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0753 - Die Blutbuche

0753 - Die Blutbuche

Titel: 0753 - Die Blutbuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Am Tage, wenn er klare Gedanken fassen konnte. Aber auch in der Nacht, in seinen Träumen, aus denen er oft genug hochgeschreckt war, um aufzustehen und zum Fenster zu rennen, weil er wissen wollte, ob sie dort lauerten.
    Betty Carr wußte nicht, was sie tun sollte. Was war in diesem Fall richtig? Sollte sie hineingehen und mit ihrem Mann sprechen, obwohl sie ihm nicht helfen konnte. Sollte sie abwarten, bis er sich wieder gefangen hatte?
    Sie zögerte.
    Aber sie hörte ihn.
    Er stöhnte nicht mehr so schlimm, dafür atmete er heftig und laut. Hin und wieder zerquetschte er auch so etwas wie einen Fluch zwischen den Zähnen, denn er gehörte zu den Menschen, die sich mit ihrem Schicksal nicht abfinden wollten.
    Betty trat einen Schritt näher. Sie brachte ihr Gesicht und damit auch ein Auge dicht an den Spalt heran, um wenigstens etwas von Amos erkennen zu können.
    Sie sah nichts.
    Oder?
    Doch, als sie den Kopf etwas drehte, da erkannte sie ihn. Er saß auf dem Sessel dicht beim Fenster und hatte seinen Oberkörper der Scheibe zugedreht, damit er schräg nach draußen in die Dunkelheit schauen konnte. Die linke Hand lag auf der Sessellehne, den rechten Arm hatte er gestreckt und halb erhoben, wobei seine Hand gekrümmt war und eine Klaue gebildet hatte. Er hatte sie der dunklen Fensterscheibe zugedreht, als wollte er jemand grüßen.
    Es war kein normaler Gruß. Ein Totengruß!
    Starr und furchtbar.
    Betty hatte Mühe, sich ruhig zu verhalten. Sie fröstelte, zwinkerte mit den Augen, atmete noch einmal heftig, aber sie traute sich nicht, den Raum zu betreten.
    Was tat ihr Mann? Warum hatte er so furchtbar gestöhnt? Wie konnte sie ihm nur helfen?
    Amos hatte gemerkt, daß er beobachtet worden war. Er ließ die Hand sinken und bat seine Frau mit rauher Stimme, doch näher zu kommen. »Keine Angst, Betty, noch nicht…«
    Er sprach wieder normal und Betty Carr fiel ein Stein vom Herzen. Der große Druck hinter ihren Augen verschwand, sie erweiterte den Türspalt und betrat den Raum so normal wie möglich, denn ihr Mann sollte nicht sehen, wie sehr sie sich fürchtete.
    Er saß noch immer im Sessel, schaute sie nicht an, sondern starrte auf seine Handfläche, die er noch kurz zuvor dem Fenster zugedreht hatte. Als er merkte, wie nahe seine Frau an ihn herankam, schloß er die Hand zur Faust und drehte den Kopf nach links.
    Es war nicht dunkel draußen, aber der nahe Wald wirkte immer wie eine Schatteninsel. Die Sonne hatte sich zurückgezogen, und durch die Scheibe flutete die Dämmerung in das Zimmer hinein.
    Betty legte eine Hand auf Amos' Schulter. »Ich habe dich stöhnen hören«, flüsterte sie.
    »Ja, ich weiß.«
    »Und? Willst du reden?«
    Amos Carr war ein großer Mann mit grauen Haaren und sehr kräftig gebaut. Jetzt aber wirkte er klein, wie geduckt, als hätte er Angst, und er nickte sehr langsam. »Ich werde dich gleich verlassen, Betty«, sagte er.
    Sie verfiel nicht in Panik, sie schrie auch nicht. Sie fragte nur: »Warum denn?«
    »Heute noch.«
    »Du hast es dir gut überlegt, Amos?«
    »Ja, das habe ich. Es gibt keinen anderen Weg, Betty. Ich brauche Hilfe, wir brauchen Hilfe, und ich werde versuchen, sie zu holen. Das ist alles, nicht mehr und nicht weniger.«
    »Was soll ich tun?«
    »Warten.«
    »Hier warten?«
    »Ja, mein Liebes. Ich hoffe, daß ich morgen wieder zurück bin. Und du solltest keine Frage stellen.«
    Bettys Hand lag noch immer auf seiner Schulter, und Amos merkte, wie die Finger anfingen zu zittern. »Aber ich habe so viele Fragen, Amos. Ich bin deine Frau.«
    »Das weiß ich.«
    »Hängt es mit der anderen Welt zusammen, von der du immer gesprochen hast?«
    »Auch. Und mit der Blutbuche.«
    »Du hast immer von ihr gesprochen, Amos. Ist es wirklich so schlimm mit ihr?«
    Er nickte und erhob sich. Sein Körper wirkte steif. Er senkte seinen Kopf und hauchte Betty einen Kuß auf die feuchte Stirn. »Ich werde jetzt fahren und hoffe, daß er pünktlich ist.«
    »Du hast schon mit ihm gesprochen?« flüsterte Betty.
    Amos Carr nickte bedächtig. »Das habe ich in der Tat. Er hat auch einem Treffen zugestimmt. Ich will es dort haben, wo etwas los ist, wo man mich nicht beobachten kann. Deshalb fahre ich nach London.«
    »Du kennst ihn doch nicht.«
    »Ich kenne seinen Namen, das reicht.«
    »Sinclair…?«
    Amos nickte. »John Sinclair. Einer, der sich auskennt und sich nichts vormachen läßt. Er ist der Mann, auf den wir uns verlassen müssen. Mein Bekannter hat auf ihn geschworen,

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