Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dreimond - Das verlorene Rudel

Dreimond - Das verlorene Rudel

Titel: Dreimond - Das verlorene Rudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viola L. Gabriel
Vom Netzwerk:
die Flammen stürzte.
    Die Wolken hatten ihn zu lang zurückgehalten. Das Feuer hatte sich längst im ganzen Sintgrund ausgebreitet.
    Wieder versuchte ein panischer Wolf in wilder Angst vor den Flammen, den einzigen Ausstieg aus der Schlucht zu nehmen. Wieder wartete Neuschnee bis zum letzten Moment, ehe sie den Rudelbruder in die Tiefe stürzte.
    So stand sie da, wartete und wachte. Es schmerzte sie, ihre Brüder so zu verraten, und doch tat sie es, jetzt da ihre Entscheidung getroffen war, ohne Zögern, Zaudern oder falsche Tränen.
    Es musste sein. Sie musste es dem Schwarzen sagen.
    Darum musste sie auch verhindern, dass Kunde von all dem, was hier geschah, zur Rotburg drang, noch ehe er und sie endlich von hier verschwunden waren. Nur wo blieb Schattenklaue?
    Neuschnee hatte das Wolfskind mit der feinen Nase ins Tal geschickt, um den Schwarzen zu finden und zu ihr zu führen. Hatte sie Carras überschätzt? Wie lange würde er noch brauchen? Bis die steilen Felswände bald vollkommen regennass und unerklimmbar waren? Es war höchste Zeit von hier zu fliehen, mit Schattenklaue in den Wald zu eilen, Blitzschweif – wohin in aller Welt war er verschwunden? – aufzuspüren und dann, dann endlich …
    Neuschnee hielt den Atem an.
    Sie kamen!
     
    *
     
    Carras – was für ein Teufelskerl!
    Fiona, die noch immer auf Lex’ Rücken saß, blickte ungläubig dem jungen Wolf nach, der ihnen in wilder Hast den Weg aus dem Sintgrund wies.
    Wie nur hatte er es aus der Rotburg geschafft? Wie war er hierhergekommen?
    Sie begriff es nicht, wusste nur, dass Carras urplötzlich vor ihnen aufgetaucht war. Fiona hatte ihn zuerst für einen Feind gehalten und schon mit ihrem flammenden Ast ausgeholt, als sein vertrautes Gesicht sie hatte innehalten lassen.
    Lex war sofort mit dem Freund davongeeilt.
    Und Fiona hatte den Rest ihrer Fackel in das trockene Gras geworfen und ihren Verfolgern den Weg abgeschnitten.
    Bei Carras war auch Serafin gewesen – sein Fell verkohlt, sein Atem schwer, sein Körper übersät von Wunden. Dann waren die ersten Tropfen gefallen, und nun, da der Regen in Sturzbächen vom Himmel fiel, jagten sie zu viert, endlich vereint, durch das Tal. Carras voran, Lex und Fiona neben Serafin. Jetzt wo die Nässe das Fell des Schwarzen so eng an seinen Körper presste, dass sie seine Rippen sehen konnte, wirkte der Leitwolf erschöpft und abgemagert. Immer wieder geriet er ins Straucheln, und Fiona sorgte sich um ihn.
    Ihre Angst wuchs, als sie erkannte, wohin Carras die Freunde führte. Vor dem einzigen  – und, wie er doch wissen musste, bewachten – Ausstieg aus dem Sintgrund scharten sich die Wölfe.
    Fiona erspähte ihre Leiber in dem trüben Dampf, den die erstickten Flammen allmählich heraufbeschworen.
    Etwas hielt die Bestien davon ab, den Felsen zu erklimmen. Was es auch war, nun hielten sie inne und drehten sich langsam und ungläubig nach der lang verfolgten Beute um, die auf sie zujagte. Lauernd, fast sehnsuchtsvoll reckten sie die Hälse.
    Carras und Lex umrahmten Serafin wie selbstverständlich. Die Sichelwölfe trauten ihren Augen nicht, doch Fionas Freunde dachten nicht daran, zu fliehen.
    Sie presste sich in Lex’ regennasses Fell, als er, Carras und Serafin auf die Feinde zupreschten, fauchend, beißend, Furcht einflößend – aber immer geradeaus. Nichts konnte die drei von ihrem Weg zum Steilhang ablenken.
    »So kurz vorm Ziel wird nicht mehr aufgegeben«, rief Fiona in die Nacht und krallte sich fester in den Pelz des Braunen, als Lex an den Feinden vorbei den Felshang hinaufsetzte.
    Seine Wolfspranken fanden Halt in schmalen Steinritzen, Meter um Meter zog er sich höher.
    Fiona blickte zurück. Serafin quälte sich mit Carras’ Hilfe den Felsen empor. Die Sichelwölfe folgten ihnen nur zögerlich. Warum? War etwas oben auf dem Felsvorsprung?
    Unvermittelt verlor Lex den Halt auf den nassen Steinen. Fiona schrie, als es sie und ihn nach hinten riss, vorbei an Carras und Serafin. Lex‘ Krallen fanden neuen Halt – kaum ein paar Handbreit über der Meute.
    Wütend trat Fiona nach einer der Fratzen und erschrak, als das Biest tatsächlich in die Tiefe stürzte. Da spürte sie Lex’ Körper vor Anstrengung erbeben und begriff, dass auch er mit seinen Kräften am Ende war.
    »Das schaffst du! Versuch’s noch mal!«, beschwor sie ihn und keuchend stieg er weiter. Vorsichtiger diesmal, und doch drohten sie auf den nassen Steinen immer wieder abzurutschen.
    Fiona blickte den Felsen

Weitere Kostenlose Bücher