Dreifach
er an Bord gekommen war. Er schlang sich die Maschinenpistole überdie eine Schulter, verlagerte Suza ein wenig auf der anderen und setzte den Fuß über die Reling. Beim Abstieg warf er einen Blick über das Deck und wußte, daß sie ihn gesehen hatten.
Es war eine Sache, einen Unbekannten an Bord zu treffen und zunächst keine Fragen zu stellen, weil Feueralarm gegeben worden war, aber es war etwas ganz anderes, wenn jemand das Schiff mit einem Körper über der Schulter verließ.
Er hatte nicht ganz die Hälfte der Leiter zurückgelegt, als sie das Feuer auf ihn eröffneten.
Eine Kugel prallte pfeifend neben seinem Kopf vom Schiffsrumpf ab. Er schaute nach oben und sah drei Männer – zwei mit Pistolen –, die sich über die Reling lehnten. Dickstein hielt sich mit der linken Hand an der Leiter fest, packte seine Waffe mit der rechten, richtete sie nach oben und feuerte. Natürlich konnte er nicht zielen, aber die Männer wichen zurück.
Doch er verlor das Gleichgewicht.
Während sich der Bug des Schiffes aufbäumte, schwankte er nach links, ließ seine Maschinenpistole ins Meer fallen und faßte mit der rechten Hand nach der Leiter. Sein rechter Fuß rutschte von der Sprosse ab, und dann begann Suza zu seinem Entsetzen, von seiner linken Schulter zu gleiten.
»Halt dich an mir fest«, schrie er, obwohl er nicht wußte, ob sie nicht schon ohnmächtig war. Er spürte, wie ihre Hände sich an seinen Pullover klammerten, aber sie rutschte weiter ab, und nun zog ihr nicht mehr ausbalanciertes Gewicht ihn noch weiter nach links.
»Nein!« brüllte er.
Sie glitt von seiner Schulter und tauchte ins Meer.
Dickstein drehte sich um, sah die Barkasse, sprang hinunter und landete mit einem Aufprall, der ihm durch alle Knochen fuhr, in dem Boot.
Er rief ihren Namen in das schwarze Meer hinaus, stürztesich von einer Seite des Bootes zur anderen, und seine Verzweiflung wuchs mit jeder Sekunde, die sie unter Wasser blieb. Dann hörte er einen Schrei, der das Geräusch des Windes durchdrang. Er wandte sich dem Laut zu und sah ihr Gesicht knapp über der Oberfläche, zwischen dem Boot und dem Rumpf der Klara .
Sie war außer Reichweite.
Wieder schrie sie auf.
Die Barkasse war mit einem Tau, dessen größter Teil in dem Boot zusammengerollt war, mit der Karla verbunden. Dickstein durchschnitt das Tau mit seinem Messer und warf Suza das freie Ende zu.
Während sie die Hand nach dem Tau ausstreckte, schlug wieder eine Welle über ihr zusammen.
Vom Deck der Karla aus begann man wieder, über die Reling zu schießen.
Er achtete nicht darauf.
Dicksteins Augen kämmten das Meer ab. Da das Schiff und das Boot in verschiedene Richtungen schlingerten, war die Chance, getroffen zu werden, relativ gering.
Nach ein paar Sekunden, die wie Stunden schienen, tauchte Suza wieder auf. Dickstein schleuderte ihr das Tau zu. Diesmal konnte sie es packen. Rasch zog er sie immer dichter heran, bis er sich gefahrvoll über den Schandeckel der Barkasse beugen und ihre Handgelenke ergreifen konnte.
Nun war sie bei ihm, und er würde sie nie wieder loslassen.
Er zog sie in die Vertiefung der Barkasse. Von oben eröffnete eine Maschinenpistole das Feuer. Dickstein legte einen Gang ein, warf sich über Suza und bedeckte ihren Körper mit dem seinen. Die Barkasse entfernte sich führerlos von der Karla; sie trieb über die Wellen wie ein verlorenes Surfboard.
Die Schüsse verstummten. Dickstein blickte zurück. Die Karla war außer Sicht.
Sanft drehte er Suza um; ihre Augen waren geschlossen. Dickstein fürchtete um ihr Leben. Er nahm das Ruder der Barkasse, musterte den Kompaß und legte einen ungefähren Kurs an. Dann setzte er das Funkgerät des Bootes in Betrieb und rief die Coparelli. Während er auf eine Antwort wartete, hob er Suza zu sich und wiegte sie in den Armen.
Ein dumpfes Donnern rollte wie der Lärm einer fernen Explosion über das Wasser. Die Magnetmine.
Die Coparelli meldete sich. Dickstein sagte: »Die Karla steht in Brand. Kommt zurück und holt mich an Bord. Bereitet das Lazarett für das Mädchen vor – es hat schwere Verbrennungen.« Er wartete auf die Bestätigung, schaltete danach ab und starrte Suzas ausdrucksloses Gesicht an. »Stirb nicht. Bitte, stirb nicht.«
Suza schlug die Augen auf und sah ihn an. Sie öffnete den Mund und bemühte sich zu sprechen. Er neigte den Kopf zu ihr. »Bist du es wirklich?« flüsterte sie.
»Ich bin es.«
Ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem schwachen Lächeln. »Ich
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