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Drei Seiten für ein Exposé

Drei Seiten für ein Exposé

Titel: Drei Seiten für ein Exposé Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Peter Roentgen
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erfahren von dem drohenden Unheil und arbeiten jeder auf seine Weise für die Rettung des Bischofs. Biterolf schwört die Langobarden auf die bischöfliche Sache ein, besticht den Stadtpfeifer. Germunt, obwohl er geschworen hat, nie wieder zu stehlen, sucht die alten Gaunerverbündeten auf. Es gelingt ihm, dem Grafen nach derAnkunft des Legaten in Turin die Anklageschrift zu entreißen. Schließlich bietet sich ein Bild, das die Gegner des Bischofs völlig bloßstellt. Die Kirchen sind voll, der Graf kann die versprochenen Beweise nicht vorbringen. Nach der großen Gerichtsverhandlung fordert er den Bischof zum Schwertkampf auf, findet im schlachtfeldgeprüften Westgoten jedoch auch hier seinen Meister. Die eigenen Verbündeten entsagen ihm
.
    Germunt entdeckt den wahren Grund für die Förderung und Hilfe des Bischofs in all den Jahren. Am kaiserlichen Hof liebte der junge Claudius Aida, Germunts leibliche Mutter. Deshalb hatte sie ihren totgeweihten Sohn nach Turin geschickt: Sie hoffte, der frühere Geliebte würde sich seiner annehmen. Für Germunt erklären sich im Gespräch mit Claudius viele Merkwürdigkeiten im Verhalten der Mutter, und der Bischof, der Aida verstoßen mußte, um ihr Leben zu retten, erfährt durch Germunt die Treue der Geliebten
.
    In einem kurzen Nachwort wird die weitere Entwicklung zusammengefaßt: Claudius bleibt ungehindert im Amt und kann Hörer für seine Ideen finden. Stilla heiratet Germunt. Ihre Nachfahren und viele andere halten an den Lehren des Claudius von Turin fest, den die Kirche erst lange nach seinem Tod zum Ketzer erklärt. Irgendwann entsteht für sie ein Name, der noch Jahrhunderte später die geistlichen Herren das Fürchten lehrt: Waldenser
.
Kommentar
    Lockt dieses Exposé, die Geschichte zu lesen?
    Ich finde ja.
    Die beiden ersten Sätze fesseln mich sofort: „
Viele Geschichten beginnen mit Fanfarenstößen und bunten Fahnen. Diese nicht
.“
    Aber habe ich nicht gesagt, man soll mit dem Protagonisten beginnen? Richtig. Wenn Sie nicht wissen, wie Sie beginnen sollen, beginnen Sie mit dem Protagonisten. Aber wie alle Regeln ist auch diese ein Handwerkszeug, ein Hilfsmittel, kein Gesetz. Hier weckt der erste Absatz Erwartungen, und was gibt es Besseres in einem Exposé?
    Dann folgt die eher nüchtern erzählte Geschichte. Beginnend mit dem Hintergrund, vor dem sich alles abspielt, Italien als Zankapfel zwischen Langobarden, Sarazenen, Franken und dem Papst. Und mittendrin ein kleiner Gauner,dem der große Coup misslingt, dem Bluträcher auf den Fersen sind.
    Wichtig auch der Schluss. Hier werden nicht nur die Fäden aufgelöst, obendrein gibt es einen Ausblick. Das, was hier passiert, wird Folgen haben, bleibt nicht vergessen: Die Waldenser werden das Werk des Bischofs fortsetzen. Und damit knüpft die Geschichte eine Verbindung zu dem, was Leser historischer Romane und jeder historisch Interessierte kennt: Waldenser, Reformation und schließlich das Ende eines geschlossenen Gedankengebäudes und einer Kirche, die nur eine Meinung zulässt.
    Der erste Satz eines Romans verkauft das Buch. Der letzte Satz das nächste, heißt eine Regel des Buchmarkts. Der erste Satz des Exposés weckt Interesse, der letzte fordert das Manuskript an, so kann man das auf Exposés übertragen.
Die Lauscherin im Beichtstuhl
    Die Lauscherin im Beichtstuhl, Andrea Schacht Blanvalet Verlag, März 2006, ISBN: 978-3442362639, € 7,95
    Knechtsteden im Jahre des Herrn 1502
    Mirza, die dreifarbige Katze der alten Moen, wird auf das Niederträchtigste entführt. Als sie endlich aus dem Sack gelassen wird, findet sie sich in der Bibliothek des Klosters Knechtsteden wieder. Hier, so teilt ihr der grobe Gärtnerbursche Meiko mit, soll sie die Mäuse fangen, die die alten Pergamente annagen
.
    Pater Melvinius, dem Bibliothekar, gelingt es rasch, ihr Zutrauen zu gewinnen, und Mirza gewöhnt sich im Kloster ein
.
    Allerdings muss sie bei ihren neugierigen Streifzügen durch Kreuzgang, Kräutergarten und Klosterkirche feststellen, dass sich einige seltsame Dinge in den heiligen Hallen abspielen. Da ist zum Beispiel Meister Clemens, der die Aufgabe hat, die Kirche mit Fresken auszumalen – warum kann er an manchen Tagen die roten und die grünen Farbtöpfe nicht voneinander unterscheiden, an anderen gelingt es ihm mühelos? Oder warum zieht sich Bruder Arnoldus, ein echter Katzenhasser, mit der schönen Frau Johanna in die Apfelscheune zurück? Und wieso schleicht sich der Gärtnerbursche in der

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