DS008 - Die unsichtbare Legion
Händen hatte er sich jetzt sein Gesicht vorgenommen. Eine dünne Kunsthaut, auf der die Narben saßen, hatte er bereits heruntergezogen. Jetzt holte er aus den Backentaschen flachgewölbte Kunststoff schalen, wodurch sich seine ganze Gesichtsform veränderte.
»Was hältst du von der Sache, Doc?« fragte Monk.
Der Riese ließ sich mit seiner Antwort Zeit. »Schwer zu sagen. Einen anderen Anhalt als das Telegramm aus Boston, in dem ich aufgefordert wurde, in Verkleidung mit der Excelsior-Maschine mitzufliegen, habe ich auch nicht. Die Unterschrift sagt überhaupt nichts.«
Mit der Flüssigkeit, die er vorhin auf seine Hände gerieben hatte, wischte er sich jetzt das Gesicht ab, und auch dieses wurde daraufhin bronzefarben.
Flugzeuggeräusche verrieten, in welcher Richtung der Flugplatz lag. Der bronzefarbene Riese schwenkte ein wenig nach rechts ab, und gleich darauf gelangten sie zu seinem Tourenwagen, den er dort tief in die Büsche gefahren hatte.
»Wie soll es in der Sache jetzt überhaupt weitergehen, Doc?« fragte Monk.
»Tele sagte seinem Fahrer, er solle sie zu der Wohnung dieses Easeman am Central Park West bringen, zu dessen Tochter«, erklärte Doc Savage.
»Warst du denn nahe genug dran, um mitzuhören, was sie …«, rief Ham aus, unterbrach sich aber, denn er erinnerte sich, daß Doc Savage gerade dabei gewesen war, sein Fernglas wegzustecken, und er wußte, daß der Bronzeriese perfekt die Worte von den Lippen ablesen konnte.
P. Treve Easemans Apartment lag in einer der vornehmen Prachtbauten, dem Central Park unmittelbar gegenüber. Doc Savage hatte im Telefonbuch nachgesehen. Es war noch eine ganze Anzahl anderer Easemans darin aufgeführt, aber keiner sonst mit einer Central-Park-West-Adresse.
Doc parkte in einer der beiden Seitenstraßen, die den monolithischen Hausblock begrenzten. Mit Ham und Monk ging er auf die extravagante Markise zu, die sich bis zum Bordstein vorspannte und unter der zwei goldbetreßte Portiers den Eingang hüteten.
»Psst!« zischte Monk plötzlich. »Da trifft dieser Tele mit seinen Leuten gerade erst ein.«
»Sie scheinen sich umgezogen zu haben«, sagte Doc Savage gelassen. »Das dürfte sie aufgehalten haben.«
Eine große dunkle, chromblitzende und sehr teuer aussehende Limousine glitt vor der Markise an den Bordstein, und die beiden Türsteher eilten herbei, um die Wagentüren zu öffnen. Die Männer, die aus der Limousine stiegen, waren vornehm gekleidet. Zu ihren dunklen Anzügen trugen sie sogar weiße Handschuhe. Ohne Tele, der sie anführte, waren es vier, und alle vier waren auf dem Flughafen mit dabei gewesen.
Ein Zeitungsjunge, der gerade den Gehsteig entlangschlenderte, stürzte auf die vornehme Gesellschaft zu, wedelte mit seinem Extrablatt und rief: »Führender Juwelier verrückt geworden! Extrablatt! Lesen Sie alles …«
Einer der Türsteher trat auf ihn zu. »Verschwinde! Du weißt doch, hier dürfen keine Zeitungen ausgerufen werden.«
Der Junge ließ sich dadurch nicht einschüchtern. Er wich lediglich ein paar Schritte zurück und schrie: »Juwelier schnappt über, als er seine Juwelen davonfliegen sieht. Lesen Sie …«
Aus dem Mundwinkel zischte ihm der Türsteher zu: »Du dreckige Laus, wenn ich dich erwische, tret’ ich dir in den …«
Tele setzte ein freundliches Grinsen auf. »Lassen Sie ihn doch«, sagte er und kaufte dem Jungen eine Zeitung ab. Dann betrat er mit seinen Leuten die indirekt beleuchtete Halle und ging zu der Telefonvermittlung.
»Mr. Edmund mit Freunden für Miß Ada Easeman«, erklärte er dem Mädchen an der Vermittlung herablassend.
Sie telefonierte über das Haustelefon und sagte dann: »Sie sollen, bitte, heraufkommen.«
Während sie von dem völlig geräuschlos gleitenden Fahrstuhl nach oben getragen wurden, ließ Tele seine Gefährten einen Blick in die Zeitung werfen. Auf der Titelseite stand:
JUWELIER SCHNAPPT ÜBER ERZÄHLT ABSURDE GESPENSTER-STORY
W. Carlton Smythe-Vancell, führender New Yorker Juwelier, ist, wie heute abend bekannt wurde, unter psychiatrische Beobachtung gestellt worden.
Smythe-Vancell leidet an der Wahnvorstellung, er habe gesehen, wie ein Tablett mit den wertvollsten Juwelen seiner Firma sich anhob und wie von Geisterhand zur Ladentür hinausschwebte. Die Juwelen, deren Wert auf etwas über eine Million Dollar geschätzt wird, sollen spurlos verschwunden sein.
Wie unser Reporter meldet, ist die Polizei in den Fall eingeschaltet worden …
Tele und seine
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