Drei Maenner fuers Leben
würde. Aber jetzt überwog ihr Stolz ihre Ehrlichkeit.
»Mit einem Mann?«
Der ungläubige Ausdruck auf seinem Gesicht bewirkte, dass ihr Stolz noch mehr wuchs. »Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig.« Sie ging an ihm vorbei in die Wohnung, stellte ihren Aktenkoffer ab und hängte ihren Mantel auf. »Was kann ich für dich tun?«
Heirate mich, dachte er. »Ich habe mich letztes Mal nicht besonders klar ausgedrückt.«
»Oh, ich denke schon.«
»Nein, ich habe dir das Was und das Warum nicht erklärt.«
»Ich habe dich bestens verstanden.« Und sie hasste sich selbst und ihn dazu, weil sie ihn so erbärmlich liebte. »Ich habe dir gesagt, dass du dich von meinem Aussehen hast täuschen lassen und dass ich in Wirklichkeit eine ganz andere bin. Du hast mir zugestimmt, und das war es dann.«
»Nein, ich … Gott, hast du das wirklich gedacht? Naomi, es tut mir leid.« Er streckte die Hand nach ihr aus, doch sie trat zurück. »Das ist doch völliger Unsinn. Ich habe es falsch angefangen. Lass es mich dir erklären.«
»Ich bin ein bisschen unter Zeitdruck, Ian.«
»Deine Verabredung wird warten müssen«, sagte er schroff, schob die Hände in die Hosentaschen und marschierte durchs Zimmer, während sie ihn mit hochgezogenen Augenbrauen beobachtete. »Nachdem du mir gestanden hattest … nachdem du mir erzählt hattest, dass du noch nie mit jemand anders …«
»Du wusstest, dass ich noch nie mit einem Mann zusammen war.«
»Ich meine nicht nur den Sex!« Diesmal brauste er fast auf, was sie veranlasste, die Augen zusammenzukneifen. »Himmel, Sex ist doch nicht alles. Außer Sex gibt es noch Kameradschaft, Freundschaft, Spaß, die halbe Nacht mit jemandem nur herumsitzen und reden, schlechte Filme gucken und sich darüber halb totlachen. All das macht man, wenn man mit jemandem zusammen ist. Dinge, die du außer mit mir noch mit niemandem gemacht hast.«
Als er sicher war, dass er sich wieder unter Kontrolle hatte, blieb er stehen und drehte sich zu ihr um. »Ich wollte dir Zeit geben. Zeit zum Nachdenken. Du solltest dir sicher sein, dass du all das wirklich nur mit mir tun möchtest. Wie solltest du dir dessen sicher sein?«
»Mir Zeit geben?« Sie versuchte eins dieser kalten Scher-dich-zum-Teufel-Lachen, aber es wurde nur ein verächtliches Schnauben daraus. »Du wolltest dich mit anderen Frauen treffen.«
»Ich hatte nie die Absicht, mich mit anderen Frauen zu treffen!«, brüllte er sie an. Dann riss er sich zusammen und fügte etwas ruhiger hinzu: »Du solltest dich mit anderen Männern treffen. Womit du, wie ich sehe, kein sonderliches Problem zu haben scheinst.«
»Du wolltest, dass ich mich mit anderen Männern treffe?«, fragte sie gedehnt und starrte ihn an.
»Es ist nicht das, was ich wollte. Bist du verrückt?« Seine Augen glitzerten gefährlich. »Es ist das, was du brauchtest. Wie, zum Teufel, kann ich dich fragen, ob du mich heiraten willst, wenn du keine einzige Erfahrung hast? Du hast doch keinerlei Vergleichsmaßstab für die Gefühle, die du mir entgegenbringst. Ich habe nur versucht, fair zu sein.«
»Fair? Fair zu mir?« Wut kochte in ihr hoch. »Du wagst es zu entscheiden, was richtig für mich ist, um mir damit das Herz zu brechen?«
»Nein, um es zu beschützen. Um dich zu beschützen.«
»Beschützen? Wovor? Vor dir? Vor mir selbst? Wie kannst du es wagen, meine Entscheidungen für mich zu treffen!«
»Ich habe es nicht getan. Nicht wirklich.« Er spürte, wie ihm allmählich der Boden unter den Füßen entglitt. »Ich wollte doch nur …«
»Oh, ich könnte dich schlagen.« Sie musste sich schnell von ihm abwenden, bevor sie es wirklich tat. Gewaltbereitschaft war etwas ganz Neues, Verwirrendes für sie. »Ich habe noch nie in meinem Leben jemanden geschlagen, aber, oh, jetzt möchte ich es. Ich frage mich nur, was das für ein Gefühl ist. Verdammt, fass mich nicht an«, warnte sie ihn, als sie im Rücken spürte, dass er sich ihr näherte. »Oder ich finde heraus, wie das ist.«
Da er sie nur ganz selten höchst harmlose Verwünschungen hatte ausstoßen hören, wurde ihm klar, wie zornig sie war. »Naomi …«
Sie fuhr herum, bevor er weitersprechen konnte. »Du musst mich ja für eine richtig dumme Gans halten.«
»Natürlich tue ich das nicht. Ich wollte doch bloß …«
»Für ein armes, jämmerliches Abziehbild von einer Frau, die nicht fähig ist, ihrem eigenen Verstand und Herzen zu trauen.« Erregt begann sie im Zimmer auf und ab zu marschieren. »Du
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