DS027 - Der Mörder aus dem Jenseits
schaltete sich Long Tom ein. »Entweder Red McNew, Tige Eller, die alte Jude Snow – oder Frosta Raymond.«
»Was soll die alte Jude für ein Motiv gehabt haben?« sagte Ham und fuchtelte mit seinem Degenstock herum. »Sie ist doch keine Raymond und würde gar nichts von dem Black Raymond’schen Vermögen erben.«
Doc Savage ließ keine Sekunde die schwimmende Gestalt aus den Augen, die sich bisher ziemlich genau in der Mitte des Flusses gehalten hatte.
»Habe ich euch noch gar nichts von der frappanten
Ähnlichkeit zwischen der alte Jude, als sie zwanzig war, und Frosta Raymond erzählt?« fragte Doc.
»Ich kann mich nicht erinnern«, murmelte Renny. »Du meinst, Jude ist vielleicht doch eine Raymond?«
Doc gab ihm darauf keine Antwort mehr, denn das Schreiende Phantom hielt plötzlich auf das Felsufer zu, an dessen Klippenrand sie sich befanden.
Ohne auch nur einen Augenblick zu zögern, rannte Doc auf den Klippenrand zu und hechtete mit weitem Sprung, der ihn sicher über das Ufergeröll am Fuße der Klippenwand hinaustragen würde, auf den Fluß hinaus.
Beinahe fünfzehn Meter tief flog der Bronzemann durch die Luft, ehe er auf’s Wasser traf, und schien kaum unter der Oberfläche zu verschwinden. Gleich wieder aufgetaucht, begann er der anderen schwimmenden Gestalt sofort nachzukraulen.
Das Schreiende Phantom schwamm weiter auf die Steilwand zu. Offenbar wollte es einen schmalen Felsabsatz dicht über dem Wasser des Flusses erreichen. Aber es war klar abzusehen, daß der Bronzemann fast gleichzeitig mit ihm dort ankommen würde, einfach weil er der bessere Schwimmer war.
Das Phantom wandte den Kopf, sein Gesicht war immer noch von der Totenkopfmaske verdeckt; es sah, daß , der Bronzemann nur noch wenige Meter hinter ihm war. Daraufhin schlug es im Wasser einen Haken und flüchtete wieder in die Strommitte.
Anstatt ihm dorthin zu folgen, schwamm Doc auf den Felsabsatz in der Klippe zu, erreichte ihn und zog sich daran hoch. Seine goldflackernden Augen suchten die Felswand ab, die von weitem ausgesehen hatte, als sei sie aus solidem Gestein. Dann griff er mit seiner Bronzehand zu.
Die Felswand gab nach. An einer Stelle bestand sie aus einem täuschend echt bemalten Tarnvorhang. Doc schob sich hindurch.
Hinter dem Vorhang tat sich eine geräumige Höhle auf, die wohl das Wasser des Flusses im Laufe der
Jahrtausende aus dem Fels herausgewaschen hatte. An einer Seite waren Kisten aufgestapelt, die ihrer Beschriftung nach automatische Handfeuerwaffen und Munition enthielten. Eine offenbar schußbereite Maschinenpistole lag darauf. Daneben lehnte hochkant ein fertig aufgeblasenes Schlauchboot mit starkem Außenbordmotor. Hätte das Schreiende Phantom sein Nachschublager mit genügendem Vorsprung erreicht, wären seine Fluchtchancen gar nicht so schlecht gewesen.
Was jedoch sofort Doc Savages Aufmerksamkeit erregte, waren drei Gestalten, die gefesselt und geknebelt an der anderen Höhlenwand am Boden lagen.
Dem Höhleneingang am nächsten lag Monk, neben ihm der hagere Johnny und ganz hinten die alte Jude. Keiner von ihnen schien verletzt zu sein.
Doc hatte sich bereits hingekniet und befreite sie von ihren Fesseln; manche Stricke riß er in der Eile einfach durch.
Monk stand als erster wieder auf den Beinen. In seiner Maske als akkordeonspielender Bettler bot er einen grotesken Anblick.
Johnny stieß ein paar saftige, vielsilbige Flüche aus, als er vom Boden hochkam, und ließ seine langen dürren Arme wie Windmühlenflügel kreisen, um seine Blutzirkulation wieder in Gang zu bringen.
Die alte Jude war nach der langen Gefangenschaft so steif, daß man ihr auf die Beine helfen mußte.
Während Doc das Schlauchboot startfertig machte, ließ er sich Einzelheiten berichten.
»Weshalb hat euch das Phantom festgehalten?« fragte er.
»Er wollte uns, falls du ihn erwischtest, als Geiseln benutzen«, entgegnete Monk. »Nur wenn du ihn wieder laufengelassen hättest, wollte er dir sagen, wo wir steckten – und wir wären hier sonst glatt verhungert und verdurstet.«
»Und warum hat das Phantom Sie nicht getötet?« wandte sich Doc an die alte Jude, die tatsächlich wie eine Hexe aussah.
Sie zuckte die Achseln. »Er hätte mich wohl liebend gern umgebracht«, murmelte sie, »aber ich hatte immer noch das alte Buch, in dem das Testament Black Raymonds stand.«
»Und – hat er das Buch von Ihnen bekommen?« fragte Doc.
Die alte Frau sah ihn listig an. »Ich ließ ihn in dem Glauben, ich bewahrte
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