Drei Seiten für ein Exposé
genügend Konflikte. Elja, die sich vom Vater gelöst hat, wird durch eine Intrige wieder zurückgeholt, mehr noch: Sie wird verheiratet. Vielleicht hätte man besser herausarbeiten können, dass Elja sich aus schlechtem Gewissen vom Vater in eine Ehe mit einem ungeliebten Mann drängen lässt.
Teil 2:
Die Hochzeit findet statt. Elja erkennt, dass Andrej, anders als Nazar, ihre düsteren Seiten teilt. Er ist ein Kosak, und wie sie hat er schon getötet. Der Leser erfährt: Andrej ist der Junge aus dem Prolog. Beim Johannisfest finden er und Elja zum ersten Mal wirklich zueinander
.
Als sie sich einige Stunden danach wiedersehen, ist Elja kalt und abweisend. Sie hat herausgefunden, dass Andrej und ihr Vater sie belogen haben. Rurik ist nicht krank. Elja flieht erneut. Zurück an der Küste teilt sie Nazar mit, was geschah – und dass sie schwanger ist. Er ist dennoch bereit, mit ihr zu leben
.
Als er jedoch merkt, dass sie Andrej liebt, wird ihm bewusst, wie fremd Elja ihm stets geblieben ist. Einige Monate später wird Nazar ermordet. Alles weist darauf hin, dass Andrej der Täter ist. Elja schwört sich, weder er noch Rurik sollen je von dem Kind erfahren
.
Sie verliebt sich in den Mann, den der Vater ihr zudiktiert hat. Und dann, als sie den Betrug bemerkt, verlässt sie ihn. Dann eine neue, unerwartete Wendung: Sie erfährt von der Intrige des Vaters und verlässt den Mann, in den sie sich gerade verliebt hat. Ziemlich ungewöhnliche Wendung.
Und was ist mit „der Leser erfährt“? Habe ich nicht gesagt, dass es tödlich ist, wenn im Exposé jemand etwas erfährt? Richtig, das klingt etwas passiv. Aber hier erfährt nicht die Heldin etwas, sondern der Leser durch die Geschichte (die durchaus aktiv erzählt wird).
Teil 3 (fünfzehn Jahre später):
Eljas Freundin Olena kommt und berichtet, Andrej sei vor den Augen Ruriks und denen eines seiner Getreuen, Rostislav, von Tataren getötet worden. Sie will Elja dazu bewegen, zurückzukehren, doch die weigert sich. Plötzlich kommt Marusja herein, in der Olena Andrejs Tochter erkennt. Am Morgen nach Olenas Abreise ist Marusja ebenfalls verschwunden
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Elja holt Olena auf halbem Weg in ihre Heimat ein, muss jedoch feststellen, dass ihre Tochter nicht bei ihr ist. Akulina hält Marusja gefangen. Sie will sich an Elja rächen, die einst scheinbar tatenlos Zeugin ihrer Vergewaltigung war. Olena tötet Akulina. Sie wirft Elja vor, ihrer Tochter nicht beigebracht zu haben, sich zu wehren. Elja beginnt, Marusja ebenfalls in die Gabe einzuführen, Träume zu verändern. Sie erfährt, nicht Andrej, sondern Ruriks Getreuer Rostislav ist der Mörder Nazars
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Sie findet Andrej in dem Hurenhaus, in dem er aufwuchs, und wohin Rurik ihn hat zurückbringen lassen. Er steht unter Drogen und glaubt, dieses Haus niemals verlassen zu haben. Mit Hilfe ihrer Gabe versucht Elja, ihn in die Wirklichkeit zurückzuholen. Doch sie verliert sich mit ihm in den Tiefen seines Rausches. Marusja gelingt es, ihre Eltern aus diesem Zustand zu befreien. Die Stunden, in denen sie seine düsteren Erinnerungen an die Vergangenheit teilte, haben Eljas Einstellung Andrej gegenüber geändert. Sie werden wieder ein Paar
.
Dieser Teil ist verwirrend beschrieben. Aber da die Geschichte in den vorigen Teilen mit unerwarteten Wendungen und rotem Faden glänzte, dürfte das niemanden mehr stören. Exposés müssen eben nicht perfekt sein, sondern den Leser neugierig machen.
Teil 4:
Während der Belagerung der türkischen Festung Asow durch die Kosaken kommt es zum Kampf zwischen Rurik und Andrej. Elja benutzt ihre Gabe, um Andrej beizustehen; Rurik wird wahnsinnig. In der letzten Szene wird Andrej zum Ataman gewählt. Elja merkt, wie schwer die Last ist, die er trägt, denn die großen Tage des freien Kosakentums sind vorbei. Sie weiß jetzt, dass sie zu Andrej und zu diesemLand gehört
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Das Finale: Vater und Geliebter treten zum Kampf an, der Geliebte gewinnt und damit ist Elja frei. Die Autorin hat also ein Ende, das an den Anfang zurückführt. Am Anfang ist die Heldin vor dem Vater geflohen, also der Auseinandersetzung ausgewichen. Jetzt kommt es zum Kampf, sie weicht dem Kampf nicht mehr aus, sie hat in ihrem Mann auch einen Verbündeten. Die beiden Liebenden gewinnen den Kampf und damit auch ihre Freiheit. Dass der Mann ihr beisteht, den ihr Vater ausgesucht hat, gibt dem natürlich eine pikante Note.
Den vorletzten Satz hätte ich nicht mit „Elja merkt“ eingeleitet, sondern anders
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