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Driver

Driver

Titel: Driver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Sallis
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in Verbindung blieb. Aber so war es nicht. Er sah einfach nur, dass manche Menschen nie auch nur eine halbwegs vernünftige Chance hatten und niemals haben würden.
     
    Im China Belle, während er bereits die dritte Tasse grünen Tee trank und an einer Frühlingsrolle knabberte, die zu heiß zum Essen war, dachte Bernie über den Kerl nach, der Nino ins Visier genommen hatte.
    »Alles in Ordnung, Mr. Rose?« fragte seine Lieblingskellnerin Mai June. (»Mein Vater besaß nur wenig mehr als seinen Sinn für Humor – auf den jedoch war er außergewöhnlich stolz«, erzählte sie ihm, als er sie nach ihrem Namen fragte.) Wie alles, was sie sagte, selbst wenn es eine unverbindliche Floskel war, klang es in ihrem singenden Tonfall und mit ihrer hellen Stimme wie ein Gedicht oder ein Lied. Er versicherte ihr, das Essen sei wie immer ausgezeichnet. Augenblicke später brachte sie sein Hauptgericht, Riesengarnelen.
    Okay. Noch mal von vorn.
    Nino hatte hier im Wunderland angefangen, sich für einen dieser gottverdammten Filmproduzenten zu halten. Er wollte nicht einfach mehr nur ein guter Daumenbrecher sein (und er war einer der besten gewesen), sondern ein richtig dicker Fisch. Dieser fatale Ehrgeiz hing hier irgendwie in der Luft. Vielleicht lag’s ja am Wasser oder an dem ewigen Sonnenschein. Wie ein Virus nistete er sich in einen ein und ließ nicht mehr los, der Hund des Amerikanischen Traums war zu einem Dingo verkommen. Und so hatte Nino dieses Ding eingefädelt, oder wahrscheinlicher, hatte es sich andrehen und dann von jemand anderem durchziehen lassen, wahrscheinlich von dem Typen, der ihn überhaupt erst darauf gebracht hatte. Dieser Typ hatte ein Team zusammengestellt. Und einen Fahrer dazugeholt.
    Durfte nicht zu schwer sein, den zu finden. Es war zwar nicht so, dass er aus dem Stand gewusst hätte, wen er anrufen musste, aber an die entscheidenden Nummern zu kommen, war überhaupt kein Thema. Er würde unters Volk bringen, dass er jetzt selbst ein dicker Fisch war, der ein großes Ding laufen hatte. Und dass er dafür nur noch den besten Fahrer finden musste, den es gab.
    Mai June tauchte wie aus dem Nichts neben ihm auf, schenkte Tee nach, erkundigte sich, ob er sonst noch etwas brauchte.
    »Tapfere Garnele«, sagte er.
    Mai June verbeugte sich und zog sich zurück.
     
    Während Bernie Rose Frühlingsrollen und Riesengarnelen aß, näherte sich Driver dem Lexus, der auf dem leeren Parkplatz nebenan stand.
    Die Karre hatte eine serienmäßige Alarmanlage. Die jedoch nicht scharf gemacht worden war.
    Ein Streifenwagen rollte vorbei, wurde kurz langsamer. Driver lehnte sich gegen die Kühlerhaube, als wäre es seine eigene Karre, hörte das Knistern und Knacken des Funkgeräts. Der Streifenwagen fuhr weiter.
    Driver richtete sich auf und ging zur Seitenscheibe des Lexus.
    Das Steuer war mit einer Lenkradkralle gesichert – aber Driver hatte ohnehin keine Verwendung für den Wagen. Er brauchte keine Minute, um die Tür zu knacken. Drinnen alles makellos. Sitze sauber. Nichts auf dem Boden. Trinkbecher, Taschentücher, Kugelschreiber, ordentlich verstaut in einer Kunstledertasche, die am Armaturenbrett hing.
    Die Zulassung im Handschuhfach verriet ihm alles, was er wissen wollte.
    Bernard Wolfe Rosenwald.
    Wohnhaft in Culver City. Wahrscheinlich ein Wohnkomplex mit Schmalspur-Security-Typen an der Zufahrt.
    Driver klebte einen der Pizza-Coupons ans Lenkrad. Er hatte einen Smiley draufgemalt.

28
    Sein Blick wanderte nach oben zu den Plastikinfusionsbeuteln, die an Stangen über dem Bett hingen, sechs Stück. Darunter eine ganze Batterie Pumpen. Sie mussten stündlich neu justiert werden. Bei einer blinkte bereits ein Alarmsignal.
    »Was, schon wieder ein scheiß Besucher?«
    Von der Oberschwester wusste Driver, dass bisher kein anderer Besucher da gewesen war. Außerdem sagte sie ihm, sein Freund liege im Sterben.
    Doc hob eine zitternde Hand, um auf die Infusionsbeutel zu zeigen.
    »Siehst du, ich hab die magische Zahl erreicht.«
    »Was?«
    »Damals im Studium haben wir immer gesagt, wenn du sechs Schläuche in der Brust hast, sechs Infusionen, dann ist es aus. Dann ist es nur noch ein letztes Tänzchen.«
    »Du wirst schon wieder.«
    »Schon-wieder ist eine Stadt, in die ich nicht noch mal kommen werde.«
    »Gibt es irgendwen, den ich anrufen kann?« fragte Driver.
    Doc machte eine schreibende Bewegung in die Luft. Auf dem Tisch lag ein Klemmbrett. Driver gab es ihm.
    »Das ist eine Nummer in L. A.

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