Dreifach
Leerlauf ein, trat auf den Schandeckel und sprang. Die Karla stampfte nach vorn, als er auf der Leiter landete. Er klammerte sich fest, während ihr Bug sich in die Wellen bohrte. Das Meer erreichte seine Hüfte, seine Schultern. Er atmete tief ein, bevor sein Kopf unterging. Ihm schien, daß er überhaupt nicht mehr auftauchen würde. Die Karla neigte sich immer weiter nach vorn. Seine Lungen drohten zu platzen, da zögerte sie und begann sich aufzurichten. Das schien sogar noch länger zu dauern. Endlich tauchte er auf und schnappte gierig nach Luft. Er kletterte ein paar Sprossen hinauf, löste das Seil an seiner Hüfte, befestigte es an der Leiter und sicherte so das Boot bis zu seiner Flucht. Die Magnetmine hing an einem Tau, das er sich über die Schultern gelegt hatte. Er machte sie los und brachte sie am Rumpf der Karla an.
Das Uran war sicher.
Er warf seine Ölhaut ab und kletterte die Leiter empor. Das Geräusch des Barkassenmotors war im Lärm des Windes, des Meeres und der Schiffsmaschinen nicht zu hören, aber irgend etwas mußte die Aufmerksamkeit des Mannes erregt haben, der über die Reling blickte, als Dickstein gerade auf Deckshöhe ankam. Der Mann starrte ihn einen Moment lang verblüfft an. Dickstein streckte die Hand aus, während er über die Reling kletterte. Der andere gehorchte automatisch dem natürlichen Instinkt, jemandem aus dem tobenden Meer an Bord zu helfen, und packte seinenArm. Dickstein verhakte sich mit einem Bein an der Reling, ergriff den Arm des Matrosen mit beiden Händen und warf ihn über Bord ins Meer. Sein Schrei verlor sich im Wind. Dickstein zog das andere Bein über die Reling und kauerte sich auf dem Deck zusammen.
Niemand schien den Vorfall bemerkt zu haben.
Die Karla war ein kleines Schiff, viel kleiner als die Coparelli. Sie hatte nur einen Aufbau, der mittschiffs lag und zwei Decks hoch war. Kräne besaß sie nicht. Am Vorderdeck führte eine große Luke zu einem Laderaum, doch achtern hatte sie keine Lademöglichkeit. Dickstein schloß, daß die Besatzungsquartiere und der Maschinenraum den Platz unter dem Achterdeck ganz ausfüllten.
Er schaute auf seine Uhr. Es war 5.25 Uhr. Suzas Ablenkungsmanöver mußte jede Sekunde beginnen, wenn sie überhaupt eine Chance hatte.
Dickstein schritt am Deck entlang. Die Schiffsbeleuchtung war eingeschaltet, doch ein Besatzungsmitglied mußte schon sehr genau hinsehen, um sich zu vergewissern, daß er nicht zur Mannschaft gehörte. Er zog sein Messer aus der Scheide an seinem Gürtel; wenn es sich vermeiden ließ, wollte er seine Pistole nicht benutzen, denn der Lärm würde die Jagd auf ihn auslösen.
Als er an dem Aufbau angelangt war, öffnete sich eine Tür, so daß ein Keil gelben Lichtes auf das von prasselndem Regen überschwemmte Deck fiel. Dickstein huschte um die Ecke und preßte sich gegen das vordere Schott. Er hörte zwei Stimmen, die russisch sprachen. Die Tür wurde zugeschlagen, und die Stimmen wurden leiser, während die Männer im Regen nach achtern gingen.
Dickstein überquerte das Schiff auf der Leeseite des Aufbaus nach Backbord und schlich weiter auf das Heck zu. Er blieb an der Ecke stehen, blickte sich vorsichtig um und sah, wie die beiden Männer über das Achterdeck gingen und mit einem dritten am Heck sprachen. Er war in Versuchung, alle drei mit einer Salve seiner Maschinenpistoleauszulöschen – drei Männer machten wahrscheinlich ein Fünftel seiner Feinde aus –, entschied sich aber dagegen. Es war zu früh, Suzas Ablenkungsmanöver hatte noch nicht begonnen, und er hatte keine Ahnung, wo sie war.
Die beiden Männer kehrten über das Steuerborddeck zurück und traten wieder durch die Tür. Dickstein näherte sich dem anderen am Heck, der Wache zu halten schien. Der Mann sagte etwas auf russisch. Dickstein grunzte unverständlich, der Russe antwortete mit einer Frage, dann war Dickstein nahe genug, schnellte vor und schnitt dem Mann die Kehle durch.
Er warf die Leiche über Bord und legte wieder den gleichen Weg zurück. Zwei Tote, und sie wußten immer noch nicht, daß er an Bord war. Ein Blick auf die Uhr. Die Leuchtzeiger standen auf 5.30 Uhr. Es war Zeit hineinzugehen.
Dickstein öffnete eine Tür und sah eine leere Passage und eine Leiter, die wahrscheinlich zur Brücke führte. Er kletterte die Leiter hinauf.
Laute Stimmen ertönten von der Brücke. Als er am Kopf der Leiter auftauchte, entdeckte er drei Männer – den Kapitän, den Ersten Offizier und vermutlich den Zweiten
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