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Drunter und Drüber

Titel: Drunter und Drüber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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geradezu elegant. Unter dem blütenweißen Hemd hoben sich sein Hals und seine Arme besonders dunkel ab, seine Beine jedoch waren, wahrscheinlich weil er für gewöhnlich seine Jeans trug, eher dezent gebräunt. Allerdings waren sie hell behaart und muskulös, und nur mit größter Mühe riss sie sich von diesem Anblick los.
    Wirklich berührt jedoch war sie nicht von der betörenden Fitness seines durchtrainierten Körpers, sondern von den Socken, die er in den brandneuen weißen Tennisschuhen trug. Sie waren hoffnungslos verwaschen und riefen den Gedanken in ihr wach, wie er mutterseelenallein in einen Waschsalon marschierte und dort die Wäschestücke sämtlicher Farben wild durcheinander in die Maschine stopfte. Es erinnerte sie daran, dass er nahezu allein aufgewachsen, und ständig hin und her geschoben worden war.
    Zärtlichkeit übermannte sie, doch sie riss sich mit aller Macht zusammen. Oh, nein. Nein, nein, nein, nein, nein! Er war kein mutterloser kleiner Junge, sondern ein ausgewachsener, durch und durch von sich überzeugter, höchst uncharmanter Mann, und sie böte gewiss nicht an, ihm die Socken zu waschen. Großer Gott – was war nur mit ihr los?
    Er trat gelassen auf sie zu. »Passt alles perfekt. Sie haben ein gutes Auge.«
    Ihr Blick fiel auf die etwas weite Hose. »Die Shorts wirken ein bisschen groß.«
    »Sie passen schon. Ich habe Größe dreiunddreißig, aber die ist nicht leicht zu finden, so dass ich für gewöhnlich vierunddreißig nehme und mich darüber freue, dass mir genug Raum zum Luftholen bleibt.« Er zuckte mit den Schultern. »Kein Problem.«
    »Gut. Also zu Ihren Strümpfen ...«
    Er sah überrascht auf seine Füße, verzog dann jedoch den Mund zu einem schiefen Grinsen. »Tut mir Leid. Irgendwie sind sie mir zwischen die Jeanssachen geraten. Eigentlich trage ich sie nur bei der Arbeit. Soll ich mir besser ein paar wirklich weiße Socken holen?«
    Okay, Drucilla Jean, damit ist es endgültig bewiesen – du bist und bleibst eine Idiotin.
    Es gelang ihr nicht, sein Lächeln zu erwidern. »Für heute dürften sie genügen. Schließlich stehen Sie ja hinter dem Empfangstisch.«
    Gott, sie konnte es kaum glauben, dass sie tatsächlich kurz erwogen hatte, diesen Typen zu bemuttern. Wenn sie auch nur ein paar lausige Sekunden klar hätte denken können, statt derart rührselig zu werden, hätte sie sich daran erinnert, dass er bisher immer in makellos weißen T-Shirts herumgelaufen war.
    Tja. Besser, sie besann sich ausschließlich auf ihre Art als nüchterne Geschäftsfrau. »Dann ist ja alles bereit. Legen Sie Ihre Sachen hier hinter den Tresen und ich hole Sally, damit sie Ihnen alles Wichtige erklärt.«

8
    J .D. zog seine Uhr hervor, ließ den Deckel aufschnappen, klappte ihn seufzend wieder zu und steckte sie ein. Seit er zum letzten Mal nach der Zeit gesehen hatte, waren erst zehn Minuten vergangen und bis zum Ende seiner Schicht war es noch eine ganze Stunde. Zumindest war es eine Beruhigung, dass dies sein letzter Tag hinter dem Empfang sein würde.
    Er hätte nie geahnt, wie sehr sich ein Tag in die Länge ziehen konnte. Falls er diese letzten sechzig Minuten noch überlebte, würde er die Verspannung in seinem Nacken lockern, indem er ein, zwei Stunden mit der Reparatur des Balkongeländers vor dem Adlernest verbrächte. Wenn er eins gelernt hatte in den sechs Tagen am Empfang, dann, dass es ihn in den Wahnsinn treiben würde, auf Dauer einen Job zu machen, der mit so wenig Bewegung und Aktivität verbunden war.
    Ganz zu schweigen vom ständigen Publikumsverkehr. Die ganze Woche über hatte er sein wahres Ich ständig zähneknirschend unterdrückt. Ein paar der Gäste hatten dem Wort »unhöflich« eine völlig neue Bedeutung verliehen. Sein natürlicher Instinkt war es, das weder wortlos hinzunehmen noch gar die andere Wange hinzuhalten. Ein solches Verhalten hätte in krassem Gegensatz gestanden zu sämtlichen Überlebensstrategien, die ihm von frühester Kindheit an eingetrichtert worden waren.
    Gott sei Dank hatte er »wegen guter Führung« das Wochenende frei, bevor er nächste Woche durch eine andere Abteilung des Unternehmens geschleust wurde. Dru hatte ihm eine Liste sämtlicher Bereiche ausgehändigt und sie hatten gemeinsam einen Arbeitsplan für die nächsten Monate erstellt. Ab Montag würde er jeweils zur Hälfte bei der Instandhaltung und in dem eleganten Restaurant beschäftigt sein. Er wusste bereits von vornherein, welche dieser beiden Tätigkeiten eher

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