Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
ich vom Griff her mit einer Mechanik den Bart so ausloten, dass er überall passt.“ erklärte sie lächelnd. „Jetzt wisst ihr von meinem kleinen Geheimnis, warum es in Salassar keine Tür und kein Schloss einer Schatztruhe gibt, die mir wiederstehen.“
„Und wo hast du dieses Wunderding her?“ wollte Churasis wissen.
„Als wir vor einiger Zeit in der Höhle des Diebesgottes waren , um das Drachenblut-Juwel heraus zu holen, ist uns Mano ja selbst erschienen.“ frischte die Diebin die Erinnerung an eines ihrer letzten Abenteuer auf. „Während ihr euch dann mit Samy, unserem kleinen Drachenfreund unterhalten habt, habe ich mit dem Diebesgott noch etwas, nun, sagen wir, beruflich geplaudert. Dabei hat er mir diesen Wunderschlüssel gezeigt, mit dem er jede Tür öffnet.“
„Mano hat dir diesen Schlüssel geschenkt?“ fragte Ferrol zweifelnd.
„Er hatte ihn in einem Beutel am Gürtel hängen.“ bekannte Sina. „Und weil wir uns zum Abschied umarmten, wie es unter Dieben so üblich ist, habe ich die Situation ausgenutzt, ihm den Schlüssel zu klauen. Ob Mano was gemerkt hat, weiß ich nicht. Jedenfalls ist dieser Wunderschlüssel mein kostbarster Besitz.“
„Na, ob das mit dem Schlüssel des Diebesgottes hier unten auch klappt?“ Ferrol war skeptisch.
„Gleich wissen wir es!“ gab Sina schnippisch zurück. „Wo ist das Schlüsselloch, Churasis.“ In der sich ständig verändernden Struktur der Tür war keine Stelle auszumachen, wo sie das Kunstgebilde ansetzen konnte.
„Ich sehe keins.“ bekannte der Zauberer. „Du musst es erfühlen.“
„Na toll. Und das bei einer Tür, die aus flüssigem Metall besteht.“ knurrt Sina.
„Aber die Substanz glüht nicht und ist nicht heiß.“ gab Churasis zurück. „Die ständige Veränderung der Struktur scheint eine optische Täuschung zu sein.“
„Versuchen wir es.“ Entschlossen ging Sina auf die Tür zu und setzte den Schlüssel auf eine Stelle, wo ein Schloss zu vermuten war. Und sofort drang das Metall des Schlüssels in die Substanz der Tür ein. Ein kurzer Ruck, eine kurze Drehung – und die Tür schwang auf.
„Ja, die Sache geht nicht glatt, wenn man keinen Fachmann hat.“ flötete Sina.
Doch dann veränderten sich ihre Gesichtszüge. Ferrol sah, wie der Schlüssel von der Substanz der Tür förmlich aufgesogen wurde. Vergeblich versuchte Sina, ihren Finger in den Schlüsselring zu krallen und ihre Kostbarkeit hinaus zu ziehen. Das Metall zerfloss in ihren Händen und verband sich mit der Substanz der Tür.
Von irgendwoher war ein wohlbekanntes Kichern zu vernehmen. Sinas Gesicht wurde grau. Dieses Kichern kannte sie sehr wohl. Der Diebesgott hatte sich zurück geholt, was sein war. Auch wenn er nicht direkt im Jhardischtan hauste, reichte seine Macht doch sehr weit.
Sina fluchte wie ein betrunkener Doppelsöldner, dem man im Hurenhaus den Sold von drei Kriegen gestohlen hat. Und das Kichern des Diebesgottes wurde zu einem höhnischen Lachen. Man konnte den Gott der Diebe zwar einmal bestehlen – doch er verstand es immer wieder, sich sein Eigentum zurück zu holen.
„Wir sollten weiter gehen, bevor die Tür wieder zu fällt.“ mahnte der Zauberer. „Hier unten müssen wir auf jede Tücke gefasst sein.“
„Freu dich nicht zu früh, Diebesgott.“ hörte er Sina zischen. „Ich hatte das Ding lange genug, um festzustellen, dass es reine Mechanik und keine Magie war. Und ich habe das System insoweit erkannt, dass ich mir von einem geschickten Schlosser etwas ähnliches zurecht feilen lassen kann. Da, wo du rein kommst – da komme ich auch rein.“
Die Antwort war ein Lachen, dass an das Meckern einer Ziege erinnerte. Dann schwieg die Stimme des Diebesgottes.
„Los jetzt!“ kommandierte Ferrol. „Mal sehn, was uns hinter der Tür erwartet.“
„Die Götterschar in Rudel-Stärke!“ unkte Churasis.
„Besser als die Steuereintreiber des Hohen Saran.“ zischelte Sina.
Gemeinsam durchschritten sie das Felsentor und - prallten zurück.
Waren sie vorher durch eine Art primitives Bergwerk gewandert, so befanden sie sich nun übergangslos in einer Palasthalle von einer Größe dass sie selbst ein abgeschossener Pfeil nicht durchmessen konnte. Die Wände waren von giftgrüner Farbe und mit goldenen Stuckarbeiten überladen. Ein Boden aus grünlichem Marmor wirkte wie ein polierter Spiegel. Von der Decke herab drang mattgelbes Licht aus einer unsichtbaren Quelle herab und ließ die Szenerie in
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