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Drei Wünsche

Drei Wünsche

Titel: Drei Wünsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker , Andrea Offermann
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müsst Ihr noch den Wachhund spielen?»
    «Oh», Theda schluckte, «nur noch einige Tage, höchstens bis Anfang Januar, ja, so lange kann ich wohl bleiben. Und dann, nun …» Sie hüstelte, blinzelte und fuhr nach einem Atemzug in beinahe gleichmütigem Ton fort: «… und dann fahre ich zurück nach Aurich. Ich stamme von dort», sie lächelte eisern ein feuchtes Schwimmen in ihren Augen weg, «und soll dort heiraten. Ich meine, ich darf. Er ist ein Nachbar meiner Eltern, ein wichtiger Beamter. Sehr geachtet. Seine Frau ist kürzlich gestorben, nun schon die zweite, er braucht unbedingt eine neue Frau für sein Haus. Und für den Garten.»
    «Ich verstehe. Vier Kinder? Ein großer Garten? Im Stall zwei Schweine, drei Ziegen, ein Dutzend Hühner? Kein Knecht für grobe Arbeiten?»
    «Keine Schweine», flüsterte Theda, «ein sehr großer Garten, nur Gemüse. Kein Knecht, aber eine alte Zugehfrau, glaube ich. Sechs Kinder jetzt. Sicher sind es liebe Kinder, ich habe sie lange nicht gesehen. Überhaupt kenne ich nur die vier größeren, zwei Mädchen von nun sieben und acht Jahren, die beiden Jungen sind zwölf und vierzehn Jahre alt.»
    «Die Jungen werden keine Hilfe sein», sagte Madam Augusta streng. «Just in diesem Alter machen junge Herren nur Ärger und Arbeit. Ihr braucht dort unbedingt eine tüchtige Magd, das müsst Ihr einfordern.» Das war leicht dahingesagt, Augusta bereute es sofort. Thedas Gesicht verriet alles.
    «Vielleicht könnt Ihr es noch einmal überlegen», schlug Augusta behutsam vor, «die Zollerin hat nur das Beste von Euch gesagt, Ihr werdet hier in der Stadt, drüben in Altona oder auf einem der nahen Landgüter leicht eine neue Anstellung finden.»
    Theda schüttelte den Kopf. «Nicht so schnell und nicht zu dieser Zeit. Glaubt mir, Madam, ich habe es wirklich versucht.»
     
    Als Madam Augusta zurück zum Hauptschiff ging, ihr widerwilliges Mädchen im Gefolge, als sie endlich im Durchgang zur Turmhalle verschwand, fühlte Theda plötzlich tiefe Traurigkeit, für einen unbeherrschten Moment war sie der Verzweiflung und Mutlosigkeit ganz nah. Stärker noch als in den Minuten, die sie Madam Zollers Kutsche nachgesehen hatte.
    Aber jetzt war kein Moment, wirre Gefühle zu prüfen. Elsi hatte während ihres Gesprächs mit Madam Augusta nach ersten neugierigen Blicken die Gelegenheit genutzt und Anders Gödeke zuerst schüchtern, aber von Anfang an entschlossen und zunehmend munter, zu einem Gespräch über die Gärtnerei verführt. Noch habe sie ja keinen Garten, sie erinnerte sich leider nur zu gut, dass er das wusste, aber bis das so weit sei, wolle sie ein Beet im Hinterhof ihres Hauses anlegen. Es gebe dort wenig Sonne, sicher könne er ihr raten, was da zu tun und was am besten in schon bereitstehende Töpfe und Wannen zu pflanzen sei.
    Nicht nur Elsi, auch Anders, dieser ernste und steife junge Mann, wurde von Minute zu Minute, man konnte auch sagen von Blumennamen zu Blumennamen, lebhafter, der Blick seiner Augen verlor sogar den Ausdruck eines alten müden Mannes.
    Aber als Theda sich ihnen wieder zuwandte und zufrieden feststellte, wie gut ihr kleiner Plan aufgegangen war, trat Anton Schaffer auf.
    So muss man es nennen, denn seine Ankunft glich wahrhaftig einer Bühnenszene. Immerhin brüllte er nicht, was sowohl übertrieben als auch geschäftsschädigend gewesen wäre (außerdem hätte seine Tochter es ihm mit tagelangem zornigem Schweigen vergolten, was er am meisten fürchtete). Plötzlich stand er hinter ihr, knurrte Anders zu, er solle seinen Tütenkram verkaufen, wem er wolle, seine Tochter brauche so was nicht, und zog Elsi mit eiserner Hand zurück zu seinem Stand.
    Theda sah Anders’ vor Scham zuerst tief gerötetes, dann weißes Gesicht, sah den Zorn in Elsis Augen und dachte, der Anfang sei trotzdem gemacht. Womit sie an diesem Tag noch nicht wirklich recht hatte, denn noch war ungewiss, was aus zwei Verliebten werden sollte, die nicht füreinander gemacht waren. Andererseits – wer kann sich schon anmaßen zu wissen, wer für wen gemacht ist.

      
    ür Theda war es höchste Zeit, den Erlös für das Silberherz und den goldenen Rahmen in Sicherheit zu bringen, und das Hündchen, das sich wieder still in ihre Röcke gedrückt hatte, als wolle es sich unsichtbar machen, trippelte schon ungeduldig auf der Stelle. Sie drängte sich durch die inzwischen unübersehbar gewordene Menge, lief im Hauptschiff an der Turmhalle vorbei, zögerte, weil sie sich vorgenommen

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