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Dreimond - Das verlorene Rudel

Dreimond - Das verlorene Rudel

Titel: Dreimond - Das verlorene Rudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viola L. Gabriel
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dasselbe fühlten, als sie immer näher auf das Dorf zugingen. Sein Körper bebte vor Vorfreude. Er witterte die Menschen, das fette Vieh, das sie sich hielten. Er hörte Carras neben sich vor Ungeduld fiepen. Wann endlich würde Serafin sie ihre Jagdlust stillen lassen? Wie lange wollte der Leitwolf sie noch zurückhalten?
    Erwartungsvoll blickte Lex zu Serafin, dessen schwarzes Fell im Mondlicht glänzte. Plötzlich hielt er an. Mit aufgestellter Rute stand er da und blickte zu dem Dorf, von dem sie nur noch ein paar Sätze trennten.
    Wie konnte Serafin nur so ruhig bleiben? Lex kannte seine Warnung: Die Menschen sind hier in der Überzahl und die Umgebung ist uns fremd. Heute Nacht wird leise und vorsichtig gejagt. Schleicht durch die Gassen. Meidet die Menschen! Tötet die Tiere schnell, ehe sie lärmen.
    Ja doch, ja. Aber wann ging es endlich los? Ungeduldig scharrte er mit den Pfoten.
    Carras fiepte zum zweiten Mal, lauter diesmal, beinahe vorwurfsvoll.
    Endlich reckte der Leitwolf die Kehle gen Himmel und gab ihnen das wichtige Zeichen. Lex stieß sich vom Boden ab und preschte vorwärts. Keine Sekunde länger hätte er stillstehen können. Keine Sekunde länger warten. Er rannte, so schnell ihn seine Beine trugen. Schon hatte er Carras überholt, jetzt sogar Serafin. Der Schwarze ließ es geschehen.
    Lex hob den Kopf zum Himmel. Wie gut es tat, mit dem Herbstwind um die Wette zu jagen. Wie gut es tat, frei zu sein.
    Kurz vor der Siedlung verlangsamte er seine Schritte, trank in vollen Zügen die kalte Luft der Nacht, mit der er nun allzu deutlich all die wohligen Gerüche des Dorfes wahrnahm. Er witterte die Menschen, die faul und dumm in ihren schiefen Häusern schliefen, unfähig, die unbändige Schönheit dieser Nacht zu empfinden. Er roch Kühe, Schweine und Schafe, die eng aneinandergepfercht in ihren Ställen ruhten.
    Hinter sich hörte er Carras schnuppern. Schnell lief er weiter ins Dorf. Heute würde ihm der Jüngere mit seiner feinen Nase nicht zuvorkommen. Lex folgte dem vielversprechenden Duft eines Schweinestalls, als er plötzlich einen anderen Geruch wahrnahm. Er sah sich um und blickte in einen überwucherten Kräutergarten, der vor einem winzigen Holzhaus lag. Schnüffelnd hob er die Nase. Nein, es waren nicht bloß die Aromen der Gewächse, die der Wind ihm zutrug …
    Da! Panisch sprang eine schwarze Katze aus einem Strauch, von dem goldgelbe Blätter rieselten, und flüchtete auf die Dorfstraße. Übermütig nahm Lex die Verfolgung auf. Es ging ihm nicht darum, das schmächtige Tier zu töten, das hätte er mit einem Satz erledigen können. Nein, er genoss es, durch die dunklen Gassen zu jagen, mit Leib und Seele Tier zu sein, jetzt, unter dem vollen Mond.
    Als sich die Katze keuchend auf einen krummen, mannshohen Felsen gerettet hatte, ließ Lex die verängstigte Mieze zurück und nahm wieder die Fährte seiner Schweine auf. Was für eine Nacht!
    Bald schon hatte er sein Ziel erreicht. Hinter einem aus soliden, senkrecht aneinandergereihten Stämmen gebauten Zaun mussten die Tiere ihren Auslauf haben. Deutlich witterte Lex ihre Leiber. Was war er doch für ein Glückspilz! Von Carras, dem nimmersatten Jungtier mit der viel zu feinen Nase, und Serafin, dem die besten Stücke zustanden, wenn er zugegen war, fehlte weit und breit jede Spur.
    Da würde er sich wohl oder übel ohne die zwei den Bauch vollschlagen müssen …
    Kraftvoll warf er sich gegen das Gattertor. Schon beim zweiten Versuch sprang es auf und Lex fand sich im warmen Stroh des überwältigend duftenden Auslaufs wieder. Sechs, nein sieben fette Schweine rannten angstvoll quiekend hin und her. Lex stand noch immer im einzigen Ausweg. Die Tiere warfen sich panisch gegen den massiven Zaun. Vergebens. Lex’ Maul war überfüllt von Speichel, der ihm bald bis über die Lefzen quoll. Er liebte den Geruch von Angstschweiß, der über die Haut der Tiere rann. Lex genoss seine Überlegenheit. Endlich würde er seinen Hunger stillen können. Endlich ganz Raubtier sein.
    Gerade wollte er sich auf das fetteste Schwein stürzen, als er einen Windzug spürte und zur Seite sprang. Gerade noch rechtzeitig war er dem Schlag ausgewichen. Wütend fuhr er herum.
    Vor ihm stand ein halbstarker Junge, der mit einer jämmerlichen Mistgabel versuchte, ihn von seiner Beute wegzutreiben. Als Lex drohend die Lefzen hochzog und seine spitzen Zähne zeigte, sah er die Hände des Bengels zittern. Er zögerte nicht lange und warf sich auf den Kerl. Der

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