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Dreimond - Das verlorene Rudel

Dreimond - Das verlorene Rudel

Titel: Dreimond - Das verlorene Rudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viola L. Gabriel
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Mäuler rasten, spürte Fiona wie sich sein Vorderleib hob. Er fuhr empor und im nächsten Moment sprangen, flogen sie über die geifernde Meute.
    So weit schaffte Lex das nicht, durchfuhr es sie. Fiona riss den Kopf herum. Im Licht des nächsten Himmelfunkens, warf sich Lex, um den Gegnern hinter ihm auszuweichen, gegen den blanken Felsen, stieß sich mit den Pfoten ab und sprang seitwärts über die Meute. Das Tal versank wieder in Dunkelheit. Fiona konnte nicht sehen, ob Lex es geschafft hatte. Sie wusste nicht, ob die trommelnden Pfoten hinter ihr die seinen waren. Auch von vorn jagten jetzt Wölfe auf sie zu.
    Serafin warf sich hin und her, um ihnen auszuweichen. Biss nach den Gegnern, die ihm zu nahe kamen. Mit einem Schlag gelang es einem Wolf, sich gegen ihn zu werfen – mit solch einer Wucht, dass es Fiona, so sehr sie sich auch festkrallte, von Serafins Rücken riss.
    Sie landete hart, hörte benommen die Pfoten all der Wölfe, die jetzt auf sie zukamen. Schon war der Erste hinter ihr, packte sie mit den Zähnen und riss sie hoch. Es war Lex!
    Ihr zartes Kleid im Maul, preschte der Freund voran. Ihr Körper schwang überm Boden und im Schwindel sah sie überall Wolfsmäuler um sich. Doch lauter noch als deren Schnappen, deren Hecheln, klang ein feines, zartes Sirren in Fionas Ohren. Der dünne Stoff des Kleides zerriss!
    Die Feinde nahten. Einen von ihnen konnte Lex trotz seiner rasenden Hast nicht abschütteln. Immer wieder zielte das dunkle Tier nach seiner Kehle. Als es so nahe kam, dass Fiona seinen Atem riechen konnte, schleuderte Lex sie plötzlich fort, um den Feind zu stellen. Sie rutschte über den Boden, suchte benommen nach Orientierung und fand einen Stock, den sie mit einem Zornesschrei nach hinten schmetterte – und so das Maul des dünnen Wolfes traf, der in Begriff war, sich hinterrücks auf sie zu stürzen.
    Fiona wusste, dass ein Schlag von ihrer Hand kein Wertier lange lähmen würde.
    Gerade stand sie wieder auf wackeligen Beinen, als sie spürte, wie sich etwas Weiches unter ihren Körper schob und mit sich in die Höhe riss. Sie brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass sie wieder auf Serafins Rücken saß. Erleichtert ließ sie ihren Körper auf den warmen schwarzen Wolfspelz sinken, da wurde sie schon wieder durchgeschüttelt. Dieses Mal gelang es ihr, sich an Serafins Körper festzuhalten, während er den Angreifer mit einem Biss zu Boden schickte. Sie preschten vorwärts.
    »Pass auf, da kommen zwei von links! Jetzt von hinten! Von hinten!«, brüllte sie aus voller Kehle, schwenkte ihren Stock und wehrte die Wölfe ab, während Serafin weiterpreschte. Einmal war Lex nah an ihrer Seite , dann verschwand er wieder in der Dunkelheit. Sie rannten und rannten tiefer und tiefer in das sich verengende Tal.
    Nur wohin …?, fragte sich Fiona.
    Da wieder ein Blitz, gefolgt von einem gewaltigen Donnerschlag.
    Jäh bremste Serafin. Fast hätte sie es von seinem Rücken geschleudert. Sie blickte auf und sah vor sich einen einzelnen Wolf auf einem toten, umgeworfenen Kiefernstamm stehen. Einen Wolf, der alle anderen Tiere an Größe überragte.
    »Wie Serafin«, dachte Fiona.
     
    *
     
    Erwartungsvoll sah Bluter auf den schwarzen Wolf.
    Schattenklaue war stehen geblieben. Er musste wissen, dass der Zweikampf, der nun folgen würde, unausweichlich war.
    Selbst die jungen Wölfe, die sonst nichts in ihrer Jagdlust hätte bremsen können, blieben instinktiv zurück, als er, der Jäger, mit gekrümmtem Rücken langsam zu der Beute schlich, die ihm allein gehörte. Er spürte, dass sein Gegner von der Hetzjagd angeschlagen war, und ließ ihm Zeit, Atem zu schöpfen. Niemand sollte später sagen können, die beiden wären nicht gleichauf in ihren großen Kampf gegangen.
    Nur ein paar Schritte trennten ihn noch von Schattenklaue. Das Püppchen, das auf seinem Rücken saß, starrte Bluter mit großen, dummen Menschenaugen an. Sie erkannte ihn nicht einmal!
    Wann endlich würde der Schwarze das lästige Ding abwerfen? Wann würde er seinen Rücken krümmen, damit sie sich umschleichen, sich ineinander verbeißen konnten – in ihrem großen letzten Kampf?
    Was lässt dich zögern, Schattenklaue?
    Bluter sah, wie das Menschlein seine Hände in den dunklen Pelz krallte, und augenblicklich stürzte Schattenklaue los, nicht vorwärts, nicht in den Kampf, sondern blitzschnell zur Seite, vorbei an den verblüfften Gaffern. Er traute seinen Augen nicht. Wie ehrlos, wie schäbig!
    Tausend Falten

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