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Drei Wünsche

Drei Wünsche

Titel: Drei Wünsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker , Andrea Offermann
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Raum für zwei oder drei, notfalls vier Reisende boten, «ist auch alles voll. Ja, alles voll. Es sei denn», er wies mit dem Daumen nach unten auf Theda Harling, die immer noch wie eine Salzsäule vor dem Schlag stand, «diese Madam entschließt sich endlich und bleibt hier.»
    «Bitte!» Der Neuankömmling, er war übrigens ausgesprochen hübsch, was ihm schon häufig zum Vorteil gereicht hatte, fiel vor Theda auf die Knie und hob flehend die Hände. «Bitte, Madam, habt ein Herz und überlasst mir Euren Platz, Euer Billett. Ihr rettet mein Leben.» Für so einen Appell leuchteten seine Augen erstaunlich vergnügt.
    Inzwischen hatte sich der Kreis der Schaulustigen enger um die Kutsche und dieses ergötzliche Theater gezogen, doch bevor sie das Für und Wider abwägen konnten und begannen, gute Ratschläge zu rufen, geschah, womit niemand, auch nicht der aufgeregte junge Mann, gerechnet hatte. Vielleicht nicht einmal Madam Harling. Plötzlich wurden ihre Lippen weich und ihre Augen froh. Sie nestelte ihr Billett aus dem Muff und rief zum Kutscher, er möge ihre Reisetasche vom Dach holen. Gegen die stürmische Umarmung des, wie schon erwähnt, ausgesprochen hübschen jungen Mannes wehrte sie sich nur wenig, ebenso gegen die großzügig bemessene Erstattung des Fahrpreises. Dann ging alles ganz schnell, ihre Tasche fiel direkt vor ihren Füßen auf die Erde und der Schlag hinter dem neuen Fahrgast in seine Raste, das Posthorn tönte grell, und die Pferde zogen an.
    Als die Menge sich schon aufgelöst hatte, stand Theda Harling noch auf der Brücke und sah der verschwundenen Postkutsche nach. In ihrer Miene war nicht zu lesen, was sie dachte oder fühlte, das wusste sie selbst nicht genau. Endlich beschloss sie, froh zu sein und auf diesen Zufall, das Schicksal oder was auch immer zu vertrauen, womöglich war sogar ihr Schutzengel im Spiel. So, wie es war, musste es gut und richtig sein – hätte sie sonst zuvor vergessen, den Schlüssel zu der Wohnung in der Mattentwiete abzuliefern? Zu der Wohnung, die ihr nun den Unterschlupf gewähren konnte, ohne den sie nicht hätte bleiben können?
    Im Übrigen war es müßig zu hadern. Die Kutsche war weg. In ihrem Muff steckte der Schlüssel, es wäre schändlich, das nicht zu nutzen. Nur für einige Tage, bevor sie dorthin zurückkehren musste, woher sie vor fünf Jahren gekommen war, um wieder eine ehrbare und gottesfürchtig dienende Ehefrau zu werden. Manch andere Witwe hätte sie beneidet, leider war ihr der Mann zuwider, der in der schläfrigen kleinen Stadt inmitten weiter Moore in eintönig verlaufenden Tagen, Wochen, Jahren auf sie und vor allem ihre Dienste wartete, ihre Dienste in Haus, Stall, Garten und Schlafkammer. Sie hatte vergeblich nach einem Ausweg gesucht, ihr blieb keine Wahl. Hätte sie eine Neigung zur Theatralik gehabt, hätte sie heute Morgen auf dem Weg zur Kutsche gedacht, es fühle sich an wie der Weg zum Schafott. Das war zweifellos ein bisschen übertrieben, dennoch hatte sie sich vorgestellt, einfach davonzulaufen.
    Sie tastete nach dem Schlüssel, als könne er plötzlich verschwunden sein, nahm ihre Bündel und die Tasche und machte sich endlich auf den Weg zu der Wohnung, zu deren Schlüssel ihr das Glück verholfen hatte. Diese letzten Tage des Jahres blieben ihr, ihr ganz allein, heimlich und unbewacht.
    Gut möglich, dass sie verrückt war.
     
    Tatsächlich war Theda Harling eine überaus vernünftige Frau. Das hatte das Leben sie gelehrt, obwohl niemand behaupten könnte, es sei ungewöhnlich reich an dramatischen Ereignissen oder Schicksalsschlägen gewesen. Wenn sie darüber nachdachte, was sie in den letzen Wochen notgedrungen hatte geschehen lassen müssen, kam sie zu dem Schluss, sie habe sogar stets im rechten Moment Glück gehabt.
    Als ihr Vater starb zum Beispiel, sie war noch ein kleines Mädchen gewesen, hatte ihre Mutter einen neuen Ehemann gefunden, der auch das Kind aufnahm, anstatt es zur Arbeit auf einen der umliegenden Moorhöfe zu geben. Natürlich hatte sie es ihm mit Fleiß und Gehorsam vergolten, erst recht, als die Halbgeschwister geboren wurden, fünf an der Zahl.
    Auch dass just Friedrich sie zur Ehefrau wählte, war Glück gewesen, besonders, weil er sie mit in ein neues Leben nahm. Auch zur rechten Zeit und zur Zufriedenheit von Mutter und Stiefvater, die Halbschwestern waren längst groß genug, ihren Platz und ihre Pflichten im Haus zu übernehmen.
    Sogar als Friedrich plötzlich starb, hatte sie bei allem

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