Drei Seiten für ein Exposé
sollte möglichst wenig Gefühl durchscheinen lassen.
Michael Gaeb : Natürlich ist es schön, wenn bereits das Exposé den Ton des Textes vermittelt – vor allem im Sachbuchbereich ist es wichtig.
Holger Kuntze (Agentur Meller) : Meines Erachtens nach nicht. Ein Exposé sollte diesbezüglich sachlich darlegen, mit welchen Stilmitteln der Stoff umgesetzt wurde. Das Exposé an sich muss weder witzig noch romantisch oder spannend sein.
Uwe Neumahr (AVA) : Auf jeden Fall, siehe oben. Nicht zu viel, aber andeutungsweise. Ein beliebter Trick ist auch, dass man kurze erzählte Abschnitte aus dem Text in die Inhaltsangabeeinbaut. Das lockert auf und gibt einen Eindruck der Erzählhaltung. Aber es darf natürlich nicht zu viel sein.
Frage
: Als Agentur bieten Sie die Bücher samt Exposé Verlagen an. Ändern Sie dann das Exposé noch mal? Haben Sie ein „Agenturformat“, eine Art Markenzeichen, wie Ihre Exposés aussehen?
Uwe Neumahr (AVA) : In unserer Agentur AVA international GmbH unterscheiden wir zwischen Verkaufsexposés und Verkaufsdossiers. Der Unterschied ist lediglich der, dass das Dossier eine Leseprobe enthält, das Exposé hingegen nur die Inhaltsangabe. Bei eingeführten Autoren reicht die Inhaltsangabe, bei Debütanten braucht man natürlich eine Leseprobe beziehungsweise den Gesamttext. Ja, wir bringen die Texte in eine einheitliche formale Struktur und machen daraus ein spezifisches AVA-Exposé, beziehungsweise AVA-Dossier. Mitunter kürze und pointiere ich noch und mache den Text nach Rücksprache mit dem Autor werblicher.
Natalja Schmidt : Ja, aber verraten Sie das nicht den Autoren …
All unsere Exposés sind in einem bestimmten Format gehalten, eigentlich nie länger als vier Seiten und fast immer kürzer. Viele Autoren sind in diesen Dingen ein wenig betriebsblind. Entweder das Exposé hat Lücken oder es ist zu lang; meistens Letzteres. Dann kürzen wir die Exposés noch mal und stellen dabei den Hauptplot in den Vordergrund, das, was den Roman besonders macht, ihn aus der Masse hebt, den Grund, warum wir diesen Roman unbedingt vertreten wollten. Wir beginnen immer mit einer ein bis zwei Sätze langen Beschreibung, die den Roman auf den Punkt bringt und möglichst neugierig machen soll. Dann folgt der Inhalt, und am Schluss stellen wir den Autor mitsamt Bibliographie vor.
Andreas Brunner : Nein, ich habe kein Agenturformat, aber ich berate mich mit meinen AutorInnen, welche Form die für das Projekt beste ist.
Lianne Kolf : Ja, meistens.
Michael Gaeb : Wir haben kein Agenturformat. Das Exposé wird jedoch in jedem Falle zusammen mit dem Autor überarbeitet.
Bastian Schlück : Ein „Agenturformat“ haben wir nicht, aber sicherlich arbeiten wir mit unseren Autoren noch an den Exposés, wenn es nötig ist. Grundlage sind die oben genannten Leitlinien.
Holger Kuntze (Agentur Meller) : Natürlich. Sobald wir uns entschieden haben, einen Autoren zu vertreten beginnt sowohl eine intensive Stoffüberarbeitung als auch eine intensive Bearbeitung des Exposés, so dass die Exposés, die meinen Schreibtisch verlassen einem einheitlichen Format und einer einheitlichen Struktur gehorchen. Nur die Inhalte sind natürlich verschieden.
Frage
: Wie kommen Sie an neue Autoren? Wie viel Prozent kommen durch unverlangt eingesandte Manuskripte, wie viel durch Empfehlung von Autoren, wie viele durch Kontakte in Autorenforen, Wettbewerbe?
Natalja Schmidt:
Unverlangte Manuskripte: 50%
Autorenempfehlungen: 20%
Kontakte in Autorenforen etc.: 25%
Wettbewerbe: -
Sonstiges: 5%
Andreas Brunner :
Unverlangte Manuskripte: 20%
Autorenempfehlungen: 80%
Kontakte in Autorenforen etc.: -
Wettbewerbe: -
Sonstiges: -
Lianne Kolf :
Unverlangte Manuskripte: 2%
Autorenempfehlungen: 80%
Kontakte in Autorenforen etc.: -
Wettbewerbe: -
Sonstiges: 18%
Michael Gaeb :
Unverlangte Manuskripte: 2%
Autorenempfehlungen: 7%
Kontakte in Autorenforen etc.: 6%
Wettbewerbe: 20%
Sonstiges: 65%
Holger Kuntze (Agentur Meller) :
Unverlangte Manuskripte: 1%
Autorenempfehlungen: 70%
Kontakte in Autorenforen etc.: 20%
Wettbewerbe: 10%
Sonstiges: 9%
Uwe Neumahr (AVA) : In Prozenten ist das sehr schwer auszudrücken. Autoren kommen auf den unterschiedlichsten Wegen zu uns. Wir bekommen sehr viele unverlangte Einsendungen und legen großen Wert darauf, diese eingehend zu prüfen. Ich treffe zunächst eine Vorauswahl und diskutiere dann die guten Projekte noch einmal in einer Lektoratsrunde mit Roman Hocke. Viele
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