Drei Tage voller Leidenschaft
Tanzveranstaltung da sein würde, die sie gegen Ende der Woche geben würde. Er zögerte kurz, fragte noch einmal nach dem genauen Tag und sagte dann mit seiner üblich kühlen Stimme: »Ich versuche, da zu sein, Madame. Bitte erinnern Sie meinen Kammerdiener am Morgen des Anlasses, mich pünktlich zu wecken.«
Alisa saß am Abend der Gesellschaft fertig angekleidet wartend im Salon, als Nikki um zehn Uhr herein schlenderte, ein Glas Branntwein in der Hand – bereits sein viertes, seit er Katelina zu Bett gebracht hatte. Er war elegant gekleidet, in einem superb geschnittenen taillierten braunen Samtanzug, der seinen muskulösen Körper gut zur Geltung brachte. Eine riesige Nadel mit Türkisen und Brillanten hielt seine achtlos gebundene Krawatte und funkelte in dem hellerleuchteten Raum. Alisa verlor fast die Fassung, weil eine Reihe widersprüchlicher Emotionen auf sie einstürmte. Nikkis Gegenwart verschlug ihr immer noch den Atem, und sie war sich ihrer Bewunderung für ihn durchaus bewußt.
Nach einem Blick auf die üppigen exotischen Blumenarrangements, die den Raum zierten, schritt er über das polierte Parkett, blieb unvermittelt stehen und bemerkte in langgezogenem Tonfall: »Darf ich Ihnen zu Ihrer Toilette gratulieren, Madame? Sie sehen heute abend äußerst vorteilhaft aus.«
Ein warmes Glühen durchfuhr Alisa bei diesem ersten Kompliment seit Wochen. War er wirklich auf ihr Aussehen stolz? Alisa, im fünften Monat schwanger, trug ein leicht empirehaftes Gewand aus smaragdgrünem Satin mit Rüschen und Spitzen aus grünem Samt um das Dekolleté. Ihre schönen Brüste, die nun durch die Schwangerschaft noch rundlicher geworden waren, erhoben sich verführerisch über dem grünen Satinleibchen. Nikkis Smaragd ruhte knapp über dem Brustansatz. Ein Sträußchen aus weißen Veilchen mit einem grünen Samtband war in ihre modisch hochgebürsteten Locken gesteckt.
Alisas warmes Erglühen war aber nur kurzfristig, als Nikki knapp hinzufügte: »Ich muß Sie allerdings warnen, sich nicht zu weit vorzubeugen, sonst fallen Ihre Brüste vielleicht aus dem Ausschnitt heraus.« Beim Anblick von zu viel nackter Haut bei Alisa stieg stets Wut in ihm hoch, aber er hielt seine ausufernde Eifersucht im Zaum und kippte statt dessen den Branntwein herunter. Dann trat er an einen Seitentisch, füllte sein Glas, lehnte sich auf die Tischkante und ließ ein samtbehostes Bein lässig schwingen.
»Dekollete ist sehr in Mode, wie du vielleicht weißt«, erwiderte Alisa kühl.
»Indiskretionen sind ebenfalls in Mode, Madame, aber das bedeutet nicht, daß Ihnen dies erlaubt ist«, antwortete Nikki herausfordernd.
Als er darauf außer einem wütenden Blick aus den eng zusammengekniffenen violetten Augen keine Antwort erhielt, fuhr Nikki fort: »Darf ich Ihnen einen Branntwein anbieten, Prinzessin? Ich persönlich habe das Bedürfnis, mich für die bevorstehenden Anstrengungen zu kräftigen.«
»Ja, bitte, Prinz«, erwiderte Alisa förmlich. »Auch ich habe das Bedürfnis nach einem Schluck.«
So saßen sie zwanzig Minuten lang da und tranken ihren Schnaps in angespanntem Schweigen, bis die ersten Gäste ankamen. Sie schritten die große Marmortreppe hinauf, flankiert von vierundzwanzig Dienern in Kuzanscher Livree, und wurden von zwei Haushofmeistern an der Tür zum Ballsaal angekündigt.
Alisa war frustriert von Nikkis verächtlichen Blicken, trank mehr als gewöhnlich und flirtete bald schon herausfordernd mit einigen jungen Männern, die ihr den Hof machten.
Sie erhielt ein Kompliment nach dem anderen als die schönste Frau von Petersburg, und heute abend war sie in der gefährlichen Stimmung, die Schmeicheleien zu akzeptieren. Sie tanzte mit den jungen Offizieren und trank Champagner mit den heißblütigen älteren Männern, die sie umgaben.
Selbst Major Tschernow wurde von ihr freundlich begrüßt, als er ihr seine Aufwartung machte und dabei in den Ausschnitt starrte. Alisa lächelte ihn verführerisch an und dachte, wie leicht Männer doch von einem bißchen nackter Haut geblendet werden konnten.
Nikki hielt sich abseits mit ein paar Freunden vom Jachtclub, kippte ein Glas Branntwein nach dem anderen herunter und hörte nur gelegentlich der Unterhaltung zu, in der es um die Vorteile der neusten Tänzerinnen im Corps dramatique ging. Seine Blicke folgten Alisa durch den Raum, und seine Wut schwoll im Laufe des Abends immer stärker. Er sah, wie Alisa ihre jungen Galane anblitzte und dachte, sie war doch seine
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