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Drei Kameraden

Drei Kameraden

Titel: Drei Kameraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Maria Remarque
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noch viel schwerer.
     Sie stand eine Weile neben dem Tisch, das Gesicht gesenkt und die Hände aufgestützt. Dann hob sie den Kopf und blickte mich an. Ich sagte nichts. Sie ging langsam um den Tisch herum und legte mir die Hände auf die Schultern.
     »Alter Bursche«, sagte ich.
     Sie lehnte sich an mich. Ich hielt sie fest. »Jetzt werden wir die Sache mal angehen, was?«
     Sie nickte. Dann strich sie sich das Haar zurück. »War nur so ein Augenblick, Robby.«
     »Natürlich.«
     Es klopfte. Das Dienstmädchen kam mit dem Teewagen. »Das ist gut«, sagte Pat.
     »Willst du Tee?« fragte ich.
    »Nein, Kaffee, guten, starken Kaffee.«
     Ich blieb noch eine halbe Stunde. Dann wurde sie müde. Ich sah es an ihren Augen. »Du solltest etwas schlafen«, schlug ich ihr vor.
     »Und du?«
     »Ich gehe nach Hause und schlafe auch etwas. Dann hole ich dich in zwei Stunden zum Essen ab.«
     »Du bist müde?« fragte sie zweifelnd.
     »Ja, etwas. Es war heiß im Zuge. Ich muß nachher auch noch mal in die Werkstatt.«
     Sie fragte nichts mehr. Sie war sehr müde und fiel nur so zusammen. Ich brachte sie zu Bett und deckte sie zu. Sie schlief sofort ein. Ich stellte die Rosen neben sie und legte auch die Karte Kösters hinzu, damit sie gleich etwas hatte, um daran zu denken, wenn sie aufwachte. Dann ging ich.

     Unterwegs blieb ich vor einem Telefonautomaten stehen. Ich beschloß, Jaffé gleich jetzt anzurufen. Zu Hause war es schwierig. Da mußte ich damit rechnen, daß die ganze Pension zuhörte.
     Ich nahm den Hörer ab und meldete die Nummer der Klinik an. Nach einer Weile kam Jaffé an den Apparat. »Hier ist Lohkamp«, sagte ich und räusperte mich. »Wir sind heute zurückgekommen. Seit einer Stunde sind wir wieder hier.«
     »Sind Sie mit dem Wagen gefahren?« fragte Jaffé. »Nein, mit der Bahn.«
     »So, und wie geht es?«
     »Gut«, erwiderte ich.
     Er überlegte einen Augenblick. »Ich werde Fräulein
    Hollmann morgen untersuchen. Morgen vormittag um elf. Wollen Sie ihr das bestellen?«
     »Nein«, sagte ich. »Ich möchte nicht, daß sie weiß, daß ich Sie angerufen habe. Sie wird sicher morgen selbst telefonieren. Vielleicht sagen Sie es ihr dann.«
     »Gut. Machen wir es so. Ich werde es ihr sagen.«
     Ich schob mechanisch das dicke, fettige Telefonbuch beiseite. Es lag auf einem kleinen, hölzernen Pult. Darüber waren mit Bleistift Telefonnummern an die Wand gekritzelt. »Darf ich dann morgen nachmittag bei Ihnen vorbeikommen?« fragte ich.
     Jaffé antwortete nicht. »Ich möchte gern wissen, wie es mit ihr steht«, sagte ich.
     »Das kann ich Ihnen morgen noch nicht sagen«, erwiderte Jaffé. »Ich muß sie mindestens eine Woche lang beobachten. Aber ich werde Ihnen dann Bescheid geben.«
     »Danke.« Ich starrte immer noch auf das Pult vor mir. Jemand hatte da etwas gezeichnet. Ein dickes Mädchen mit einem großen Strohhut. Ella, du Ziege! stand darunter. »Muß sie inzwischen noch etwas Besonderes tun?« fragte ich.
     »Das werde ich morgen sehen. Aber ich glaube, sie ist mit der Pflege ganz gut aufgehoben in ihrer Wohnung.«
     »Ich weiß nicht. Ich habe gehört, daß die Leute nächste Woche verreisen. Dann ist sie allein, nur mit dem Dienstmädchen.«
     »So? Gut, dann werde ich morgen mit ihr auch darüber sprechen.«
     Ich schob das Telefonbuch wieder über die Zeichnung.
     »Glauben Sie, daß sie – daß sich so ein Anfall wiederholen
    kann?«
     Jaffé zögerte eine Sekunde. »Möglich ist es natürlich«, sagte er dann, »aber es ist nicht wahrscheinlich. Ich werde Ihnen das erst sagen können, wenn ich sie genau untersucht habe. Ich rufe Sie dann an.«
     »Ja, danke.«
     Ich hängte den Hörer an. Draußen stand ich noch eine Weile auf der Straße herum. Es war staubig und schwül. Dann ging ich nach Hause.

     An der Tür stieß ich auf Frau Zalewski. Sie kam wie eine Kanonenkugel aus dem Zimmer von Frau Bender geschossen. Als sie mich sah, stoppte sie. »Was, schon zurück?«
     »Wie Sie sehen. Ist inzwischen was gewesen?«
     »Für Sie nichts. Post auch nicht. Aber Frau Bender ist ausgezogen.«
     »So? Warum denn?«
     Frau Zalewski stemmte die Arme in die Seiten. »Weil es überall Lumpen gibt. Ins Christliche Hospiz ist sie gezogen. Mit ihrer Katze und ganzen sechsundzwanzig Mark Vermögen.«
     Sie erzählte, daß das Kinderheim, in dem Frau Bender Säuglingsschwester gewesen war, inzwischen verkracht sei. Der Leiter, ein Pastor, hatte unglücklich an

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