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Drimaxid 02 - Welt der Mutanten

Drimaxid 02 - Welt der Mutanten

Titel: Drimaxid 02 - Welt der Mutanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Bader
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dokumentierte. Er hätte gerne mehr über Albert erfahren und darüber, wie jener langsam dem Wahnsinn verfallen war.
    Die gierigen Flammenzungen hatten inzwischen fast das ganze Frotteetuch aufgefressen. Wie hungrige Dämonen aus Feuer … Damit gaben die schwarzen Scherenschnittmänner sich aber nicht zufrieden. Sie rissen die Säulen aus dem Boden und zertrampelten das Welldach, bis das weiche Blech jede Unebenheit des sandigen Untergrunds nachzeichnete.
    Du darfst das nicht zulassen! , kreischte Albert, als würde er anstelle des Stofffetzens in Flammen stehen und wie eine Hexe im Mittelalter auf dem Scheiterhaufen bei lebendigem Leibe verbrannt werden.
    »Halt endlich deinen Mund«, fauchte Adam.
    Er hatte eine Spur lauter gesprochen, als er es beabsichtigt hatte. Entsetzt hob er den Blick. Die schwarzen Scherenschnittmänner hatten in ihrer sinnlosen Zerstörungswut innegehalten und waren zur Bewegungslosigkeit erstarrt. Einzig ihre Köpfe bewegten sich. Sie horchten hierhin und dorthin, und ihre hässlichen Augen glitten ruhelos über die Szenerie.
    Sie haben dich gehört. Sie werden kommen und uns holen , knirschte Albert.
    »Niemals«, entgegnete Adam laut.
    Mit einem entschlossenen Sprung kam er auf die Beine und rannte los. Sein linker Fuß trat gegen eine verbeulte Kaffeekanne, die scheppernd davon schlitterte. Adam ignorierte den Lärm und lief weiter. Jedes Mal, wenn seine Füße die tote Erde berührten, hallte ein dumpfer Laut – wie ein unheilvolles Donnergrollen – durch die Lagerhalle.
    Zu laut , dachte Adam panisch. Sie hören mich. Sie kommen. Sie holen mich.
    Er beschleunigte seine Schritte.
    Als er einen flüchtigen Blick über die Schulter hinweg hinter sich warf, glaubte er zu sehen, wie die schwarzen Scherenschnittmänner ihm folgten. Ihre Bewegungen hatten etwas Groteskes, Schwankendes – wie Gorillas sich bewegen. Einige von ihnen wählten nicht den schmalen Pfad, dem Adam folgte und der sich zwischen den Müllbergen hindurchschlängelte, sondern kletterten einfach an den steilen Hängen empor und legten dabei eine spinnenartige Agilität an den Tag.
    Adam stolperte, kam wieder auf die Beine und rutschte erneut aus. Diesmal rappelte er sich nicht sofort wieder auf. Er hatte sich das geprellte Knie an einem verrosteten Rasenmäher angeschlagen. Die Wunde brannte, als hätte er sich in ein Brennnesselbeet gesetzt. Adam presste die Zähne so fest aufeinander, dass sie hörbar knirschten, und stemmte sich in die Höhe. Hinter ihm wurde ein dämonisches Kichern laut. Er spürte, wie sein Vorsprung langsam, aber stetig schmolz.
    Weiter! Schneller! , peitschte er sich selbst an.
    Er hielt die Luft an und zwängte sich an einem Stapel zerquetschter Autos vorbei. Plötzlich wurde er von zwei unsichtbaren Händen gepackt und nach hinten gezerrt. Jemand drehte ihm den rechten Arm schmerzhaft auf den Rücken, so dass Adam sich nicht mehr bewegen konnte. Sein Mund öffnete sich zu einem überraschten Aufschrei, doch bevor er einen Laut von sich geben konnte, presste ihm jemand die Hand auf seine Lippen.
    »Ganz ruhig«, flüsterte eine sanfte Stimme leise.
    Verwundert stellte Adam fest, dass sein unbekannter Retter weiblichen Geschlechts war. Dennoch hielt ihn die Fremde mit eiserner Entschlossenheit fest. Selbst wenn er ernsthaft versucht hätte sich aus dem Griff zu befreien, wäre es ihm wahrscheinlich nicht gelungen. Das wollte er aber gar nicht, denn er war völlig verwirrt angesichts der Tatsache, dass die Stimme der Fremden ihm bekannt vorkam.
    Die Angst fiel augenblicklich von ihm ab und er entspannte sich.
    »Wenn wir beide das überleben wollen, dann müsst Ihr jetzt schweigen wie ein Grab«, raunte die Stimme geheimnisvoll.
    Schweigen wie ein Grab , hallten die Worte in seinem Kopf wider. Was für eine seltsame Wortwahl …
    Adam erschauderte.
    Warme Lippen berührten sein Ohr und ein elektrisches Knistern raste durch seinen Körper. Bevor Adam sich jedoch ganz dem Zauber des Augenblicks hingeben konnte, hörte er näherkommende Schritte. Nur einen Sekundenbruchteil später hetzten die ersten Verfolger an ihrem Versteck vorbei. Adam zählte zwei Dutzend, also bedeutend mehr, als er vorhin ausgemacht hatte. Und wahrscheinlich lag die wirkliche Zahl der schwarzen Scherenschnittmänner sogar weit über 20.
    Obwohl die gurgelnden Bestien so dicht an ihrem Versteck vorbeisausten, dass er nur die Hand ausstrecken musste, um sie zu berühren, blieben er und seine seltsame Retterin unbemerkt.

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