Drei Seiten für ein Exposé
Beispiel voranstellend ein Kurzexposé, das den Text in ein/zwei Sätzen charakterisiert, dann – bei einem historischen Roman – den historischen Hintergrund, dann das Exposé, also die inhaltliche Zusammenfassung, gefolgt von einem Überblick über die Charaktere. Bei Reihen kann ein Ausblick auf die Folgebände sinnvoll sein, also eine Kurzzusammenfassung von Band 2 und wie sich die Konstellation der Charaktere entwickeln soll. Bei noch nicht fertig geschriebenen Projekten sind Umfang und Abgabetermin wichtige Informationen. Ein Konzept geht von meiner Definition noch über ein einfaches Exposé hinaus.
Holger Kuntze (Agentur Meller) : Mich interessiert, um was für einen Stoff es sich handelt, welchen Hintergrund der Autor hat, welche Recherchen er zum Buch unternommen hat, welche Motivation zum Buch geführt hat und mit welchen Autoren sein Werk vergleichbar ist beziehungsweise welche Autoren den Autor beeinflusst haben.
Frage
: Und was ist in einem Exposé überflüssig?
Natalja Schmidt : Inhaltlich ist es oft überflüssig beispielsweise die Vita jeder Nebenfigur ausführlich zu beschreiben. Im Exposé ist zumeist erst mal interessant, in welchem Verhältnis eine wichtige Nebenfigur zu den Hauptprotagonisten steht, nicht, welche Schule sie besucht hat oder welche Haarfarbe sie besitzt. Das gilt auch für redundante Handlungselemente. Reisen lassen sich oft zusammenfassen, ohne jede Station ausführlich zu beschreiben; das Gleiche gilt für sich wiederholende Situationen.
Unnütz ist auch Eigenwerbung im Stil von „meine Freunde und meine Familie haben meinen Roman geliebt“ oder eine längere Analyse dessen, wer nach Meinung des Verfassers was liest („da Frauen keine Epic Fantasy lesen, richtet sich mein Buch an ein männliches Publikum“). Ich hoffe bei jedem Manuskript, welches ich aufschlage, dass es so überzeugend geschrieben ist, dass es jeden Leser ansprechen könnte.
Andreas Brunner : Den Hinweis, dass ich einen zukünftigen Bestseller in Händen halte.
Lianne Kolf : Marketingratschläge für den Verlag.
Michael Gaeb : Man darf sich nicht an Details aufhalten, das heißt, der Handlungsverlauf sollte nicht in all seinen Einzelheiten beschrieben werden – das wirkt in den meisten Fällen ermüdend, so dass man bereits nach der Lektüre des Exposés keine Energie mehr für den eigentlichen Text hat.
Holger Kuntze (Agentur Meller) : Alles was Agent oder Lektor zum Verständnis des Werkes helfen ist notwendig, entsprechend gibt es meines Erachtens nichts kategorisch Überflüssiges in einem Exposé.
Uwe Neumahr (AVA) : Zu weitschweifige Personencharakterisierungen, zu viele Worte und eine belehrende, oberlehrerhafte Intention.
Frage
: Gibt es No-No’s, die dazu führen, dass das Exposé bei Ihnen sofort unter „Ablehnen“ abgelegt wird?
Andreas Brunner : Wenn die Verwandtschaft als begeisterte Leserschaft und Qualitätsbeurteilung herangezogen wird.
Lianne Kolf : Wenn ich nicht verstehe, worum es geht.
Michael Gaeb : Da fällt mir spontan nichts ein.
Bastian Schlück : Ich denke, der Inhalt des Projekts ist ausschlaggebender, ob ein Projekt sofort auf den Absagestapel wandert, als die Form des Exposé. Ist das Exposé aber schon selbst krude und nicht nachvollziehbar, hat der letztendliche Text es noch schwerer, zu überzeugen.
Holger Kuntze (Agentur Meller) : Nein. Allerdings beurteilen wir ja keine Exposés sondern die Stoffe, die in Exposés beschrieben werden. Ein unserer Meinung nach uninteressanter und/oder unverkäuflicher Stoff wird nach Lektüre des Exposés umgehend unter ABLEHNEN abgelegt.
Uwe Neumahr (AVA) : Sofort wird bei uns eigentlich nichts abgelehnt. Aber weitschweifige Formulierungen lassen erahnen, dass es dem Autor nicht gelingt, auf den Punkt zu kommen. Das merkt man dann auch sehr schnell an der Leseprobe. Letztlich ist das Exposé ja so eine Art Mikrokosmos des Gesamttexts. Wenn ich ein wirklich gutes Exposé lese, weiß ich schon vor der Lektüre der Leseprobe, dass diese nicht schlecht sein kann.
Natalja Schmidt : Da muss es schon relativ schlimm kommen, damit ich ein Exposé sofort weglege. Kollegenschelte sehe ich nicht gern („mein Roman ist wie
Illuminati
, nur viel besser geschrieben, als dieser Nichtskönner Brown es hinbekommt“), und besonders Kollegenschelte gegenüber Autoren, die ich bereits vertrete, finde ich ganz unangemessen.
Und wenn der deutschen Sprache Gewalt angetan wird undich merke, dass sich Autorin oder Autor so gar keine
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