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Dreifach

Titel: Dreifach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Geschichte in unserem Gebiet für den Rest des Jahrhunderts bestimmen.«
    »Was ist mit den palästinensischen Flüchtlingen?« fragte seine Frau.
    Der Präsident zuckte die Achseln und begann, sich seine letzte Pfeife des Tages anzustecken. »Ich erinnere mich an einen Artikel in der Londoner Times ... vor vielleicht fünf Jahren. Darin stand, daß die Free Wales Army in einer Polizeiwache von Cardiff eine Bombe versteckt hatte. Hast du eine Ahnung, vor wie langer Zeit die Waliser von den Angelsachsen unterworfen wurden?«
    »Nicht die geringste.«
    »Ich auch nicht, aber es muß mehr als tausend Jahre her sein, da die Normannen die Angelsachsen vor neunhundert Jahren besiegten. Verstehst du? Tausend Jahre, und sie legen immer noch Bomben in Polizeiwachen! Die Palästinenser werden wie die Waliser sein ... Sie können tausend Jahre lang in Israel Bomben legen, aber sie werden nie gewinnen.«

    *

    Franz Albrecht Pedler starb im Jahre 1974. Es war ein friedlicher Tod. Sein Leben hatte Höhen und Tiefen gesehen – schließlich hatte er die schändlichste Epoche in der Geschichte seiner Nation erlebt –, aber es war ihm nichts zugestoßen, und er hatte seine Tage glücklich beschlossen.
    Er hatte erraten, was mit dem Uran geschehen war. Eines Tages zu Beginn des Jahres 1969 hatte seine Firma einen Scheck über zwei Millionen Dollar, unterzeichnet von A. Papagopulos, mit einer Erklärung (»Für verlorene Fracht«) von Savile Shipping erhalten. Am nächsten Tag war ein Vertreter der israelischen Armee eingetroffen und hatte die Bezahlung für die erste Lieferung von Reinigungsmaterialien überbracht. Beim Hinausgehen hatte der Mann gesagt:
    »Was Ihre verlorene Fracht betrifft, würden wir uns freuen, wenn Sie keine weiteren Nachforschungen anstellten.«
    Pedler war ein Licht aufgegangen. »Und wenn Euratom mir Fragen stellt?«
    »Sagen Sie die Wahrheit«, erwiderte der Mann. »Ihre Fracht ging verloren, und als Sie versuchten, Erkundigungen einzuziehen, merkten Sie, daß Savile Shipping sein Geschäft aufgegeben hatte.«
    »Stimmt das?«
    »Es stimmt.«
    Und genau das hatte Pedler gegenüber Euratom erklärt. Man schickte ihm einen Ermittler, und er wiederholte seine Geschichte, die völlig zutreffend, wenn auch nicht ganz vollständig war. Am Ende fragte Pedler: »Ich nehme an, daß die Sache bald viel Staub aufwirbeln wird?«
    »Das bezweifle ich«, meinte der Ermittler. »Das würde ein schlechtes Licht auf uns werfen. Ich glaube nicht, daß wir die Geschichte bekanntmachen werden, wenn wir nicht noch mehr Informationen auftreiben.« Natürlicherhielten sie nicht mehr Informationen – wenigstens nicht zu Pedlers Lebzeiten.

    *

    Am Jom Kippur des Jahres 1974 setzten bei Suza Dickstein die Wehen ein.
    Wie es der Sitte dieses Kibbuz entsprach, wurde das Baby von seinem Vater zur Welt gebracht, während eine Hebamme dabeistand, um Rat und Ermutigung zu spenden. Sobald der Kopf auftauchte, öffnete das Baby den Mund und schrie. Dickstein traten Tränen in die Augen. Er hielt den Kopf, vergewisserte sich, daß die Nabelschnur nicht um den Hals gewickelt war, und sagte: »Gleich ist es geschafft, Suza.«
    Suza preßte noch einmal, die Schultern des Babys erschienen, und danach war alles eine Kleinigkeit. Dickstein band die Nabelschnur an zwei Stellen ab, durchschnitt sie und legte das Baby dann – wieder wie es hierzulande Brauch war – in die Arme der Mutter.
    »Ist alles in Ordnung?« fragte sie.
    »Vollkommen«, sagte die Hebamme.
    »Was ist es?«
    »Oh Gott«, stöhnte Dickstein, »ich habe gar nicht hingesehen ... Es ist ein Junge.«
    Ein wenig später fragte Suza: »Wie wollen wir ihn nennen? Nathaniel?«
    »Ich möchte ihn Tofik nennen.«
    »Tofik? Ist das nicht ein arabischer Name?«
    »Ja.«
    »Warum? Warum Tofik?«
    »Tja, das ist eine lange Geschichte.«

POSTSKRIPTUM
    Aus dem Londoner Daily Telegraph vom 7. Mai 1977:
    ISRAEL VERDÄCHTIGT,
SCHIFF MIT URAN GESTOHLEN ZU HABEN
    Bericht von Henry Miller, New York

    Wie gestern bekannt wurde, soll Israel dafür verantwortlich sein, daß eine Uranlieferung, die für dreißig Atombomben ausreichte, vor neun Jahren auf hoher See verschwand.
    Offizielle Stellen erklären, daß es sich um »ein echtes James-Bond-Abenteuer« gehandelt und man nie festgestellt habe, was wirklich aus den verschwundenen zweihundert Tonnen Uranerz geworden sei, obwohl die Geheimdienste von vier Ländern sich mit dem Rätsel befaßt hätten.

    Zitiert mit Genehmigung von The Daily

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