Drei Tage voller Leidenschaft
das Leben schenken würde.
»Gütiger Gott, wer wird sie denn außer den Dienern benutzen?« fragte sie ungläubig, doch in Wahrheit war sie zutiefst gerührt.
Sicher würde sie nicht oft benutzt. Aber gelegentlich würde Nikki diese heilige Stätte allein betreten und dafür danken, daß die Frau, die er anbetete, immer noch bei ihm war – als Ehefrau und Geliebte.
Der Prinz bekam seine Kinderstube in der Tat rasch gefüllt, nicht erzwungenermaßen, wie er einmal gedroht hatte, sondern mit der vollen Zustimmung seiner liebevollen Frau, die ihm versichert hatte, nicht alle Geburten verliefen so schwierig wie die von Sascha. Nach dem dritten Kind baute man einen neuen Flügel an, und Prinz Kuzan bemerkte oft, daß er die Idee von kindlichem Gehorsam befürwortete, denn er gäbe sein Bestes, um den Wunsch seines Vaters nach Erben zu erfüllen.
Nikki stimmte auch mit dem alten persischen Sprichwort überein: In den Augen Gottes sind drei Dinge gefällig: Ein Kind zu zeugen, einen Baum zu pflanzen und ein Buch zu schreiben. Eines Tages, sagte er, würde er es sich auch überlegen, Punkt zwei und drei abzuhaken.
In der Hauptstadt ließ sich Nikki nur noch gelegentlich blicken, und bei diesen sporadischen Ausflügen wurde er gewöhnlich von seiner Familie begleitet. Bei diesen Besuchen führte er stolz seine wohlgeratenen Kinder vor, und der rosa Marmorpalast hallte wider von deren fröhlichen Rufen und Spielen. Im Club sah man ihn nur selten, und für alle anderen Frauen war er auf immer verloren. Sie sehnten sich nach ihm und verzehrten sich nach dem hochgewachsenen, gutaussehenden Prinzen, aber dieser ignorierte sie unbekümmert und fand seine Zufriedenheit und Erfüllung in der Gesellschaft seiner schönen Frau und der bezaubernden Kinder.
Als ihr Erstgeborener Sascha zum Manne heranwuchs, wies der Junge eine bemerkenswerte Neigung zum gleichen Leben der Zerstreuung auf wie sein Vater.
»Manchmal denke ich, du förderst in Sascha seine Ausschweifungen, du befürwortest alle verrückten Pläne, die er sich ausdenkt und übersiehst seine Eskapaden«, beschwerte sich Alisa gelegentlich.
»Ach, Schatz, laß dem Jungen doch seinen Spaß.«
»Ja, das war schon immer deine Devise, du Lüstling, und sieh nur, was passiert ist. Du weißt«, fuhr sie düster fort, »als ich die Gouvernante der Kleinen im Bett mit Sascha fand, war er kaum vierzehn.«
»Ich weiß, Liebes«, meinte Nikki besänftigend. »Aber das ist nicht wieder vorgekommen. Sascha hat sich ohne Zweifel deinen mütterlichen Rat zu Herzen genommen.«
Nach dieser Indiskretion hatte Nikki seinen ungestümen Sohn beiseite genommen und ihn gewarnt, seine Mutter nicht so offensichtlich zu brüskieren. »Ich erspare mir meine Ratschläge, die du dir in diesem Alter ohnehin nicht zu Herzen nehmen wirst, und empfehle bloß zugunsten des häuslichen Friedens, mein Junge, daß das Sommerhaus am See vielleicht ein wenig diskreter wäre.«
Und so betätigte sich der Junge weiter – aber das ist eine andere Geschichte.
Über die Autorin
Susan Johnson, preisgekrönte Autorin von zehn Romanen, lebt auf dem Lande in Minnesota, USA. Als ehemalige Kunsthistorikerin findet sie das Leben als Schriftstellerin am allerbesten.
Die Forschung zu ihren Romanen führt sie in ferne Zeiten und an abgelegene Orte, und sie läßt ihrer Fantasie freien Lauf, um ihre Charaktere zum Leben zu erwecken. Der kreative Prozeß bietet ihr gelegentlich einen faszinierenden Einblick in die komplizierten Vorgänge unserer Gedanken.
Am wichtigsten aber ist vielleicht, daß Geschichtenerzählen Spaß macht.
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