Drimaxid 02 - Welt der Mutanten
dünnem Haar.
Nur noch drei Meter …
Die Fremde trug eine schwarze Strechhose, die an den Knöcheln weit geschnitten war, sowie einen eng anliegenden Mantel in derselben Farbe. Den Kragen hatte sie hochgestellt. Darüber hinaus stand sie in einem robusten Paar brauner Stiefel.
Nur noch zwei Meter …
Vor ihm zeichnete sich ihr Antlitz in der Dunkelheit ab. Das sanfte Mondlicht deutete nur die vagen Umrisse an, so dass es aussah, als wäre ihr Gesicht mit Kohle in die Luft gezeichnet worden. Zarte Linien, liebevoll geschwungen. Vollendet und zeitlos.
Nur noch ein Meter …
Adams Blick hing wie gebannt an ihrem Gesicht fest. Details wurden sichtbar. Sie hatte ausgeprägte, aber dennoch natürliche Lippen. Ihre Haut war zauberhaft geschmeidig und glänzte wie weißer Marmor. Es waren aber die Augen, die ihn am meisten faszinierten und ihn sofort verzauberten. Sie hatten eine natürliche, runde Form und die Iris funkelte in einem mysteriösen, grünen Licht.
Adam trat noch einen halben Schritt nach vorne. Er war der Fremden jetzt so nahe, dass sich ihre Nasenspitzen fast berührten.
»Eve …«, hörte er sich sagen.
Tränen des Glücks schossen ihm in die Augen. Er streckte seine Hände aus, als wolle er das Gesicht der jungen Frau berühren, verharrte jedoch mitten in der Bewegung, so dass seine Finger zitternd einige Zentimeter über der blassen Haut schwebten. Salzige Tränen zwickten ihm in die Wangen.
Die Emotionen überwältigten ihn. Er hatte Roland und sogar sich selbst gegenüber niemals seine wahren Gefühle für Eve erwähnt. Adam hatte sich von Anfang an eingeredet, dass Eve untrennbar mit großen Problemen verbunden war, vor denen er sich in Acht nehmen musste. Er hatte sich verzweifelt eingeredet, dass zwischen ihnen nicht mehr war; dass da nicht mehr sein DURFTE . Aber jetzt, wo sie zu ihm zurückgekehrt war, nachdem er sie schier verloren hatte, konnte er es nicht länger leugnen. Er fühlte sich stark zu der jungen Frau hingezogen.
»Eve, ich muss dir unbedingt etwas sagen«, sprudelten die Worte nur so aus ihm heraus.
»Ich glaube nicht, dass jetzt …«, meinte sie, aber Adam schnitt ihr mit einem herrischen Wink das Wort ab.
»Bitte, Eve. Wenn ich es jetzt nicht tue, finde ich vielleicht nie wieder die nötige Kraft dazu. Eve, ich …«
»Bevor Sie weiterreden, muss ich unbedingt etwas klarstellen. Ich bin nicht die, für die Sie mich halten«, gestand ihm die Fremde.
»Ich verstehe nicht …«, stotterte Adam, den die sonderbaren Worte total aus dem Konzept gebracht hatten.
»Mein Name ist Selene.«
Adams Welt brach in sich zusammen. Erschüttert taumelte er einen Schritt zurück. Innerlich stürzte er in einen bodenlosen Abgrund.
Nicht Eve! Nicht Eve! Nicht Eve! , hämmerte sein Verstand auf ihn ein.
Adam stand völlig paralysiert da und unterzog die Fremde einer zweiten, genaueren Musterung. Und wirklich: Es war Selene, die vor ihm stand, und nicht Eve. Die beiden Frauen sahen sich zum Verwechseln ähnlich, so wie Zwillinge es manchmal tun. Nur winzige Details machten den Unterschied aus. Und doch waren es diese scheinbar unbedeutenden Kleinigkeiten, die alles veränderten. ALLES.
Nicht Eve! Nicht Eve …
Aus dem vollkommenen Glück des freudigen Wiedersehens und diesem anderen, fremden, aber doch so unbeschreiblich angenehmen Gefühl, das ihn gerade erfüllt hatte, wurde bodenlose Enttäuschung.
»Aber Eve …«
Er wischte sich verlegen die Tränen aus den Augenwinkeln. Die junge Frau vor ihm runzelte die Stirn und eine tiefe Falte grub sich wie ein grober Keil zwischen ihre Augenbrauen.
»Phantasiert Ihr?«, erkundigte sie sich verwundert. »Habt Ihr Euch den Kopf gestoßen?«
»Eve …« Adam trat einen Schritt auf Selene zu und deutete an, sie mit seinen Armen zu umschließen.
Die junge Frau ließ die Umarmung nicht zu und wich um exakt dieselbe Distanz vor ihm zurück. In derselben Bewegung zog sie eine Waffe unter ihrem Mantel hervor. Adam vermutete zumindest, dass es eine Waffe war. Es handelte sich um einen schmucklosen Kunststoffgriff, aus dem eine Metallstange ragte. Diese war etwa so lang wie Adams Unterarm. Der Gegenstand erinnerte ihn an einen Schlagstock, aber auch ein wenig an einen Lockenstab. Als Selene einen Knopf am Knauf drückte, wand sich ein spiralförmiges, blaues Licht an der Metallstange empor.
Eine Art Elektroschocker , vermutete Adam.
»Keinen Schritt näher«, raunte die junge Frau.
Adam registrierte, dass sie die Waffe gefährlich tief
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