DS025 - Die unheimlichen Augen
Ungeheuer, die nur in seiner Phantasie bestehen, und jetzt hat auch Renny den Kopf verloren. Was hat er schon davon, wenn er aus dem Flugzeug hüpft und auf dem Felsen herumklettert? Ich möchte wissen, wie es mit uns weitergehen soll ...«
Johnny zog die Maschine wieder hoch.
Die Sonne versank, es wurde schnell dunkel. Über den Bergen ballten sich schwarze Wolken, ein erster Blitz zuckte, für einen Sekundenbruchteil waren die Männer auf der Mesa wieder deutlich zu erkennen. Sie standen am inneren Rand des Felsens und starrten in den Spalt, der tausend Fuß tief vor ihren Füßen gähnte.
»Vermutlich überlegen sie, ob sie nicht hinuntersteigen und Bannafords Leiche bergen sollen«, meinte Ham. »Eine Leiche in unmittelbarer Nähe eines Sanatoriums macht keinen vorteilhaften Eindruck.«
»Wenn ein Fremder die Leiche findet«, brummelte Monk. »Aber wann kommt schon mal jemand in diese Gegend ...«
Die Wolkenmassen rückten näher, die Blitze wurden häufiger. Endlich schienen die Männer auf der Mesa den Hubschrauber zu bemerken; sie starrten nach oben und rannten aufgeschreckt durcheinander, einige von ihnen strebten zurück zum Haus.
»Jetzt wissen sie, daß das Schicksal über ihnen schwebt«, bemerkte Johnny sarkastisch. »Der Mann im Nachthemd hat sie abgelenkt, sonst hätten sie uns schon früher bemerkt. Ich bin neugierig, was sie nun unternehmen.«
Die Männer auf dem Felsen hatten tatsächlich den Hubschrauber gesehen, aber der Fallschirm, der sich direkt auf das Gebäude senkte, war ihnen entgangen. Doc landete auf der runden Glaskuppel, schlitterte bis zum Rand hinab und hielt sich verzweifelt fest. Sekundenlang hing er zwischen Himmel und Erde und hoffte, daß der geblähte Schirm ihn nicht herunterriß; dann hatte er sich von der Seide befreit und kroch zurück zu der großen Öffnung in der Kuppel, durch die das mächtige Teleskop ragte. Er blickte in einen großen, runden Raum, der von einigen Lampen schwach erhellt wurde.
Auf vier Steinsesseln saßen vier Männer. Sie waren mit Händen und Füßen an die Sessel gefesselt, und eine Gestalt im weißen Arztmantel spazierte langsam vor ihnen auf und ab. Die vier Gefesselten waren grauhaarig und trugen Nachthemden, der Mann im Arztmantel hatte blitzende Brillengläser und auffallend schiefe Schultern. Doc ahnte, daß er Dr. Anstratton vor sich hatte.
Er irrte sich nicht. Dr. Anstratton war einer der intelligentesten Menschen seiner Zeit, und die schiefen Schultern waren gewissermaßen die Peitsche, die ihn zu außergewöhnlichen Leistungen angetrieben hatte. Als Psychiater wußte er, daß sein ganzes Leben dem Versuch gedient hatte, sein Gebrechen zu kompensieren. Ohne diesen Geburtsfehler hätte er die Menschen weniger gehaßt und wäre weniger bestrebt gewesen, ihnen zu imponieren. Er wäre ein kluger, aber keineswegs ungewöhnlicher Mann gewesen.
Die vier Männer ließen den Arzt nicht aus den Augen. Schließlich meldete einer von ihnen sich zu Wort; Doc erkannte Jonas Hydebottom, der in Finanzkreisen einen guten Namen hatte und als absolut furchtlos galt. Die Transaktionen, auf die Hydebottom sich verschiedentlich eingelassen hatte, verlangten Mut und eiserne Nerven.
»Das glaube ich Ihnen nicht, Anstratton«, sagte Hydebottom kalt. »Vielleicht sind Sie verrückt, aber so verrückt nun auch wieder nicht. Sie würden es nicht wagen, Bannaford Selbstmord begehen zu lassen, und Ihr Geschwätz über Doc Savage beweist, daß alles nur Bluff ist.«
Doktor Anstratton rieb seine knöchernen Hände und schmunzelte. Er ging immer noch auf und ab und zog seine niedrige linke Schulter hoch, damit sie sich von der rechten nicht unterschied. So wirkte er noch verkrüppelter, aber das merkte er nicht.
»Sie haben erlebt, was geschehen kann«, sagte er leichthin. »Sie werden noch mehr erleben. Und Doc Savage ist wirklich tot, wir haben sein Skelett gefunden. Ratten hatten es kahlgenagt.«
Die vier Männer auf den Sesseln schauderten; auch der tapfere Hydebottom hatte vorübergehend seine Selbstsicherheit eingebüßt. Doc, der die Szene vom Dach aus beobachtete, konnte nicht wissen, was kurz vor der Ankunft des Helikopters passiert war, aber er konnte es sich ausmalen. Auch Bannaford hatte gefesselt auf einem der Sessel gehockt – ein fünfter war jetzt frei –, und Anstratton hatte seinen Gefangenen eine Rede gehalten.
»Sie alle sind Männer mit Geld und Ansehen«, so hatte er ausgeführt, »und Sie alle sind mit Doc Savage wenigstens flüchtig
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