dableibt, ist es doch sicher gefährlich, Otto«, sagte ich. »Weshalb sollte er es sonst tun...«
     »Ich glaube, er bleibt aus Vorsicht da«, antwortete Köster. »Er mag Pat sehr gern. Er hat es mir erzählt, als wir hier einfuhren. Er hat schon ihre Mutter behandelt...«
     »Hat die denn auch...«
     »Ich weiß nicht«, sagte Köster rasch, »kann auch was anderes gewesen sein. Wollen wir schlafen gehen?«
     »Geh ruhig, Otto. Ich möchte doch noch mal – nur so von weitem...«
     »Schön. Ich geh' mit.«
     »Ich will dir was sagen, Otto. Ich schlafe sehr gern draußen bei dem warmen Wetter. Laß dich nicht stören. Hab's letzthin schon öfter gemacht.«
     »Es ist ja naß.«
     »Das macht nichts. Ich mach' Karls Verdeck hoch und setze mich da ein bißchen 'rein.«
     »Gut. Ich schlafe auch gern mal draußen.«
     Ich merkte, daß ich ihn nicht loswurde. Wir packten ein paar Decken und Kissen zusammen und gingen zurück zu Karl. Wir machten die Gurtbänder los und drückten die Vordersitze nach hinten. So konnte man ganz gut liegen. »Besser als manchmal im Felde«, sagte Köster. Der helle Fleck des Fensters schien durch die diesige Luft. Ein paarmal sah ich den Schatten Jaffés davor. Wir rauchten eine Schachtel Zigaretten leer. Dann wurde das Licht abgeschaltet, und es brannte nur noch die kleine Nachttischlampe.
     »Gott sei Dank«, sagte ich.
     Es rieselte auf das Verdeck. Ein schwacher Wind wehte. Es wurde kühl. »Kannst meine Decke auch noch haben, Otto«, sagte ich.
     »Nein, laß nur, bin warm genug.«
     »Tadelloser Kerl, der Jaffé, was?«
     »Tadellos. Sehr tüchtig, glaub' ich.«
     »Bestimmt.«

     Ich fuhr aus einem unruhigen Halbschlaf empor. Es war grau und kühl draußen. Köster war schon wach. »Hast du nicht geschlafen, Otto?«
     »Doch.«
     Ich kletterte aus dem Wagen und schlich über den Gartenweg zum Fenster. Die kleine Nachttischlampe brannte noch immer. Ich sah Pat mit geschlossenen Augen im Bett liegen. Einen Moment fürchtete ich, daß sie tot sein könnte. Aber dann bemerkte ich, wie ihre rechte Hand sich bewegte. Sie war sehr blaß. Aber sie blutete nicht mehr. Jetzt machte sie wieder eine Bewegung. Im selben Moment öffnete Jaffé, der auf dem zweiten Bett schlief, die Augen. Ich trat rasch zurück. Ich war beruhigt; er paßte auf.
     »Ich

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