DS013 - Der silberne Tod
Wall-Street-Sektor, aber es gehörte zu den größten, und wie die meisten Wolkenkratzer in dieser Gegend war es von einem Penthouse gekrönt.
Das Penthouse war modern ausgestattet und bestand hauptsächlich aus Glas, um viel Tageslicht hereinzulassen. Auch hier waren fast alle Fenster zertrümmert, und es war ein Wunder, daß nicht das ganze Bauwerk bei der Explosion zusammengesunken war.
Einer der Räume im Penthouse war als Labor eingerichtet, und die Flaschen, Töpfe, Kübel und Tuben mit Chemikalien, die auf den gläsernen Regalen gestanden hatten, lagen auf dem Boden wirr durcheinander. Einige der Chemikalien hatten sich entzündet, und eine absonderliche Gestalt war damit beschäftigt, dem Feuer mit einem Schaumlöscher zu Leibe zu rücken.
Die Gestalt hatte bedenkliche Ähnlichkeit mit einem großen Menschenaffen. Sie hatte eine niedrige Stirn, dicke, muskulöse Arme, die länger als die Beine waren, und struppige Haare, die an rostige Nägel erinnerten.
»Habeas!« rief die absonderliche Gestalt.
Aus einem Winkel kam ein Schwein. Es war dürr, hatte lange Beine wie ein Hund und riesige Ohren, die als Flügel hätten dienen können.
»Komm her, mein Tier«, sagte der Mann freundlich und grinste. »Ich will deine Wunden behandeln, damit du keine Blutvergiftung kriegst.«
Das Schwein war ebenso wie der Mann von Glassplittern verletzt worden. Der Mann verarztete das Schwein mit Jod, was es mit deutlichem Mißvergnügen über sich ergehen ließ, dann kümmerte er sich um seine eigenen Wunden.
Er war eben damit fertig, als energisch gegen die Tür gehämmert wurde. Die Tür war durch die Detonation beschädigt worden und solcher Kraftentfaltung nicht mehr gewachsen. Sie fiel ins Zimmer, und ein schlanker, eleganter Mann kam herein. Er hatte den Hut in der Hand und einen Stockdegen unter den Arm geklemmt. Er betrachtete den affenähnlichen Menschen mit dem Ausdruck eines Gentleman, der soeben eine Kröte auf seinem Frühstückstisch entdeckt hat.
»Monk«, sagte er hochmütig, »ich hab’ immer gewußt, daß du bei deinen chemischen Experimenten noch einmal in die Luft fliegen wirst.«
Es war eine etwas unpassende Ironie, denn Monk, der mit vollem Namen und Rang Oberstleutnant Andrew Blodgett Mayfair hier, war einer der fähigsten Chemiker, die es in den Vereinigten Staaten und außerhalb gab.
Monk musterte den Ankömmling kritisch.
»Mein Freund, der arbeitslose Rechtsanwalt ...« knurrte er.
Auch das war Ironie. Der elegante Mann mit dem Stockdegen war Brigadegeneral Theodore Marley Brooks, wurde Ham genannt und war einer der tüchtigsten Advokaten, die je in Harvard das Examen abgelegt hatten. Er war auch keineswegs arbeitslos, sondern übte seinen Beruf als Hobby aus, weil er auf den Broterwerb nicht angewiesen war.
Die beiden Männer waren daran gewöhnt, einander mit Hohn und Spott zu überhäufen, wann immer sie Gelegenheit dazu hatten, und wer nicht informiert war, konnte sie für verfeindet halten. Tatsächlich hatten beide mehr als einmal ihr Leben riskiert, um dem anderen aus der Patsche zu helfen.
Beide genossen in Fachkreisen erhebliches Ansehen, aber wirklich berühmt waren sie erst geworden, als sie zu einer Gruppe von fünf Assistenten stießen, die der wohl bekannteste Abenteurer aller Zeiten um sich versammelt hatte. Sie waren Helfer Doc Savages, der bereits zu Lebzeiten zur Legende geworden war und dessen Name gleichsam ein Symbol für die strafende Gerechtigkeit war, eine Hoffnung für die Unterdrückten und eine Bedrohung für alle, die ihren Mitmenschen Schaden zufügten.
»Was war das für eine Explosion?« fragte Ham.
»Ich habe nicht die geringste Ahnung«, sagte Monk. Er hatte eine leise, kindliche Stimme, die in einem grotesken Mißverhältnis zu seinem bulligen Körper stand.
Er stellte den Schaumlöscher wieder an seinen Platz und besah sich melancholisch die Reste des Laboratoriums, das vor der Zerstörung eines der besteingerichteten in den USA gewesen war und in New York nur noch von dem Doc Savages übertroffen wurde. Das Schwein Habeas Corpus beäugte Ham skeptisch und verzog sich in seine Ecke. Habeas Corpus und Ham waren einander nicht zugetan.
»Wir sollten uns um die Ursache der Explosion kümmern«, meinte Ham.
Monk nickte und verließ die Wohnung, Ham folgte ihm.
Der Lift war außer Betrieb, was vermutlich ebenfalls mit der Explosion zusammenhing; Ham und Monk benutzten also die Treppe. Sie fanden das zertrümmerte Büro der Seven Seas und gingen
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