Drei Seiten für ein Exposé
des verlorenen Sorgerechtsprozesses so groß, dass er den eigenen Tod vortäuscht? Und noch mal, wie macht er das? In Zeiten von ärztlichen Todesanzeigen, von Kliniken mit ausgefeilten Wiederbelebungstechniken nicht ganz so einfach.
Und was ist mit der Mutter des nichtehelichen Sohnes? Ist an deren Schicksal auch Theresa schuld? Diese Geschichte klingt interessant, aber erweckt den Verdacht, dass der Autor sie nicht durchdacht hat und dass deshalb wichtige Punkte nebulös bleiben.
Wenn in Ihrem Exposé wichtige Dinge behauptet werden, statt dass Sie sie dem Leser zeigen, hat der Leser den Eindruck, dass hier Plotlöcher versteckt wurden. Vor allem Lektoren, die genügend solcher Exposés lesen müssen, verlieren spätestens hier das Interesse.
Das sollten Sie vermeiden. Zeigen Sie uns, was wirklich passiert in Ihrer Geschichte. Beweisen Sie, dass Sie sie durchdacht haben – und sich selbst, dass Ihre Geschichte fertig ist. Wenn Sie allerdings an solchen Stellen Plotlöcher entdecken, sollten Sie sie stopfen. Und nicht mit allgemeinen Behauptungen übertünchen.
Hier haben wir eine gute Idee mit einer fiesen, intriganten Antagonistin – aber kann der Autor die dunklen Punkte der Geschichte auch füllen? Oder sind das nur Behauptungen wie der beliebte Satz von Autoren über ihr Manuskript: „Ein mitreißender Roman voller Liebe, Tragik, Verlangen und Verzicht“?
Ein Roman braucht einen roten Faden, eine innere Logik. Die muss nicht unserer alltäglichen Logik entsprechen, sie darf ruhig dramatisch, sogar melodramatisch sein. Aber sie muss schlüssig sein. Der Leser muss in den Roman eintauchen können, muss dem Autor Dinge glauben, die er im Alltag niemandem glauben würde.
Das Exposé erweckt den Eindruck, dass ein Leser die ganze schöne Geschichte vielleicht nicht glauben würde – weil der Autor sie nicht glaubhaft machen kann. Und dass der Leser das Buch beiseite legen und allen Freunden erzählen wird: „Was für ein melodramatischer Kitsch!“
Schade. Denn diese Geschichte lohnt sich, sie wasserfest zu machen. Aber das muss noch getan werden. Zumindest im Exposé. Möglicherweise auch im Text.
Noch eine Bemerkung zum Schluss. Gerne werden solche Liebesromane abfällig als Schund bezeichnet. Wer gibt schongerne zu, Rosamunde Pilcher zu lesen? Niemand, obwohl sie sich hunderttausendfach verkauft. Vermutlich an Außerirdische?
Auch ein Liebesroman ist nicht einfach zu schreiben. Auch er benötigt Ideen, einen roten Faden, Figuren. Wie wichtig das ist und dass das keineswegs so einfach ist, wie viele meinen, das zeigt dieses Exposé.
Und wer glaubt, Liebesromane seien „einfach herunter geschrieben“, sollte mal versuchen, einen zu schreiben. Dass Pilcher so erfolgreich ist, liegt auch daran, dass das nicht ganz so einfach ist.
Der Ort des Geschehens
Wo spielt Ihre Geschichte? Das ist nicht unwichtig, der Ort ist der Hintergrund und er bestimmt die Geschichte. Eine Liebesgeschichte in Ägypten spielt sich anders ab als eine in den USA.
Sie müssen den Ort des Geschehens kennen. Sonst wirkt Ihre Geschichte schnell flach. Ohne glaubhaften, ohne anschaulichen Hintergrund können die Figuren nicht leben, kann die Geschichte keine Spannung gewinnen.
Deshalb sind Lektoren skeptisch, wenn Autoren ihre Geschichten in fremden Ländern ansiedeln. Zu Recht. Für „Sturmflut“ hat der Autor mit 1990 und Santa Barbara / San Francisco den Hintergrund festgelegt. Das sollten Sie auch tun, wenn sich aus dem Exposé Zeit und Ort nicht explizit ergeben.
Aber warum Santa Barbara? Könnte die Geschichte auch in Deutschland spielen? Soweit ich sie aus dem Exposé kenne, wäre das möglich. Wenn Ihre Geschichte auch in Deutschland spielen kann, sollten Sie sich sehr gut überlegen, ob Sie einen fremden Ort wählen. Nur dann sollten sie solche Orte als Hintergrund nehmen.
Und wenn Sie fremde Orte wählen, müssen Sie begründen, warum Sie diese gut kennen. Am besten im Anschreiben und in der Autorenvita.
Ich habe 25 Jahre in Santa Barbara gelebt …
Oder:
Ich habe römische Geschichte studiert, eine Doktorarbeit über den Krieg mit Jugurtha geschrieben …
Übung
Haben Sie selbst eine Liebesgeschichte in einem Ihrer Projekte? Dann schreiben Sie dafür jetzt ein Exposé. Nur für die Liebesgeschichte. Wenn sie Teil eines Krimis ist oder eines anderen Romans, lassen Sie diese Teile weg, außer sie sind für die Liebesgeschichte wichtig. Schreiben Sie so konkret wie möglich, zeigen Sie Liebe und Leidenschaft in
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