Drei Seiten für ein Exposé
Mühe gegeben haben, sich und ihr Werk zu präsentieren, dann vergeht mir doch recht schnell die Lust, weiterzulesen.
Frage
: Soll man im Exposé das Ende verraten? Auch in Spannungsliteratur, z. B. Krimis? Oder besser Anfang und Ende explizit benennen?
Lianne Kolf : Ja, in einem Exposé sollte auch das Ende verraten werden. Auch bei Spannungsliteratur.
Michael Gaeb : Ja, das Ende sollte verraten werden. Viele Autoren stellen ihrer ausführlichen Handlungsbeschreibung einen kurzen Pitch voran, in diesem kann man, ähnlich wie bei einem Klappentext, Dinge unausgesprochen lassen.
Bastian Schlück : Das Ende sollte im Exposé – egal um welches Genre es sich handelt –, auf jeden Fall thematisiert werden. Es wird ja nicht für den Endleser, sondern für den professionellen Mitleser verfasst. Sinn und Zweck ist es zwar auch, Lust auf das Projekt zu machen, es soll aber zunächst darüber informieren, wie die Geschichte aufgebaut und vom Spannungsbogen angelegt ist
und
aufgelöst wird.
Holger Kuntze (Agentur Meller) : Ja. Agenten und Lektoren sind professionelle Leser. Zur Beurteilung eines Stoffes müssen wir, bevor wir mit der Lektüre des Werkes beginnen alle Informationen darüber haben, was in dem Buch steht. Mit welchen Stilmitteln was versucht wird und wie das Buch dramaturgisch seinen Lauf nimmt und sein Ende findet. Ich lese ja nicht, um mich vom Stoff gefangen nehmen zu lassen, sondern um zu beurteilen, ob der Autor seinen eigenen Ansprüchen gerecht wird und ob ich an eine Verkäuflichkeit des Stoffes an Verlage glaube. Das dies nur mit besonders exzellenten und fesselnden Stoffen möglich ist, muss allen Beteiligten als Vorbedingung klar sein.
Uwe Neumahr (AVA) : Wie gesagt … Ich finde es schön, erst mal einen Klappentext mit offenem Ende zu bekommen – und danach das ausführliche Exposé. Also zwei Exposés, ein kurzes, offenes und ein ausführliches. Das Ende der Geschichte sollte aber auf jeden Fall im ausführlichen Exposébeschrieben werden, denn ich muss ja erkennen können, ob die Geschichte inhaltlich stimmig ist und ob alle Fäden am Ende korrekt zusammenlaufen.
Natalja Schmidt : Einfache Antwort: Ja. Auch in Krimis möchte ich wissen, ob mir der Handlungsaufbau logisch und die Auflösung nachvollziehbar erscheint, und dazu muss ich auch erfahren, wer der Täter ist. Ganz unvoreingenommen geht man als Agent ja ohnehin selten an einen Text heran. Allerdings hat mir neulich ein befreundeter Verlagslektor nach der Lektüre einer Leseprobe gesagt: „Schick mir einfach das Gesamtmanuskript, das Exposé lese ich nicht, ich will mir die Spannung nicht kaputtmachen.“ Das war aber eine absolute Ausnahme. Meist hängt vom Exposé viel ab, nämlich ob der Text überhaupt eine gute Chance bekommt, wahrgenommen zu werden.
Andreas Brunner : Ja, denn die Auflösung ist ja auch wichtig.
Frage
: Was ist die ideale Länge eines Exposés? Und bei welcher Normseitenzahl beginnt die Schmerzgrenze?
Michael Gaeb : Ein Roman-Exposé sollte nicht länger als 3 Seiten sein (+ Leseprobe 30-50 Seiten). Darüber hinaus ist es wichtig, darauf zu achten, dass die Seiten ansprechend gestaltet und nicht zu voll gepackt werden – das wirkt sonst abschreckend. Ein Sachbuch-Exposé kann bis zu 10 Seiten lang sein (+ Leseprobe 30-50 Seiten).
Bastian Schlück : Für uns sind 1-2 Seiten ideal, das oben erwähnte Konzept kann aber gerne auch 3-4 Seiten umfassen.
Holger Kuntze (Agentur Meller) : Das perfekte Exposé beinhaltet alle notwendigen Informationen zu einem Roman. Das können mal 5 Seiten sein oder mal 15 Seiten, eine echte Schmerzgrenze gibt es nicht. Allerdings fällt es vielen Autoren schwer ein Maß dafür zu finden, was wirklich notwendig ist. Einerseits kann ich Autoren immer nur darauf hinweisen, dass das Exposé auch in der Agentur den ersten Eindruck hinterlässt und Autoren entsprechend besonders viel Aufmerksamkeit auf die Erstellung des Exposés legen sollen. Andererseits bin ich aber auch der Meinung, dass ein Autor auch mal übers Ziel hinausschießen darf. Im Zusammenspiel mit dem Agenten wird dann das Exposé eingedampft. Allerdings nur, wenn sich hinter den zu vielen Zeilen auch noch ein wirklich beeindruckender Roman versteckt.
Uwe Neumahr (AVA) : Das ist schwierig zu beantworten. Wir haben einen sehr erfolgreichen Autor unter Vertrag, der sehr ausführliche Exposés schreibt, bis zu 40 Seiten. Aber das Exposé dient ihm dann als Arbeitsgrundlage für die Ausarbeitung des Textes. Es ist
Weitere Kostenlose Bücher