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Driver

Driver

Titel: Driver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Sallis
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anderen ihr Wasser stahl. Anders konnte man nun mal eine Wüste nicht in makellos grüne Rasenflächen verwandeln.
    Egal auch, dass Ninos gesamtes Leben anderen gestohlen war.
    Als Nino sich bückte, um die Zeitung aufzuheben, trat Driver aus der Nische neben der Haustür. Er stand da, als Nino sich umdrehte.
    Auge in Auge, keiner blinzelte.
    »Kenn ich dich?«
    »Wir haben schon einmal miteinander geredet«, antwortete Driver.
    »Ach ja? Über was denn?«
    »Wichtige Dinge. Zum Beispiel, dass ein Mann sich an eine einmal gemachte Abmachung hält.«
    »Sorry. Kann mich nicht an dich erinnern.«
    »Was du nicht sagst.«
    Ein perfektes rundes Loch zwischen seinen Augen. Nino schwankte gegen die nur angelehnte Haustür, drückte sie im Fallen auf. Seine Beine blieben auf der Veranda liegen. Krampfadern hoben sich wie dicke blaue Schlangen ab. Ein Hausschuh rutschte herunter. Seine Zehennägel waren dick wie Schiffsplanken.
    Irgendwo im Haus ertönte aus einem Radio der morgendliche Verkehrsbericht.
    Driver stellte die Schachtel auf Ninos Brust. Peperoni, extra Käse, keine Sardellen.
    Die Pizza roch gut.
    Nino nicht.

32
    Es sah genauso aus, wie er es in Erinnerung hatte.
    Es gibt all diese Orte auf der Welt, dachte er, all diese Stellen, an denen sich kaum je etwas verändert. Wie in Wasserpfützen, die bei Ebbe zurückbleiben.
    Erstaunlich.
    Mr. Smith, vermutete er, war bei der Arbeit und Mrs. Smith bei einem ihrer endlos vielen Termine. Kirche, Schulbeirat, örtliche Wohltätigkeitsvereine.
    Er hielt vor dem Haus.
    Nachbarn würden aus den Fenstern linsen, mit zwei Fingern die Lamellen von Jalousien auseinanderdrücken, sich fragen, was wohl jemand, der einen Stingray fuhr, mit den Smiths zu tun haben könnte.
    Was sie sahen, war ein junger Mann, der aus dem Wagen stieg, zur Beifahrerseite ging, um einen neuen Katzenkorb und einen alten, abgewetzten Matchbeutel herauszunehmen. Auf der Veranda stellte er beides ab. Er trat dicht vor die Haustür, drückte sie nach einem Moment behutsam auf. Sie beobachteten, wie er den Katzenkorb und den Matchbeutel aufnahm und im Haus verschwand. Fast unmittelbar darauf ging er wieder die Zufahrt hinunter. Er stieg in die Corvette und fuhr fort.
    Er erinnerte sich, wie es gewesen war, als jeder alles über den anderen wusste, und wie alle felsenfest davon überzeugt waren, selbst das einzig wahre, richtige Leben zu führen, während alle anderen falschlagen.
    Mit dem Katzenkorb und dem Matchbeutel hatte er einen Zettel zurückgelassen.
     
    Sie heißt Miss Dickinson. Ich kann nicht sagen, dass sie einem Freund von mir gehört hat, der kürzlich gestorben ist, denn Katzen gehören niemandem, aber die zwei sind denselben harten Weg gegangen, Seite an Seite, eine lange Zeit. Sie hat es verdient, die letzten Jahre ihres Lebens in Geborgenheit zu verbringen. Genau wie Ihr. Bitte kümmert Euch um Miss Dickinson, genau wie Ihr Euch um mich gekümmert habt. Und bitte nehmt das Geld als Geschenk an. Ich habe immer ein schlechtes Gewissen gehabt, weil ich Euer Auto mitgenommen habe, als ich fortging. Zweifelt bitte niemals daran, dass ich sehr zu schätzen weiß, was Ihr für mich getan habt.

33
    Konnte nicht leicht gewesen sein für seinen Vater. Driver erinnerte sich eigentlich nur an sehr wenige Einzelheiten, aber schon damals, als Kind, am Anfang seines Lebens hatte er kapiert, dass nichts in Ordnung war. Seine Mutter stellte Eier auf den Tisch, die sie zu kochen vergessen hatte, öffnete Konserven mit Ravioli und Sardinen und warf alles zusammen. Servierte Sandwichs mit Mayonnaise und Zwiebeln. Eine Zeit lang war sie von Insekten besessen gewesen. Jedes Mal, wenn sie irgendwo eins krabbeln sah, stellte sie ein Wasserglas darüber und ließ es sterben. Und dann (mit den Worten seines Vaters) »bandelte sie mit einer Spinne an«, die ihr Netz in einer Ecke des winzigen Bades gesponnen hatte, in das sie sich jeden Morgen zurückzog, um Lidschatten, Rouge und Puder aufzutragen, sich die Maske anzulegen, ohne die sie sich nicht in die Welt hinauswagte. Sie fing mit der Hand Fliegen und warf sie auf das Netz, jagte nachts Grillen und Motten und brachte sie ins Bad. Hatte sie die Wohnung verlassen, ging sie nach ihrer Rückkehr als Allererstes nach Fred sehen. Die Spinne hatte sogar einen Namen.
    Soweit sie überhaupt mit ihm sprach, nannte sie ihn meistens einfach Junge. Brauchst du Hilfe bei den Hausaufgaben, Junge? Hast du genug zum Anziehen, Junge? Du magst doch Thunfisch zum Lunch, Junge,

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