Drei Seiten für ein Exposé
dem,was ich vorgeschlagen habe?
Weder das Exposé noch meine Ausführungen sagen, wie die Geschichte ausgeht. Darf man das? Muss ein Exposé nicht immer den Schluss verraten?
Standardexposé, Kurzexposé und Klappentext
Normalerweise enthält ein Exposé Anfang und Schluss einer Geschichte und die wichtigsten Wegmarken, wie man vom Anfang zum Schluss gelangt. Doch darf man den Schluss offen lassen? Darf man das Exposé so schreiben wie einen Klappentext? Einfach so, dass es neugierig auf den Text macht, aber den Schluss nicht verrät?
Wie viele Fragen gehört auch diese zu denen, auf die es verschiedene Antworten gibt. Und oft werden heftige und lange Glaubensfragen darüber ausgefochten. Auf keinen Fall, sagen die einen. Doch, geht schon, sagen die anderen. Beide haben gute Argumente.
Ein Exposé soll die Geschichte darstellen, soll einen Leser (und vor allem einen professionellen Leser wie einen Lektor) davon überzeugen, dass die vorgestellte Geschichte sich nicht im Nirwana verliert, also einen Schluss hat, und wie dieser aussieht. Deshalb immer im Exposé den Schluss verraten, sagen die einen.
Ein Exposé soll Appetit auf die Geschichte machen, und wie kann man das besser als dadurch, dass man eine offene Frage in den Raum stellt, sagen die anderen.
Ich kenne Autoren, die haben ihre Manuskripte mit einem Klappentext verkaufen können. Die meisten sind allerdings mit dem klassischen, vollständigen Exposé erfolgreich geworden.
Kommt drauf an, würde ich also die Frage beantworten. Wer wirklich gute, packende Klappentexte schreiben kann, sollte das tun. Wer das nicht kann, sollte besser zum Standardexposé greifen. Wer Zweifel hat, sollte einfach erst mal beides versuchen. Und dann beide nebeneinander legen. Welche Version macht mehr Lust darauf, den Text zu lesen? Im Zweifelsfall legen Sie beide Fassungen Freunden oder, noch besser, anderen Autoren vor.
Wenn die Zweifel bleiben, wenn das Exposé nicht stark genug ist, um ohne Ende zu wirken, sollten Sie zum Standard greifen.
Aber es gibt auch noch eine dritte Möglichkeit, die sich Kurzexposé nennt. Das hat maximal eine halbe Seite (nicht mehr als 800-900 Anschläge) und ist quasi eine Kreuzung zwischen Exposé und Pitch. Das Kurzexposé verrät sehr viel weniger über die Handlung, ähnelt sehr viel mehr einem Klappentext. Wie der Pitch soll es Appetit machen. Dort müssen Sie das Ende nicht verraten.
Und viele Agenten schätzen ein Kurzexposé, das vor dem eigentlichen Exposé beiliegt. Sehen Sie sich dazu die Interviews im hinteren Teil dieses Buches an und die Aufstellung der nötigen Unterlagen für Agenten und Verlage im Anhang.
Übrigens wollen die Agenten, die ich interviewt habe, den Schluss wissen – weisen aber darauf hin, dass das beim Kurzexposé nicht nötig ist.
Es gibt aber auch Lektoren, die sagen, dass bei Spannungsliteratur der Schluss offen bleiben kann. Auch Lektoren sind nicht alle gleich. Auch sie haben ihre Vorlieben. Nicht alles, was Lektor Meier sagt, gilt auch für Lektorin Müller.
Übung
Haben Sie noch Ihre Bücher von den vorigen Übungen? Nehmen Sie sich diese noch einmal vor. Formulieren Sie, worum es in beiden geht. Was auf dem Spiel steht. Setzen Sie sich am Anfang keine Beschränkung bezüglich des Umfangs. Erst dann, wenn Sie es geschrieben haben, kondensieren Sie es zu einem Satz. Fertig?
Jetzt fügen Sie es in den Anfang ein, den Sie für beide Bücher formuliert haben. Damit haben Sie einen Exposé-Beginn, der den Protagonisten beschreibt und worum es geht.
Show don’t tell im Exposé
Exposés sollten knapp sein. Das verführt dazu, Dinge nicht ausführlich zu zeigen, sondern sie zu behaupten. Allgemeinzu sagen: „Martin findet seine große Liebe und wird von Marias Leidenschaft gepackt“, anstatt zu zeigen, wie das passiert.
Doch show, don’t tell (zeigen, nicht behaupten) ist der wichtigste Satz für Autoren. Er gilt nicht nur für Texte, sondern auch für Exposés.
Natürlich sollte ein Exposé kurz sein. Oft sind Behauptungen kurz. Aber auch wenn man Dinge zeigt, muss das nicht immer länger sein. Dafür aber anschaulicher. Und vor allem können Sie nur so das Besondere Ihres Manuskripts zeigen. Liebesromane gibt es viele, warum sollte ein Verlag ausgerechnet Ihren drucken? Weil er etwas Besonderes ist. Und das Besondere muss im Exposé stehen.
Außerdem verbergen allgemeine Behauptungen den Plot. Sie berauben sich damit der Möglichkeit, Ihr Manuskript zu prüfen. Bleiben Sie also auch im
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